Hilfe für die Flutopfer

Nun sind die Handwerker dran

Merve Polat
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Von Merve Polat
| 14.09.2021 16:08 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Die Schäden im Stolberger Stadtteil Zweifall sind immens. Acht Wochen nach der Flut können ehrenamtlich Helfende aber nicht mehr viel ausrichten, jetzt müssen Fachkräfte ran. Fotos: Polat
Die Schäden im Stolberger Stadtteil Zweifall sind immens. Acht Wochen nach der Flut können ehrenamtlich Helfende aber nicht mehr viel ausrichten, jetzt müssen Fachkräfte ran. Fotos: Polat
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Der Wiederaufbau im Flutgebiet Stolberg/Eschweiler geht weiter. Zwei Monate nach der Katastrophe ist trotz der großen Schäden Zuversicht spürbar. GA-Leser können den Betroffenen helfen.

Gemeinsam mit der Aachener Zeitung (AZ) sammelt diese Zeitung Spenden für die Flutopfer. Dieser Text ist in der AZ erschienen.

Stolberg - An der Kreuzung Jägerhausstraße/Frackersberg befindet sich noch ein „Durchfahrt verboten“-Schild mit dem Zusatz „Hochwasser“. Eine Radfahrerin und ein Radfahrer halten an. Sie stehen am Brückengeländer über dem Vichtbach und zeigen auf all den Unrat, der am Bachbett liegt. Das vor sich hinplätschernde Gewässermacht nun einen friedlichen Eindruck. An diesem Vormittag liegt im Stolberger Stadtteil Zweifall der Geruch von neugeteerten Straßen und Gehwegen in der Luft. Das Brummen und Wummern von Bautrocknern und Stemmhämmern überlagert fast das Dröhnen der Fahrzeuge, das an der Kreuzung eigentlich allgegenwärtig ist. Die Straßen sind frei, aber in den Hinterhöfen und Gärten stapeln sich die Schutthaufen – unter anderem bestehend aus Holz, Autoreifen, Öltanks und Scherben. Fußgänger müssen dort aufpassen, wo sie hintreten.

Am Haus von Norbert Isselmann ist ein Warndreieck aufgestellt. „Wie soll es uns schon gehen – natürlich nicht so gut“, bewertet Isselmann die Situation. „Meine Lebensgefährtin und ich sind mitten im Wiederaufbau, haben den Speicher ausgebaut, damit wir dort wenigstens leben können.“ Das Wasser stand bei ihnen bis in die obere Etage, das Erdgeschoss ist vollständig verwüstet. Inzwischen ist alles rausgeräumt, und zumindest oben gibt es wieder Wasser und Strom. „Wir haben keine Elementarschädenversicherung, deswegen machen wir alles in Eigenleistung – wobei bei der Heizung und Elektrik natürlich Firmen ranmüssen“, räumt Isselmann ein.

Die Flut hat die komplette untere Etage im Haus von Norbert Isselmann zerstört.
Die Flut hat die komplette untere Etage im Haus von Norbert Isselmann zerstört.

„Irgendwie muss es ja weiter gehen“

Umso dankbarer seien er und seine Partnerin für die privaten Spenden, die sie zahlreich erreicht hätten. Die Solidarität sei einmalig – auch von Ehrenamtlern aus ganz Deutschland, die nach dem 14. Juli hergekommen seien, um zu helfen. Das gebe Kraft. „Ich bin optimistisch, irgendwie muss es ja weiter gehen“, sagt Norbert Isselmann.

Hoffnung verbreiten auch zwei große Banner mit der Aufschrift „Zweifall sagt Danke!“,die neben der Pfarrkirche St. Rochus hängen. Gegenüber ist ein Container aufgebaut, in dem sich ein Bürgerbüro der Stadt Stolberg befindet. Zettel mit Hilfsangeboten hängen überall an den Wänden. Drinnen arbeiten städtische Mitarbeiter und Ehrenamtler daran, die Menschen in Zweifall zu unterstützen. Vor allem für ältere Bürger sei das Angebot wichtig, denn viele hätten immer noch kein funktionierendes Festnetztelefon und Internet, berichtet eine Ehrenamtlerin. „Wir helfen ihnen, Anträge zu stellen, sie holen sich hier ihre gelben Säcke ab, und dazu sind wir noch ein bisschen Seelsorger.“

Ehrenamtlerbringen die letzten Werkzeuge aus der Kirche St. Rochus, damit auch dort der Wiederaufbau beginnen kann.
Ehrenamtlerbringen die letzten Werkzeuge aus der Kirche St. Rochus, damit auch dort der Wiederaufbau beginnen kann.

Die Zuversicht ist spürbar

Etwas weiter die Jägerhausstraße entlang stehen etliche Fahrzeuge von Meisterbetrieben: Maler, Lackierer, Fliesenleger – sie alle sind in den Häusern und Wohnungen bei der Arbeit. Nach draußen dringen Baustellengeräusche. Verschlammte Mülltonnen erinnern Fußgänger an die Katastrophe.

Währenddessen ist Berthold Frösch, der mit seiner Mutter Herta einen Gasthof führt, damit beschäftigt, die Arbeiten zu koordinieren. „Hier waren die Theke, der Speiseraum, unsere Kegelbahn ...“, berichtet er, während er durch die zerstörten Räume geht. „Wir sind von den Wassermassen völlig überrascht worden, das ging alles so schnell.“ Seine Mutter und er hätten lediglich das Geld geholt und sich dann vor der Flut in Sicherheit gebracht. Eine Versicherung gegen Elementarschäden bestehe aber zum Glück. „Nun muss erst einmal der komplette Rückbau erfolgen, dann kommen die Trockengeräte rein, und es geht anschließend an den Wiederaufbau. Es muss ja weitergehen.“ Voraussichtliche Bauzeit: zwischen acht und zwölf Monaten. Auch wenn Berthold Frösch wie viele andere Menschen in Zweifall erschöpft wirkt, so ist der Gastwirt doch zuversichtlich. Diese Zuversicht ist im ganzen Ort zu spüren – trotz der verheerenden Schäden, die das Hochwasser angerichtet hat.

So können GA-Leser helfen

Seit etwa zwei Monaten läuft die Spendenaktion der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO), zu der auch diese Zeitung gehört. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, eine Tochter der ZGO, wird Geld für Menschen in Eschweiler und Stolberg gesammelt. Die Orte wurden besonders hart von der Flut getroffen.

Das Spendenkonto lautet: „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“, IBAN: DE19 2859 1654 0032 6518 00 bei der Volksbank eG Westrhauderfehn. Gespendet werden kann auch hier direkt über Paypal. Jeder einzelne Spenden-Euro geht an die Flutopfer. Die Verwaltungskosten der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“ werden komplett von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Es gibt keinerlei Verrechnungen oder Abzüge.

Wer nicht möchte, dass sein Name in der Zeitung veröffentlicht wird, muss das bitte auf der Überweisung vermerken. Bis zu einer Spende von 199 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg an. Bei höheren Beträgen können Spendenquittungen ausgestellt werden. Nähere Informationen gibt es per E-Mail.

Weitere Infos zur Aktion gibt es hier.

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