Izu (dpa)

Bahnrad-Asse Levy und Hinze verpassen Medaillen

Stefan Tabeling und Tom Bachmann, dpa
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Von Stefan Tabeling und Tom Bachmann, dpa
| 08.08.2021 05:15 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Als Dreifach-Weltmeisterin und Gold-Hoffnung war Emma Hinze nach Japan gereist. Doch auch im Sprint fährt sie an einer Medaille vorbei. Routinier Maximilian Levy nimmt Abschied.

Maximilian Levy nahm Emma Hinze lange in den Arm und strich ihr tröstend über die blonden Haare. Und der Routinier, der selbst emotional Abschied vom Bahnradsport nahm, hatte offenbar die richtigen Worte gewählt.

So huschte der niedergeschlagenen Weltmeisterin nach dem geplatzten Medaillentraum bei den Olympischen Spielen im Sprint doch ein kleines Lächeln über das Gesicht. Zumindest für einen Moment.

„Die Enttäuschung ist schon groß. Es war wieder so knapp. Ich wollte schon eine Medaille gewinnen, egal welche. Der vierte Platz ist halt undankbar“, sagte Hinze nach dem Abschluss der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe in Izu der Deutschen Presse-Agentur und schob hinterher: „Ich konnte aber einfach nicht mehr.“ So blieb ihr die Sprint-Krone von Kristina Vogel, der Olympiasiegerin von Rio, verwehrt.

„Olympia ist was anderes“

Als Gold-Hoffnung und Dreifach-Weltmeisterin war Hinze nach Japan gereist. Dort bekam sie den großen Druck zu spüren, wie sie selbst einräumte: „Ich habe schon gemerkt, dass alle auf mich gucken und gegen mich fahren. Das kann man auch als Kompliment sehen.“ Unter dem Strich blieb für sie eine Silbermedaille im Teamsprint zum Auftakt. „Ich habe sie jeden Tag auf meinem Nachttisch stehen gehabt und war sehr stolz. Olympia ist was anderes“, sagte die 23-Jährige.

Aufmunternde Worte gab es von Vogel: „Emma ist ein wahnsinnig junges und talentiertes Mädchen. Sie kann in drei Jahren in Paris wiederkommen und es anders machen.“ Gegen die spätere Siegerin Kelsey Mitchell aus Kanada verlor Hinze in drei Läufen, im kleinen Finale gegen Lee Wai-Sze aus Hongkong war dann die Luft raus.

Teamkollegin Friedrich enttäuscht

Enttäuscht war auch die noch zwei Jahre jüngere Teamkollegin Lea Sophie Friedrich als Fünfte. „Bei mir sitzt der Schmerz zu tief, als etwas Gutes darin zu sehen. Ich hätte gerne eine Medaille gehabt. Man steckt sich manchmal auch die Ziele zu hoch“, sagte Friedrich. Es sei eine neue Erfahrung gewesen, „auch mal auf die Fresse zu fliegen“, ergänzte Friedrich auch mit Blick auf ihr bitteres Keirin-Aus. Bundestrainer Detlef Uibel betonte aber: „Den Mädels gehört die Zukunft.“

So gingen die deutschen Bahnrad-Asse am letzten Tag leer aus und blieben in der Endabrechnung mit einmal Gold für den Frauen-Vierer und Silber im Teamsprint hinter den Erwartungen zurück. Davon kann bei Levy nicht die Rede sein, der in seinem letzten Olympia-Finale Platz sechs im Keirin belegte. Die Attacke des nun siebenmaligen Olympiasiegers Jason Kenny (Großbritannien) hatte Levys Renntaktik zunichte gemacht. „Es war gut und wichtig für mich, dass ich diese Spiele noch gemacht habe. Eigentlich wollte ich nach Rio aufhören“, sagte der viermalige Olympia-Teilnehmer, der einmal Silber und zweimal Bronze in seiner Karriere eingefahren hatte.

Levy-Abschied sorgt für feuchte Augen

Bis zum Halbfinale war Levy nahezu von Lauf zu Lauf besser geworden, obwohl er auch da schon über die Müdigkeit geklagt hatte. „Ich kann zwar Radfahren, aber danach komme ich kaum die Treppe runter zum Klo“, scherzte der Ex-Weltmeister vor einer langen Rückreise nach Deutschland: „Ein Economy Flight über den ganzen Tag. Und dann hat man uns einen Sieben-Stunden-Aufenthalt in Frankfurt versprochen.“

Der Abschied des Altmeisters sorgte auch bei Hinze für feuchte Augen. „Ich war schon die ganze Zeit emotional. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss, sein letztes Rennen zu fahren“, sagte die Sprinterin. Levy werde als „Leitfigur“ fehlen, wie die Hildesheimerin meinte. Aber der Altstar ist nicht aus der Welt. Levy wird den Posten des Junioren-Bundestrainers übernehmen. Das plauderte Rekord-Weltmeisterin Kristina Vogel als ZDF-Expertin aus, was Levy nicht gefiel: „Das ist alles im Gespräch, aber Kristina sollte vielleicht erst einmal mit mir darüber reden. Ich habe gehört, sie erzählt da einiges, was den Leuten merkwürdig aufstößt.“

Auch Bundestrainer Detlef Uibel war nicht gut auf Vogel zu sprechen, die einen Taktiktrainer für die deutsche Mannschaft gefordert hatte. „Ich glaube nicht, dass Kristina dazu befähigt ist, darüber zu urteilen. Auch sie war nicht unbedingt die taktisch variabelste Rennfahrerin. Sie hat viel über die Physis und die mentale Stärke gemacht“, sagte Uibel der dpa.

Die querschnittsgelähmte Vogel hatte die Kritik aber nicht auf Uibel bezogen, sondern einen zusätzlichen Co-Trainer gefordert. „Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich ein bisschen sachlicher und ruhiger verhält in der öffentlichen Diskussion, die sie angeschoben hat“, ergänzte Uibel.

© dpa-infocom, dpa:210808-99-763847/8

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