Berlin (dpa)
Razzia gegen Schleuserbande
Einsatz der Bundespolizei: Eine Schleuserbande soll unter anderem über erkaufte Vaterschaftsanerkennungen deutscher Männer vietnamesische Frauen zu Aufenthaltsgenehmigungen verholfen haben.
Die Männer brauchen Geld, die Frauen einen legalen Aufenthalt: Eine Schleuserbande soll in großem Stil falsche Vaterschaftsanerkennungen deutscher Männer für Aufenthaltsgenehmigungen vietnamesischer Frauen organisiert haben.
Am Dienstag schlug die Polizei in Berlin mit einer Razzia gegen die vietnamesisch-deutsche Gruppe zu. Polizisten durchsuchten 13 Wohnungen und Geschäfte, wie die Bundespolizei mitteilte. Der 65-jährige mutmaßliche Kopf der Gruppe wurde gefasst. Gegen ihn lag nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Haftbefehl vor.
Die Bundespolizei sprach von rund 80 Fällen eingeschleuster Frauen und Männer, die nachweisbar seien. Bei einem laut Polizei verbreiteten Betrugsmodell erkennen deutsche Männer eine oder auch mehrere Vaterschaften bei schwangeren Vietnamesinnen an. Die Männer bekommen dafür Bargeld, aber eher „geringe Beträge“, etwa im unteren vierstelligen Bereich.
Die angeblichen Väter haben oft kein festes Einkommen. Sie stammen laut Polizei aus dem „Trinkermilieu“, so dass bei ihnen kein Unterhalt eingefordert werden kann. Die Anerkennung der Vaterschaft wird von einem Notar beglaubigt, das Kind erhält nach der Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft und die Mutter eine Aufenthaltsberechtigung.
Außerdem gehe es auch um Scheinehen. Die Bande soll mehrere Eheschließungen in Dänemark zwischen Vietnamesen und Deutschen vermittelt haben, um so echte Heiratsurkunden bei der Ausländerbehörde Berlin einreichen zu können. Daraus soll dann ein Bleiberecht für Vietnamesen abgeleitet worden sein.
Es gebe acht deutsche und vietnamesische Hauptverdächtige im Alter zwischen 34 und 64 Jahren und drei Unterstützer, hieß es. Die Bande kassierte bei eingeschleusten Menschen richtig ab: Pro Person sollen die Täter zwischen 10.000 und 20.000 Euro gefordert haben.
Erst im März hatte die Bundespolizei eine andere Schleuserbande gefasst. Die Verdächtigen sollen Vietnamesinnen, die illegal nach Deutschland kamen, zur Prostitution in illegalen Bordellen gezwungen haben. Das Bundeskriminalamt hatte Berlin als „Dreh- und Angelpunkt“ vietnamesischer Menschenhändler in Westeuropa bezeichnet.
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