Kabul (dpa)
Tote und Verletzte bei Bombenanschlag in Kabul
Erstmals nach der Machtübernahme wird eine Veranstaltung mit hochrangigen Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul Ziel eines Bombenanschlags. Doch die Täter sind noch unbekannt.
Bei einem Bombenanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul nahe der Trauerfeier für die Mutter eines hochrangigen Taliban-Funktionärs sind Menschen ums Leben gekommen und verletzt worden.
Der Sprecher des Taliban-Innenministeriums, Kari Said Chosti, sagte am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur, fünf Zivilisten seien bei der Explosion nahe dem Tor der bekannten Eidgah-Moschee gestorben. Anderen Berichten zufolge soll es mindestens zwölf Tote und mehr als 32 Verletzte gegeben haben. In letzter Zeit hatten die Taliban allerdings des Öfteren die Zahlen ihrer eigenen Opfer geringer angegeben als sie tatsächlich waren.
Drei Verdächtige seien nach dem Anschlag festgenommen worden, sagte Chosti weiter. Die genaue Art der Explosion war zunächst nicht klar. Auch erklärte sich zunächst niemand für den Anschlag verantwortlich. Nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August hat aber die rivalisierende Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Reihe von Anschlägen auf die Taliban für sich reklamiert. Allen voran will sie Angriffe in Dschalalabad im Osten des Landes verübt haben. Am Freitag griffen IS-Kämpfer zudem Mitglieder der Taliban in der nördlichen Parwan-Provinz an. Beobachtern zufolge scheint es, als weite der IS seine geografische Präsenz aus.
Führende Taliban als Ziel
Taliban-Hauptsprecher Sabihullah Mudschahid, dessen Mutter beigesetzt wurde, berichtete selbst von der Explosion. Auch er sprach von Toten und Verletzten, ohne eine Zahl zu nennen. Ziel des Anschlags sei eine Ansammlung von Menschen gewesen. Berichten zufolge sollen mehrere führende Mitglieder der Islamisten an der Trauerfeier teilgenommen haben. Es war die erste Bombenexplosion in Kabul, die eine Veranstaltung hochrangiger Taliban zum Ziel hatte.
Die militant-islamistischen Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen, allen voran des US-Militärs, weite Teile des Landes zügig erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt ein. Der bisherige Präsident Aschraf Ghani war wenige Stunden zuvor außer Landes geflohen. Der Taliban-Übergangsregierung gehören nur Männer aus ihrem Umfeld an. Die Taliban hatten bereits von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 weite Teile des Landes beherrscht. Dabei waren allen voran Rechte von Frauen missachtet worden.
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