London (dpa)

Neuer Schwergewichtskönig: Ukrainer Usyk entthront Joshua

| 26.09.2021 00:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Alexander Usyk (r) hatte gegen Anthony Joshua klare Größen- und Gewichtsnachteile. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
Alexander Usyk (r) hatte gegen Anthony Joshua klare Größen- und Gewichtsnachteile. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
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Superstar Anthony Joshua verliert zum zweiten Mal seine WM-Titel, ist gegen Alexander Usyk chancenlos. Damit ist auch der Kampf gegen Tyson Fury in weite Ferne gerückt.

Als der gedemütigte Anthony Joshua sich wortlos und mit zugeschwollenem Auge in seine Kabine verkrochen hatte, fiel der neue Schwergewichtskönig Alexander Usyk seinem berühmten Landsmann Witali Klitschko in die Arme.

„Es war ein exzellenter Kampf, sehr clever von Alexander. Ich bin sehr glücklich, er hat einen perfekten Job gemacht“, sagte Klitschko vor 65.000 größtenteils enttäuschten Box-Fans im Fußballstadion von Tottenham Hotspur.

Mit einer hochklassigen und beeindruckenden Leistung hatte Usyk in einem größtenteils einseitigen Kampf Joshua die vier Weltmeister-Gürtel durch einen einstimmigen Punktsieg abgenommen und in London den Partycrasher gegeben. Schließlich sollte Joshuas Pflichtverteidigung gegen den Ukrainer nur das Aufwärmprogramm für das heiß ersehnte Duell mit WBC-Champion Tyson Fury werden. Doch das ist erst einmal geplatzt.

Klitschko lobt Champion Usyk

„Ich werde jetzt nicht schmollen, ich werde zurückkommen. Es war eine große Lehrstunde für mich. Ich weiß, man kann das von einer negativen Seite aus betrachten, aber ich muss es als Lehrstunde hinnehmen und darauf aufbauen“, sagte Joshua nach der verheerenden Niederlage. Der 31-Jährige verlor zum zweiten Mal nach 2019 seine Gürtel der Verbände WBA, WBO, IBF und IBO. Damals hatte sich der Brite die Titel ein Jahr später von Andy Ruiz jr. zurückgeholt. Auch mit Usyk ist ein Rückkampf vereinbart. Doch nach dessen dominantem Auftritt fragt man sich, wie Joshua den früheren Cruisergewichtler besiegen will.

Für Klitschko dürfte der Abend ein Genuss gewesen sein. Schließlich hatte Joshua ein paar Kilometer weiter westlich vor viereinhalb Jahren im Wembley-Stadion die Karriere seines jüngeren Bruders Wladimir beendet. „In der Ukraine werden alle glücklich sein. Alexander ist der zweite Boxer aus unserem Land nach Wladimir, der vier Gürtel hält“, sagte der heutige Politiker Klitschko, einst selbst Weltmeister von WBO und WBC.

Das Rematch wird ein kräftiger Zahltag

Joshuas stets wortgewaltiger Promoter Eddie Hearn fällte ein vernichtendes Urteil über die passive Leistung seines Schützlings. „Alexander Usyk war fantastisch. Es war keine großartige Leistung von AJ, er schaute mit zunehmendem Verlauf immer müder aus. Usyk hatte den perfekten Plan und hat Geschichte geschrieben“, sagte der 42-Jährige. Für Usyk war es der 19. Sieg im 19. Kampf als Profi. Das Rematch wird sowohl für den 34-Jährigen als auch für das Duo Hearn/Joshua ein kräftiger Zahltag.

Auch von Ex-Weltmeister Lennox Lewis gab es keine warmen Worte für den erneut gestürzten Champion. „Für Anthony ist es nicht das Ende, aber man kann nicht so zaghaft sein oder bis zur achten Runde warten, ehe man loslegt. Lerne daraus und verbessere dich“, schrieb der Brite bei Twitter. Joshua wird in die Fußstapfen von Lewis treten wollen, schließlich ist der heute 56-Jährige neben Muhammad Ali und Evander Holyfield der einzige Schwergewichtler, der nach zwei Niederlagen noch ein drittes Mal Weltmeister wurde.

Gelingt Joshua dieser Coup, kann er ähnlich wilde Tänze im Ring aufführen, wie dies Usyk beim Open-Air-Spektakel von London nach seinem Triumph getan hat. „Es gab ein paar Momente, da hat Anthony mich hart getroffen. Aber das war nichts Besonderes. Ich hatte gar nicht vor, ihn K.o. zu schlagen“, gab Usyk zu. In den letzten Sekunden des Kampfes wäre es ihm doch noch fast gelungen, als Joshua schon sichtlich aufgegeben hatte. Doch diese Blöße wollte sich der gestürzte Champion dann doch nicht geben.

© dpa-infocom, dpa:210926-99-360394/4

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