Montpellier (dpa)
Fan-Ausschreitungen werfen Schatten auf Frankreichs Fußball
Die Fäuste fliegen und teils auch Stadionsitze, gerauft wird mitten auf dem Spielfeld: Die Rückkehr der Fans auf die Tribünen nach der Corona-Pause endet in Frankreichs Profifußball zum wiederholten Mal mit Gewalt. Appelle verhallen ungehört.
Es wird zur traurigen Routine nach der Rückkehr der französischen Fußballfans auf die Tribünen nach der Corona-Zwangspause: Randale samt Handgreiflichkeiten auf dem Platz haben schon wieder für unsportliche Bilder gesorgt und ein Erstliga-Spiel überschattet.
Bei einer weiteren Partie wurde ein Fanbus angegriffen, es gab Verletzte. Die von Frankreichs Fußballverband bereits verhängten Sanktionen beinhalten, dass die Fans für einige Partien wieder aus den Stadien verbannt werden.
Nach dem 0:0 zwischen Gastgeber Angers SCO und Olympique Marseille gingen Anhänger beider Clubs aufeinander los und machten auch vor dem Spielfeld nicht halt. Sicherheitskräfte mussten einschreiten, selbst OM-Trainer Jorge Sampaoli griff mit ein. „Schon wieder ein Tag der Ligue 1 gezeichnet durch die Gewalt von Fans“, schrieb „Le Parisien“ am Donnerstag. Von einer „traurigen Angewohnheit“, die in den Stadion der Ligue 1 Einzug gehalten habe, berichtete die Sportzeitung „L'Équipe“.
Wie unter anderem „Ouest-France“ berichtete, waren Personen aus dem Marseille-Block auf dem Platz entlang der Tribüne zu einem anderen Bereich auf der gleichen Seite gestürmt und hatten sich dort mit Fans des Heimteams angelegt. Auf Videos und Fotos war zu sehen, wie Menschen aufeinander einschlugen und dabei auch Gegenstände durch die Luft flogen. Medien berichteten, der Stadionsprecher habe versucht, mit einer Durchsage die Eskalation zu unterbinden. „Bitte, Bitte. Welches Bild geben wir ab? Bitte Leute, beruhigt euch“, hieß es demnach über die Lautsprecher. Erst nach einiger Zeit bekamen die Ordner die Situation den Angaben zufolge in den Griff.
„Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Aber für mich ist das Spielfeld heilig“, sagte laut „L'Équipe“ Angers-Trainer Gérald Baticle. „Ich fühle immer noch eine große Traurigkeit, es ist eine große Dummheit derer, die solche Taten begehen“, betonte Marseilles Kommunikationschef Jacques Cardoze.
Ebenfalls am Mittwochabend kam es zu einem Angriff auf einen Fanbus vor der Erstligapartie von HSC Montpellier gegen Girondins Bordeaux mit 16 Leichtverletzten. Rund 50 Montpellier-Fans hätten den Bus aus Bordeaux an der Autobahnabfahrt abgepasst und angegriffen, berichtete „Le Parisien“. Etliche Krankenwagen rückten an, die Sicherheitskräfte brachten die Lage bis zum Anpfiff um 19.00 Uhr unter Kontrolle. Auf einem Foto waren angegriffene Fans zu sehen, die auf dem Boden saßen und von Helfern versorgt wurden. Die Partie endete 3:3.
Binnen weniger Wochen ist es nun bereits bei vier Partien der Ligue 1 in Frankreich zu Gewaltausbrüchen gekommen. Am vergangenen Wochenende stürmten Fans beim Nordderby Lens gegen Lille in der Halbzeit aufs Spielfeld und gerieten aneinander, es wurde mit Stadionsitzen geworfen und es gab mehrere Verletzte. Ende August gab es ein ähnliches Szenario bei der Partie Nizza gegen Marseille, wo nach Provokationen ebenfalls Fans auf den Platz rannten und Anhänger, Verantwortliche und Spieler handgreiflich wurden.
© dpa-infocom, dpa:210923-99-323844/5