Tokio (dpa)
IPC-Präsident erklärt Paralympics für beendet
Die laut IPC-Präsident Andrew Parson „einfach sensationellen“ Paralympics in Japan sind vorbei. Mit einer nochmal verspielten Show brachten die pandemiegeplagten Gastgeber die ungewöhnlichsten Paralympics der Geschichte zu einem bunten Abschluss.
Mit einer verspielt-bunten Kostümshow hat Gastgeber Japan die XVI. Sommer-Paralympics in Tokio fantasievoll zum Abschluss gebracht.
Ganz dem etwas schräg klingenden Titel der Abschlussfeier „Harmonious Cacophony“ folgend führten die Darsteller aus ganz Japan zu fetziger Digitalmusik eine Kakophonie an grellbunten Tanzdarbietungen auf, die die Botschaft dieser Spiele vermitteln sollten: Eine Welt, in der die Menschen mit all ihren Unterschieden in bunter Vielfalt harmonisch zusammenleben können. „Arigato, Tokio“, („Danke, Tokio“) rief Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees, den Japanern zu Hause an den Fernsehern in seiner Abschlussrede im Olympiastadion der japanischen Hauptstadt zu.
Um 21.52 Uhr Ortszeit erklärte der Brasilianer die Sommerspiele für beendet. Die Abschlusszeremonie ging pandemiebedingt wie auch die sportlichen Wettkämpfe bis auf rund 3000 Ehrengäste, Offizielle und Journalisten ohne Zuschauer über die Bühne. Der japanische Kronprinz Akishino vertrat wie bei Olympia seinen älteren Bruder, Kaiser Naruhito, der die Spiele eröffnet hatte. Da die Sportler angewiesen waren, Japan zwei Tage nach ihrem letzten Wettkampf zu verlassen, war von den 134 deutschen Athletinnen und Athleten maximal noch ein Drittel anwesend. 40 Nationen hatten sogar keine Sportler mehr dabei.
Deutschland Zwölfter im Medaillenspiegel
Im Medaillenspiegel belegte Deutschland nach zwölf Wettkampftagen mit 13 Mal Gold und insgesamt 43 Medaillen Rang zwölf. Die deutsche Fahne trug Sportschützin Natascha Hiltrop, die in Tokio zunächst das erste Schieß-Gold seit 2004 holte und zudem einmal Silber gewann. Für das Flüchtlings-Team trug der in Halle an der Saale lebende Syrer Anas Al Khalifa die erste Fahne ins Stadion. Er war in Tokio mit dem Kanu gestartet. Wie schon bei der olympischen Schlussfeier vor knapp vier Wochen gab Paris bei einer begeisternden und einheizenden Videopräsentation einen Vorgeschmack auf die Spiele in drei Jahren.
Die Spiele in Japan seien „einfach sensationell“ gewesen, zog IPC-Präsident Parsons Bilanz - und zollte den Gastgebern seinen Dank und Respekt. Er habe keinen Zweifel daran, dass die japanische Bevölkerung nicht nur stolz auf die Leistungen ihrer Athletinnen und Athleten sei, sondern auch darauf, in der Lage gewesen zu sein, die Spiele angesichts der Corona-Pandemie überhaupt zu veranstalten. „Natürlich war es nicht positiv, hier keine Zuschauer zu haben, aber ich denke, die japanische Bevölkerung hat diese Spiele am Ende wirklich ins Herz geschlossen.“
Tokio und viele weitere Gebiete des Landes sind angesichts stark gestiegener Infektionszahlen weiterhin im Corona-Notstand. Daher gab es schon im Vorfeld der Olympischen Spiele viel Kritik an der Austragung inmitten der Pandemie. Kurz vor dem Ende der Paralympics kündigte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga, der der Abschlussfeier ebenfalls beiwohnte, seinen Rückzug als Premier an. Seine Umfragewerte waren wegen seines als langsam und unzureichend scharf kritisierten Umgangs mit der Pandemie und seinem sturen Festhalten an Olympia und den Paralympics in den Keller gestürzt.
Suga geht, doch was bleibt, da ist sich IPC-Präsident Parsons sicher, ist, dass die Paralympics in Tokio dauerhaft die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Menschen mit Behinderungen verändern werden. Die zukünftige Generation der Japaner werde „eine inklusivere Einstellung haben als die vorherigen Generationen“, sagte der IPC-Präsident.
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