Hilfe für Flutopfer

„Ich habe einfach gehandelt“

Dagmar Meyer-Roeger
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Von Dagmar Meyer-Roeger
| 04.08.2021 07:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Stabsgefreiter Andreas Canu war im Hochwasser als Feuerwehrmann im Dauereinsatz. Foto: Meyer-Roeger
Stabsgefreiter Andreas Canu war im Hochwasser als Feuerwehrmann im Dauereinsatz. Foto: Meyer-Roeger
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Ein Soldat und Feuerwehrmann berichtet von der Lage im vom Hochwasser besonders betroffenen Stolberg. GA-Leser können spenden.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Stolberg - Sie nennen ihn „Tiger“, weil er sich als Langstreckenläufer immer durchbeißt, alles gibt, bis an den Rand der Erschöpfung. Solch eine Kämpfernatur zu sein, rettete ihm nun das Leben und half dabei, vielen anderen Menschen zu helfen. Die Rede ist vom Stabsgefreiten Andreas Canu aus Stolberg-Breinig, der zudem in der Freiwilligen Feuerwehr in Aachen-Sief aktiv ist. Derzeit gehört der 42-Jährige dem Sanitätsversorgungszentrum in Stetten an. Sein Tag am 14. Juli begann relativ entspannt, Sport war angesagt. Meldungen über erste Regenschauer in der Städteregion Aachen trafen ein, schließlich spitzte sich die Situation zu, die Lage wurde dramatisch. Für die Bundeswehr stand schnell fest, dass der Stolberger nach Hause durfte, vom Dienst freigestellt wurde, um als Feuerwehrmann in seiner Heimat zu helfen.

Andreas Canu stieg also in sein Auto mit dem Ziel, möglichst rasch seine Kollegen von der Feuerwehr zu unterstützen. Durchs Radio erfuhr er von einem Stau auf der Autobahn 61, so dass der Soldat bei Rheinbach abfuhr, um auf dem Landweg schneller voranzukommen.

„Ich habe gedacht: Das war es!“

In Rheinbach war er dann plötzlich rechts und links von Flutmassen umzingelt. Das Wasser hatte schnell die Windschutzscheiben erreicht. „Ich habe richtige Angst verspürt und gedacht: Das war es!“, erinnert er sich. Er sei sich sicher gewesen, „hier kann mir niemand helfen, das ist viel zu gefährlich für Helfer. Ich muss das selbst in die Hand nehmen“.

Was tun? Ihm war bewusst, dass er Ruhe bewahren muss. „Lass bloß nicht den Motor ausgehen“, sei ihm durch den Kopf geschossen. Dann habe er den Rückwärtsgang eingelegt und ganz vorsichtig zurückgesetzt. Aus seiner misslichen Lage konnte er sich so befreien, aber an ein Rauskommen aus Rheinbach war nicht zu denken. Kurzentschlossen bot Canu der dortigen Feuerwehr seine Hilfe an. Der Stabsgefreite half bei der Evakuierung, bei der Stromversorgung, der Versorgung der Personen in Notunterkünften mit Lebensmitteln sowie der medizinischen Versorgung – eben überall, wo seine Hilfe benötigt wurde. Die Situation vor Ort war alles andere als entspannt, denn es drohte ein Damm zu brechen. Dann wäre der Ort geflutet worden. Beruhigend auf ihn habe gewirkt, dass Kollegen von der Bundeswehr zur Rettung nahten.

Von den Bundeswehrklamotten in die Feuerwehruniform

Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr gelang es ihm schließlich, trotz großer Hindernisse seine Fahrt fortzusetzen. Um 10.15 Uhr traf er in seinem Heimatort ein. Inzwischen hatte ihn auch eine Mail der Feuerwehr Rheinbach erreicht, in der stand, dass seine Arbeit Gold wert gewesen sei. „Das hat mir noch einmal einen Motivationsschub gegeben.“ Also raus aus den Bundeswehrklamotten, rein in die eigene Feuerwehruniform.

Nach mehreren Einsätzen ging es gegen Mitternacht nach Hause – endlich schlafen. Am nächsten Morgen folgte früh die nächste Alarmierung. Sein Löschzug wurde nach Stolberg gerufen – nicht zum letzten Mal. „Der Eindruck war weit jenseits aller Vorstellungskraft“, so Canu. Aber wie schon zuvor in Rheinbach sei er in einem absoluten Ausnahmezustand gewesen: „Ich habe einfach gehandelt und funktioniert.“

So können GA-Leser helfen

Seit über einer Woche läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE19 2859 1654 0032 6518 00 bei der Volksbank eG Westrhauderfehn. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

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