St. Gallen (dpa)

Kein Tor-Festival für Flick zur Premiere gegen Liechtenstein

Arne Richter, Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa
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Von Arne Richter, Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa
| 02.09.2021 22:41 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft setzt sich in St. Gallen gegen Liechtenstein durch. Foto: Sven Hoppe/dpa
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft setzt sich in St. Gallen gegen Liechtenstein durch. Foto: Sven Hoppe/dpa
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Das war noch nicht der begeisternde Auftritt mit dem neuen Bundestrainer. Bei seinem Debüt kommt Hansi Flick gegen Außenseiter Liechtenstein nur zu einem 2:0. Die DFB-Auswahl spielt nicht zwingend genug.

Fußball-Spaß fällt nicht vom Himmel - auch nicht mit Hansi Flick: Gut zwei Monate nach der großen EM-Enttäuschung hat die Nationalmannschaft bei der zähen Länderspiel-Premiere des neuen Bundestrainers das fest eingeplante Tor-Festival verpasst.

Gegen das solide Abwehrbollwerk des großen Außenseiters Liechtenstein kam die DFB-Elf in der WM-Qualifikation am Donnerstagabend trotz 90 Minuten Dauerangriffs über ein dünnes 2:0 (1:0) nicht hinaus.

„Natürlich haben wir uns schon vorgenommen, mehr Tore zu machen“, sagte Ersatzkapitän Joshua Kimmich bei RTL. „Wir haben uns wirklich schwer getan. Es war ein komisches Spiel, ein schwieriges Spiel, weil der Gegner sehr, sehr tief verteidigt hat. Wir hatten ein paar Möglichkeiten, die ganz dicken Dinger sind ausgeblieben.“ Flick sagte, es sei „keine Selbstverständlichkeit bei der Mannschaft, dass sie überzeugt ist, Tore zu schießen“. Dennoch sei es „ein Anfang“ gewesen. „Ich kann vom Einsatz her der Mannschaft nichts vorwerfen“, sagte der Bundestrainer.

Nun gegen Armenien

Timo Werner (41. Minute) und Leroy Sané (77.) erzielten vor 7958 Zuschauern die Tore zum nie gefährdeten und dennoch keinesfalls standesgemäßen Sieg gegen die Nummer 189 der FIFA-Weltrangliste im schweizerischen St. Gallen. Größere Aussagekraft für Flicks große Ziele Richtung WM 2022 in Katar hatte die Partie angesichts der reinen Defensivstrategie des Gegners nicht.

Der einstige Bayern-Titelsammler weiß nun allerdings: Der Neuanfang der Nationalmannschaft gelingt nicht auf Knopfdruck. Schon am Sonntag steht mit dem Spitzenspiel in der Gruppe J gegen Armenien in Stuttgart die nächste Bewährungsprobe an. Dann soll auch der für das Direktticket nötige Platz eins erobert werden.

In weißen Turnschuhen war Flick vor dem Anpfiff an der Tribüne entlang gelaufen. Die zahlreich vertretenen Fans in Deutschland-Trikots feierten ihn mit „Hansi“-Rufen und Applaus. Lächelnd winkte der Bundestrainer Richtung Anhänger. Unliebsame Parallele zur Enttäuschung von Wembley war einzig die Hymne Liechtensteins. „Oben am jungen Rhein“ hat die gleiche Melodie wie Englands „God save the Queen“. Ohne die angeschlagenen Manuel Neuer und Thomas Müller standen nur noch vier Spieler vom Achtelfinal-Aus in der Startformation - einer von ihnen war Kimmich als Kapitän in seinem 60. Länderspiel.

Starker Liechtenstein-Torwart

Der Mittelfeldantreiber der Bayern prüfte gleich zu Beginn Liechtensteins Torwart Benjamin Büchel (4.), der einen arbeitsreichen Abend vor sich haben sollte. Auch Werner scheiterte zunächst am Keeper (7.). Die DFB-Auswahl hatte aber Mühe, die Lücke in der dichten Liechtensteiner Abwehr zu finden. Deren Nationaltrainer Martin Stocklasa beorderte fast durchgängig alle Spieler an den eigenen Strafraum. Der Kopfball von Robin Gosens an den Pfosten (18.) war eine der wenigen weiteren deutschen Chancen der ersten halben Stunde.

Im Training, hatte Flick vor dem Anpfiff bei RTL gesagt, hätten ihn seine Spieler „schon begeistert“. Im Spiel waren die Anlaufschwierigkeiten in der ersten Halbzeit aber noch gut zu sehen. Die hoch veranlagte Offensive um Werner, Leroy Sané, Kai Havertz und Startelf-Debütant Musiala drängte in den Strafraum - stand sich dort aber oft gegenseitig im Weg. An der Seitenlinie wurde Flick langsam ungeduldig. Der 56-Jährige forderte mehr Bewegung - und klatschte dann energisch, als Musiala seinen Wunsch erfüllte.

Der 18-Jährige setzte unbeschwert am Strafraum zum Dribbling an, zog mehrere Gegner auf sich und steckte zu Werner durch, der die Geschwindigkeit mitnahm und sein 17. Länderspieltor erzielte. Eine peinliche Nullnummer zur Halbzeit gegen den unterklassigen Gegner war damit abgewendet.

Flick wird rotieren

Die DFB-Abwehr, in der Thilo Kehrer nach einjähriger DFB-Pause sein Comeback feierte, musste erwartungsgemäß kaum einen Angriff entschärfen. Der Versuch von Aron Sele aus gut 35 Metern erheiterte zwar die Zuschauer, ging aber auch weit vorbei (30.). In den weiteren beiden Partien gegen Armenien und am Mittwoch auf Island wird Flick sicher rotieren - Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger saß am Donnerstagabend nur auf der Bank. Es gehe auch „um Belastungssteuerung“, sagte Flick.

Bayern-Anführer Müller, den Flick auch für dessen Überraschungsmomente überaus schätzt, wird wegen Problemen am linken Oberschenkel definitiv fehlen. Ohne den Rio-Weltmeister brauchte die Flick-Elf auch nach der Pause mehrere Anläufe, um zu ihren weiterhin wenigen zwingenden Chancen zu kommen. Und Liechtenstein hatte Büchel, der auch gegen Gündogan glänzend parierte (58.).

Nach einer Stunde wechselte Flick in seiner wenig effektiven Auswahl dreifach: Serge Gnabry kam für Havertz, Jonas Hofmann für Ridle Baku, und Marco Reus feierte sein DFB-Comeback mit der Einwechslung für Musiala. Auch Leon Goretzka kam in die Partie (für Gündogan/73.), ehe Reus das Außennetz traf (73.). Erst Sané erhöhte - wieder, als ein bisschen Tempo ins Spiel kam. Der Bayern-Profi befreite sich mit einer schnellen Körpertäuschung und erzielte sein achtes Länderspieltor. Kurz vor Schluss kam Toptalent Florian Wirtz und wurde zum ersten Debütanten unter Flick (82.).

© dpa-infocom, dpa:210902-99-72547/4

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