Berlin (dpa)
Schweizer Neutralität: Union und Bayer mit Remis zufrieden
Gerardo Seoane kann bei seinem Trainer-Debüt für Leverkusen die eiserne Union-Festung nicht einnehmen. Das Remis gegen seinen Schweizer Trainer-Kollegen Fischer findet der Bayer-Coach aber gerecht.
Bei zwei Schweizer Trainern war das Remis zwischen Union Berlin und Bayer Leverkusen irgendwie ein logisches Ergebnis. „Fußball ist meistens gerecht“, sagte Gerardo Seoane nach seinem Bundesliga-Debüt mit der Werkself.
„Ich finde es auch ein gerechtes Unentschieden“, lautete die Reaktion seines Landsmanns Urs Fischer in Diensten der Eisernen. Schweizer Neutralität, eben. Zum Abschied gab es im überhitzten Presseraum eine herzliche Umarmung der Trainer.
Tatsächlich konnte sich Fischer eher wie ein heimlicher Sieger fühlen, denn sein Team hatte nach einer schwachen ersten Halbzeit und einer ungewöhnlich lauten Standpauke des sonst so besonnenen Coaches eine Reaktion gezeigt und den Gegner in der Schlussphase noch am Rande einer Niederlage. Union setzte seine beeindruckende Heimserie auch zum Saisonauftakt in der Fußball-Bundesliga fort und blieb im dritten Versuch erstmals in einem Saisonauftaktspiel ungeschlagen.
Turbulente Anfangsphase
Taiwo Awoniyi (7. Minute) für die Eisernen und Moussa Diaby (12.) für die Werkself erzielten am Samstag vor 11.006 Zuschauern im unter Corona-Bedingungen ausverkauften Stadion an der Alten Försterei die frühen Tore zum 1:1 (1:1) im Duell der beiden Europacup-Starter.
Die Berliner blieben damit auch im 17. Liga-Heimspiel in Serie ungeschlagen. Der Punktgewinn gibt ihnen ein gutes Gefühl vor der Reise zum Playoff-Hinspiel in der Conference League am Donnerstag nach Helsinki gegen Kuopio PS, dem ersten internationalen Pflichtauftritt seit 20 Jahren. „Das wird dann ein ganz anderes Spiel, die werden sich hinten reinstellen“, sagte Abwehrchef Robin Knoche vor dem Finnland-Trip.
Bayer-Coach Seoane bekam noch vor dem Anpfiff die volle Dosis. Die Kulisse im Stadion an der Alten Försterei war auch bei nur halber Auslastung stimmgewaltig. Bald schnellte das eiserne Spaß-Barometer in die Höhe. Erst war Max Kruse (6.) zu unentschlossen, dann zeigte Awoniyi, warum ihn die Berliner fest vom FC Liverpool verpflichtet haben. Sein Schuss von der Strafraumgrenze schlug hinter Lukas Hradecky im Bayer-Tor ein. Jubelnd sank der Nigerianer auf die Knie.
Andrich vor Wechsel zu Bayer?
Leverkusen reagierte cool. Diaby zündete wenige später den Turbo und ließ Luthe mit einem Flachschuss keine Chance. Bayer dominierte mit deutlichen technischen Vorteilen das Mittelfeld, in dem bei Union Robert Andrich überraschend fehlte. „Adduktorenprobleme“ plagten den Abräumer, hieß es. Vermutlich waren es auch die Wechselambition Richtung Bayer. Seoane blockte Fragen nach Andrich ab. Fischer blieb bei der Sprachregelung, Andrich habe sich nicht gut gefühlt.
Fischer hatte die Favoritenrolle energisch Bayer zugeschoben. Tatsächlich entwickelte sich aber ein Duell auf Augenhöhe ohne großen Attraktivitätsfaktor. Leverkusen wusste mit seinen fußballerisch besseren Mitteln nicht viel anzufangen. Union stand traditionell kompakt und hoffte auf offensive Umschaltmomente.
Fischer brachte in Unions Druckphase in Cedric Teuchert für Kruse (73.) einen deutschen Olympia-Fahrer für den anderen. Seoane zog mit der Einwechslung seines brasilianischen Olympiasiegers Paulinho nach. Teuchert (85.) bot sich noch eine Chance aus spitzem Winkel, einen Kopfball von Marvin Friedrich (86.) hielt Hradecky sicher. „Eigentlich schon“, lautete die knappe Antwort von Union-Manager Oliver Ruhnert, ob er mit dem Punkt zufrieden sei.
© dpa-infocom, dpa:210814-99-841887/3