Auszeichnung
Ingeborg Remmers erhält Verdienstkreuz
Ingeborg Remmers aus Strücklingen wurde jetzt von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt. Grund dafür ist ihr Einsatz für den Erhalt des Saterfriesischen.
Hannover / Strücklingen -Zu einer besonderen Tour in die Landeshauptstadt brach Anfang dieser Woche Ingeborg Remmers auf. Mit dem Saterländer Gemeindebus fuhr die 60-Jährige, die in Strücklingen zu Hause und in Scharrel an der Grundschule als Lehrerin tätig ist, nach Hannover. Sie selbst saß am Steuer, mit im Bus waren ihre beiden Söhne, eine Freundin und ein halbes Dutzend Frauen des inneren Zirkels ihres Arbeitskreises „Seeltersk inne Skoule“.
Ingeborg Remmers gehörte zu den 22 Niedersächsinnen und Niedersachsen, die von Ministerpräsident Stephan Weil aus Anlass des 75-jährigen Landesjubiläums Niedersachsens mit dem Niedersächsischen Verdienstorden ausgezeichnet worden sind. Bei einem Festakt im Galeriegebäude Herrenhausen in Hannover überreichte Weil jetzt die Orden an je elf verdiente Frauen und Männer.
Pädagogin setzt sich für Saterfriesisch ein
Die Saterfriesin Ingeborg Remmers wurde vom Ministerpräsident mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Geehrt wurde die Pädagogin als herausragende Vertreterin der saterfriesischen Sprache, die sie als Lehrerin an junge Menschen weitergibt.
Saterfriesisch ist die letzte existente Varietät der ostfriesischen Sprache und wird nur noch von rund 2.000 Menschen gesprochen. Es ist neben Plattdeutsch eine der beiden durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen anerkannte Minderheitensprache in Niedersachsen.
Hoher persönlicher Einsatz
Wie es in einer Mitteilung der Niedersächsischen Staatskanzlei heißt, engagiere sich Remmers „vorbildlich und mit hohem persönlichen Einsatz für den Spracherwerb und Spracherhalt des Saterfriesischen in der Grundschule und in der kulturellen Projektarbeit.“ So fördert sie Initiativen wie „Das Saterland als Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit“, unterstützt den Mathematikunterricht in der Schule auf Saterfriesisch sowie den saterfriesischen Lesewettbewerb mit der Oldenburgischen Landschaft. Bei der Landesschulbehörde war sie lange Zeit Beraterin für die Sprache. Durch ihren persönlichen Einsatz trage die Strücklingerin zum Erhalt des Saterfriesischen bei.
Wie Ingeborg Remmers das tut, davon überzeugte sich der Landesvater, als er bei seiner Sommertour Ende Juni im Saterland Station machte. Auf dem Schulhof der Litje Skoule Skäddel in Scharrel, gab es für ihn eine Vorführung der Schulkinder – selbstverständlich in der Minderheitensprache. Die hatte Remmers mit Schülerinnen einstudiert.
2020 hatte das Land Niedersachsen ein Saterfriesisch-Lehrbuch, das Remmers übersetzt hatte, mit 42.000 Euro gefördert. Bei seiner Sommertour überzeugte sich Weil vor Ort davon, dass das Geld gut angelegt ist.
Weil plauderte über Begegnung in Scharrel
Bei der Ordensverleihung jetzt sei Ministerpräsident Weil sehr nett auf ihre Begegnung in Scharrel eingegangen, erzählt Remmers. Er habe nicht nur die vorbereitetete Laudatio vorgetragen, sondern hätte diese spontan um einige persönliche Sätze ergänzt.
Sie freue sich über diese Anerkennung ihres jahrelangen Engagements für ihre Muttersprache, sagt die Geehrte, um sofort hinzuzufügen, dass sie die Ehrung so auffasse, dass sie das Verdienstkreuz stellvertretend für all jene in Empfang genommen habe, die sich ebenfalls und gemeinsam mit ihr für den Spracherhalt einsetzten. Das seien in erster Linie die Angehörigen der beiden Arbeitskreise „Seeltersk inne Skoule“ und „Seeltersk in dän Bäidenstuun“. Dabei wolle sie auch diejenigen nicht vergessen, die bereits verstorben sind, sagte Remmers. Ausdrücklich nannte sie Gretchen Grosser und Adelheid Pörschke. „Jedem gehört ein Stückchen von dieser Ehrung“, findet die Strücklingerin, „wenn wir nicht alle zusammengearbeitet hätten, wäre es zu dieser Ehrung nicht gekommen.“
Glückwünsche aus dem Saterland
Dennoch freue sie sich natürlich sehr, dass sie nun ausgezeichnet wurde, versichert sie. Auch über die vielen Glückwünsche aus dem Saterland, die sie digital erreichten, unter anderem von ihrem Schulleiter Torben Hinrichs, hat sie sich gefreut.
Remmers schwärmt vom tollen Ambiente in Herrenhausen. „Da fühlt man sich schon besonders, wenn man da sitzt“, gesteht die 60-Jährige. Sehr gut gefallen habe ihr, dass der Ministerpräsident ausdrücklich darauf einging, dass bei allen Geehrten die Sache, für die sie sich einsetzten im Mittelpunkt stehe.
So sieht sie das nämlich auch, erklärt Ingeborg Remmers. Saterfriesisch werde ihr immer eine Herzensangelegenheit bleiben, für die sie gerne ihre Zeit und Kraft einsetze.