Stockholm (dpa)
Nobelpreise werden verkündet - Medizin zum Auftakt
Im vergangenen Jahr waren die Nobelpreise stark von der Corona-Krise geprägt. Auch diesmal wird die Pandemie eine Rolle spielen - vielleicht sogar bei der Auswahl der Preisträger?
Weltbekannte Preise nach anderthalb Jahren einer globalen Gesundheitskrise: Mit den Bekanntgabe der Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien beginnt an diesem Montag die Woche der Nobelpreis-Verkündungen.
Den Anfang macht traditionell die Kategorie Physiologie oder Medizin, deren Preisträger die Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts frühestens gegen 11.30 Uhr verkünden wird. Im Vorjahr waren Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus mit dem Preis ausgezeichnet worden.
Von Dienstag bis Freitag folgen die Bekanntgaben in den Kategorien Physik, Chemie, Literatur und Frieden. Am darauffolgenden Montag rundet das Ganze dann die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften ab, die als einziger der Nobelpreise nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgeht.
Ist es schon Zeit für einen Corona-Preis?
Vor dem Eindruck von anderthalb Jahren Pandemie glauben manche, dass es bereits Zeit für eine mit dem Coronavirus in Verbindung stehende Auszeichnung sein könnte. Der Preis in Medizin könnte zum Beispiel - soweit die Vermutung - an die Entwickler der mRNA-Impfstoffe gehen. Bei den Chancen auf den Friedensnobelpreis sehen die Wettbüros derweil erneut die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ganz vorne.
Aus Stockholm selbst drangen vorab wie gehabt keine Hinweise nach außen, wer diesmal einen der renommierten Preise erhalten könnte. Wie andere im Nobel-Kosmos ließ auch der Direktor der Nobelstiftung, Vidar Helgesen, die Frage nach möglichen Preisträgern unkommentiert. „Meine Rolle ist es, die Integrität des Auswahlprozesses zu schützen. Und eine wichtige Rolle in diesem Prozess ist es, dass die Komitees ihre Urteile unabhängig fällen können“, sagte der Norweger der Deutschen Presse-Agentur.
Die traditionelle Ungewissheit darüber, wer die Preise am Ende bekommt, trägt letztlich zur Besonderheit der Nobelpreise bei. Und apropos Ungewissheit: Trotz der Aufhebung der allermeisten Corona-Beschränkungen in Schweden am vergangenen Mittwoch hat sich die Nobelstiftung dazu entschlossen, für die Preiszeremonie in zwei Monaten frühzeitig reinen Tisch zu machen.
Zumindest in Stockholm werden bei der Verleihung an Nobels Todestag am 10. Dezember keine Preisträger vor Ort dabei sein. Nur beim Nobelinstitut in Oslo überlegt man noch, ob es möglich sein wird, den dort gekürten Friedensnobelpreisträger zur Verleihung nach Norwegen zu holen.
Angesichts der jüngsten Lockerungen in Schweden mag dieser Entschluss für die Stockholmer Zeremonie paradox erscheinen, räumte Helgesen ein. „Aber die globalen Unsicherheiten zur Entwicklung der Pandemie, die damit verbundenen Reisebeschränkungen und Schwierigkeiten summieren sich einfach zu einer zu großen Ungewissheit auf, um zu sagen, dass wir Preisträger in Stockholm empfangen werden“, sagte er.
Die Preisträgerinnen und Preisträger würden aber feierlich in ihren Heimatländern geehrt und dabei einer Zeremonie mit Gästen in Stockholm zugeschaltet. Dabei könne man auf den Erfahrungen aus dem Vorjahr aufbauen, in dem wegen der Corona-Krise noch deutlich strengere Beschränkungen gegolten hatten - und bei der online übertragenen Zeremonie deutlich mehr Zuschauer begrüßen.
Alle Preisträger erhalten wie im Vorjahr neben der prestigeträchtigen Nobelmedaille und einem Diplom ein Preisgeld in Höhe von zehn Millionen schwedischen Kronen (980.000 Euro). Die wissenschaftlichen Preise gehen dabei häufig an mehrere Forscherinnen und Forscher zugleich, die sich das Preisgeld dann teilen.
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