Istanbul/Rom/Madrid (dpa)
Hochwasser, Hitze, Brände: Extremwetter in Südeuropas
In der Türkei reißen Fluten ganze Gebäude mit sich, in Italien brennen alte Wälder, in Spanien wird der Hitzerekord eingestellt - doch in einem Land am Mittelmeer entspannt sich die Lage deutlich.
Verheerende Überschwemmungen in der Türkei, heftige Brände in Italien, Gluthitze in Spanien: Seit Wochen leiden Millionen Menschen in Südeuropa und angrenzenden Regionen unter extremen Wetterbedingungen.
Bei den Überschwemmungen in der Nordtürkei stieg die Zahl der Todesopfer auf 58. Zahlreiche Menschen würden noch vermisst, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Samstagabend in der Stadt Kastamonu. In Italien loderten in diesem Sommer rund 75 Prozent mehr Wald- und Vegetationsbrände als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, wie die Feuerwehr bekanntgab. In Spanien wurde der Hitzerekord von 2017 eingestellt.
In der türkischen Schwarzmeerregion führten heftige Regenfälle in den vergangenen Tagen zu den schlimmsten Überflutungen seit Jahren. Die Fluten rissen ganze Häuser mit sich, und Brücken stürzten ein, wie auf Bildern zu sehen war. In den Provinzen Kastamonu, Sinop und Bartin wurden mehr als 2000 Menschen in Sicherheit gebracht. Ein Faktor für die zerstörerische Gewalt der Wassermassen ist nach Ansicht von Experten neben dem Klimawandel auch die Begradigung von Flüssen - etwa die Einengung des Flusses Ezine im Bezirk Bozkurt.
Keine Atempause für Feuerwehr in Italien
In Italien gab es vom 15. Juni bis 15. August insgesamt 52.584 Feuerwehreinsätze, wie die „Vigili di fuoco“ am Sonntag mitteilten. Im vorigen Jahr waren es in dem Zeitraum 30.106. Die diesjährige Zahl sei mit dem Jahr 2017 vergleichbar.
Auch am Sonntag - dem italienischen Feiertag Ferragosto - gab es für die Feuerwehr keine Atempause. Nach ihren Angaben waren 7600 Männer und Frauen im Einsatz, 6000 im regulären Dienst und 1600 als Verstärkung angesichts der Lage. Sie wurden von 15 Löschflugzeugen und 14 Hubschraubern unterstützt.
Zuletzt hatte es heftige Brände unter anderem in den südlichen Regionen Kalabrien, Kampanien und Molise, auf den Inseln Sizilien und Sardinien und in der Umgebung von Rom gegeben. Die meisten gehen laut Medienberichten auf Brandstiftung zurück. Am Samstag meldeten die Carabinieri auf Sizilien die Verhaftung von zwei Viehzüchtern, Vater und Sohn, die mit dem Abfackeln von Dorngestrüpp ihr Weideland erweitern wollten und einen großen Brand auslösten.
Die Tageszeitung „La Repubblica“ berichtete am Sonntag, dass viele jahrhundertealte, kulturgeschichtlich bedeutsame Wälder lichterloh brannten. Dazu zähle ein Pinienwald bei Pescara an der Adria, den der dort geborene Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) einst besang. In Cuglieri auf Sardinien sei ein tausendjähriger Olivenhain von den Flammen zerstört worden. Auch der Nationalpark Aspromonte in Kalabrien sei schwer geschädigt.
Lage in Griechenland entspannt sich
In Griechenland entspannte sich die Lage nach den gewaltigen Bränden der vergangenen 14 Tage: Zwar zählte die Feuerwehr von Samstag auf Sonntag 53 neue Brände, allerdings geriet bis zum Sonntagmittag keiner davon vollständig außer Kontrolle. Manche internationalen Helfer reisten ab - etwa ein Team rumänischer Feuerwehrleute. Deutsche Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk blieben dagegen noch im Westen der Halbinsel Peloponnes. Die Region steht unter strenger Beobachtung, weil immer wieder kleinere Brände entstehen und gelöscht werden müssen.
Spanien litt am Wochenende unter einer Hitzewelle. Der historische landesweite Temperaturrekord vom 13. Juli 2017 am Flughafen von Córdoba im südspanischen Andalusien wurde am Samstag mit 46,9 Grad am selben Ort exakt eingestellt, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete. Glutheiß war es auch in der Hauptstadt Madrid, wo die Temperaturen auf mehr als 41 Grad stiegen.
Die bei Deutschen beliebte Urlauberinsel Mallorca meldete knapp über 40 Grad, ähnlich heiß war es auf den Kanaren vor der Westküste Afrikas. Obwohl die Waldbrandgefahr extrem ist, wurde das Land dieses Jahr bisher von größeren Feuern verschont. Teilweise wurde das Betreten der Wälder verboten, etwa in Katalonien.
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