Hannover (dpa)

Continental baut Konzernstruktur um

| 30.09.2021 16:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Autozulieferer will das zentrale Zukunftsthema einer eigenen Software-Entwicklung stärken. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der Autozulieferer will das zentrale Zukunftsthema einer eigenen Software-Entwicklung stärken. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
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Verschlankung und Kostensparen sind meist Kernziele, wenn sich Firmen intern umsortieren. Das gilt auch für die jüngsten Pläne von Conti. Vor allem ein Bereich soll eine herausgehobene Rolle spielen.

Mit einem Konzernumbau will Continental seine Struktur verschlanken und dabei auch das zentrale Zukunftsthema einer eigenen Software-Entwicklung stärken.

Der Autozulieferer stellte die Pläne nach einer Aufsichtsratssitzung vor. Ab Januar 2022 sollen alle Aktivitäten in nur noch drei Unternehmensbereiche eingegliedert werden: Automotive, Reifen und das Industriegeschäft Contitech. In der ersten Sparte ist künftig eine Untereinheit für „Software and Systems Excellence“ angesiedelt. Vom Jahreswechsel an ist sie dort ein separater Teil neben fünf weiteren Geschäftsfeldern.

Außerdem machen die Hannoveraner aus den bisher zusammengefassten Geschäftsfeldern Reifen (Tires) und Industrie (Contitech) zwei eigenständige Unternehmensbereiche. Die Sparte für Reifen gehörte zuletzt zu den profitabelsten des Dax-Konzerns, allerdings werden hier auch etliche Jobs gestrichen. Neue Stellen entstehen vor allem bei Software, Sensorik und Elektronik. Insgesamt sind bei Conti in den nächsten Jahren bis zu 30.000 Stellen weltweit auf dem Prüfstand.

Fünf statt sieben Einheiten

In der neuen Gestalt des Autozuliefer-Kernbereichs gibt es außer den Software- und Systemspezialisten fortan noch fünf untergeordnete Geschäftsfelder. Dies sind Netzwerktechnik und Hochleistungsrechner, Anzeige- und Bedienelemente, Mobilitätsdienste, autonomes Fahren sowie Sicherheitstechnologien. In der bisherigen Struktur war das alles auf sieben Einheiten verteilt und anders zugeschnitten - IT kam nur als eine von vielen übergreifenden „Zentralfunktionen“ vor.

Das gesamte neue Geschäftsfeld soll Vorstandschef Nikolai Setzer leiten. Die Manager Helmut Matschi - zuständig für Fahrzeugvernetzung - und Frank Jourdan - autonomes Fahren/Sicherheitstechnik - scheiden infolge der strukturellen Änderungen vorzeitig aus. Der bislang siebenköpfige Conti-Vorstand schrumpft damit auf fünf Führungskräfte.

Auch die zentrale Entwicklung des Geschäftsfelds Fahrzeugvernetzung und Information fällt der neuen Software- und Systemeinheit zu. Ihre Leitung soll IT- und Technikchef Gilles Mabire übernehmen.

Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle begründete die Umstrukturierungen mit einer direkteren Ausrichtung an den wichtigsten Branchenthemen: „Die strategische Neuausrichtung wird beschleunigt und Continental mit Blick auf die Transformation der Mobilitätsindustrie agil, marktgerecht und zukunftsorientiert aufgestellt.“ Auch Setzer wurde in der Mitteilung zitiert: „Wir bündeln insbesondere im Bereich Software unsere Kompetenzen.“ Zudem nehme die Komplexität ab.

Der Konzernbetriebsrat von Continental sieht in dem neuen Aufbau einige seiner eigenen Forderungen bestätigt. „Es ist richtig und konsequent, Fürstentümer aufzulösen und damit grundsätzlich die Struktur der Strategie folgen zu lassen“, erklärte der Chef der Belegschaftsvertretung, Hasan Allak. Es sei allerdings schade, dass „das Unternehmen wohl auch wegen der verzögerten Entscheidung zu personellen Konsequenzen auf Managementebene sehr gute Fach- und Führungskräfte verloren hat“. Um Kürzungen in der Reifensparte, aber auch in anderen Bereichen hatte es teils heftigen Streit im Konzern sowie mit Gewerkschaften und Landesregierungen gegeben.

Die neue Struktur dürfe nun nicht als Vorwand herhalten, um weiteren Personalabbau durchzudrücken, warnte der Betriebsrat: „Viele Kolleginnen und Kollegen in Forschung und Entwicklung sind mit Kundenprojekten überlastet.“ Und die gerade vollzogene Abspaltung der Sparte für Antriebstechnik in das Unternehmen Vitesco sei etwa mit weniger Beschäftigung in der Verwaltung einhergegangen. „Die neuen Strukturen müssen genutzt werden, die Ressourcen besser einzusetzen und die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten.“

© dpa-infocom, dpa:210930-99-430397/4

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