Turin (dpa)

Frankreich jubelt vor „Finale der Finals“

Jens Marx, Stefan Tabeling und Maximilian Haupt, dpa
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Von Jens Marx, Stefan Tabeling und Maximilian Haupt, dpa
| 08.10.2021 07:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Frankreichs Aurelien Tchouameni (M) und Belgiens Romelu Lukaku (r) kämpfen um den Ball. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa
Frankreichs Aurelien Tchouameni (M) und Belgiens Romelu Lukaku (r) kämpfen um den Ball. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa
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Frankreich gegen Spanien - was für ein Finale. Auch wenn es nur um die Nations League geht. Die Vorfreude ist riesig. Zwei Teams, die berauschenden Fußball spielen können. Die Franzosen zeigten es gegen Belgien.

Im Land von Endspiel-Gegner Spanien freuen sie sich auf die Marseillaise vor dem „Finale der Finals“. Im Land des geschlagenen Halbfinalisten Belgien regen sie sich über den Spott aus der Besieger-Nation auf. In Frankreich selbst sind sie einfach hin und weg von der Equipe tricolore.

Die rasant-unfassbaren Aufholjagd des Fußball-Weltmeisters im Halbfinale der Nations League gegen den Weltranglistenersten sorgt für Euphorie. „Von Folter zur Freude“, schrieb die Sportzeitung „L'Équipe“.

Sogar der bekannt nüchtern-kauzige Didier Deschamps geriet nach dem denkwürdigen Sieg in letzter Minute ins Schwärmen: „Es ist fabelhaft.“ Das sei der Fußball, „den wir lieben. Wenn du auf der guten Seite des Wahnsinns bist, ist es großartig“.

0:2 lag Frankreich zurück zur Pause. Die nächste Enttäuschung drohte 101 Tage nach dem schmachvollem EM-Aus des Weltmeisters gegen die Schweiz. Karim Benzema (62. Minute), Kylian Mbappé per Foulelfmeter (69.) und Theo Hernandez, Bruder von Auswahlkollege und Bayern-Profi Lucas Hernandez, in der 90. Minute machten die Wende gegen verdutzte Belgier in Turin perfekt.

Frankreich hat die nächste Chance auf eine Trophäe

„Wir wollten ins Finale und haben aufgehört zu spielen“, sagte Belgiens Coach Roberto Martínez und sprach von einer „grausamen Erfahrung“. Schließlich lag seine Mannschaft, die dem Ruf der Goldenen Generation nicht gerecht werden kann, wenn es drauf ankommt, durch den Vier-Minuten-Doppelschlag durch Yannick Carrasco (37.) und Romelu Lukaku (41.) kurz vor der Pause schon auf Finalkurs.

„Wütend, zum zweiten Mal“, titelte „L'Équipe“ in Anspielung auch auf das WM-Aus 2018 der Belgier im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Frankreich. „Die französische Presse verspottet unsere 'verfluchte Generation'“, konterte „Het Laatste Nieuws“. Groß sei die Freude in französischen Medien, „dass sie es doch geschafft haben, die Roten Teufel klein zu machen“.

Fakt ist: Nicht Belgien spielt um seinen ersten internationalen Titel seit dem Olympiasieg 1920 in Mailand gegen Spanien. Nein, Frankreich hat die nächste Chance auf eine Trophäe.

„Einzigartige Durchschlagskraft“

„Die größte Rivalität unter europäischen Nachbarn“, befand Spaniens Sportblatt „As“ bereits und fürchtet die „einzigartige Durchschlagskraft“ der Mannschaft um Mbappé. Der Superstar von PSG schrieb noch in der Nacht in den Sozialen Netzwerken vom Comeback, das bleibe.

Dass der manchmal auch gescholtene und vor allem bei der EM im Sommer enttäuschende PSG-Profi gegen die Belgier im Supersturm mit Benzema und Antoine Griezmann eine besondere Rolle spielen würde, hatte Deschamps geahnt. „Seit er diese Woche angekommen ist, habe ich es gespürt in seiner Einstellung und seinem Handeln, dass das ein Spiel für ihn wird“, erzählte der 52 Jahre alte Coach: „Gut für ihn und gut für uns.“

© dpa-infocom, dpa:211008-99-522487/4

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