München (dpa)

100 Tage Nagelsmann: Flick lobt Nachfolger beim FC Bayern

Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa
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Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa
| 06.10.2021 05:08 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Julian Nagelsmann (r) folgte Hansi Flick beim FC Bayern München als Trainer. Foto: Matthias Balk/dpa
Julian Nagelsmann (r) folgte Hansi Flick beim FC Bayern München als Trainer. Foto: Matthias Balk/dpa
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Bayern-Trainer ist für Julian Nagelsmann ein „Traumjob“. In den ersten 100 Tagen hat der 34-Jährige beim Rekordmeister erste Akzente gesetzt. Auch der erfolgreiche Vorgänger schaut ihm aufmerksam zu.

So einen Trainer hatten die Bayern auch noch nicht. Julian Nagelsmann rauscht schon mal mit dem Elektro-Skateboard über das Vereinsgelände.

Die vielen Vereinsmitarbeiter sollen ihn ja „nicht wie einen Außerirdischen sehen“, sagte er jüngst, „nur weil ich der Profi-Cheftrainer bin.“ Der 34-Jährige möchte sich nahbar geben beim Fußball-Rekordmeister, bei dem er am 8. Oktober 100 Tage im Amt ist. Der ein Jahr ältere Kapitän Manuel Neuer berichtet von einem „ganz offenen Umgang“ mit dem noch so jungen Chef, den er als „verspielt“ bezeichnet und „trotzdem sehr dominant“ erlebt.

Julian Nagelsmann: „Traumjob“

Nagelsmann ist sehr ehrgeizig. Er sei nicht zum erfolgreichsten deutschen Verein gekommen, um „alles auf den Kopf zu stellen“, sagte er bei seiner Vorstellung vor drei Monaten. Einen unverkennbaren Fußball à la Nagelsmann will er trotzdem im Team implementieren.

Der Oberbayer aus Landsberg am Lech hat sich nach den ersten Profischritten in Hoffenheim (2016 bis 2019) und bei RB Leipzig (2019 bis 2021) die Bayern zugetraut. Er spricht von einem „Traumjob“.

Bayern-Chef Oliver Kahn beabsichtigt, mit Nagelsmann „eine neue Ära anzugehen.“ Nach Hansi Flicks Ankündigung im Sommer, vorzeitig gehen zu wollen, um Bundestrainer werden zu können, war Nagelsmann laut Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic die „1A-Wunschlösung“ als Nachfolger. Dafür floss eine Rekordablösesumme an RB Leipzig, die durch Bonuszahlungen auf über 20 Millionen Euro anwachsen kann.

Fünfjahresvertrag als „Statement“

Nagelsmann findet es „nicht verkehrt“, dass inzwischen auch für Trainer hohe Summen bezahlt werden. Schließlich sei der Chefcoach „mit die wichtigste Person im Club. Deshalb finde ich es relativ normal, dass irgendwann Trainer auch was kosten“, sagte er in der neuesten Ausgabe des Podcasts „Einfach Mal Luppen“ der Spielerbrüder Felix und Toni Kroos. Nagelsmann erhielt in München einen Fünfjahresvertrag. Salihamidzic nannte das „ein Statement“.

Der Schnellsprecher, Fußball- und Taktikfreak Nagelsmann ist an der Säbener Straße in gewaltige Fußstapfen getreten. Vorgänger Flick ist als Allesgewinner mit dem Triple 2020 und insgesamt sieben Titeln das Richtmaß für ihn. Der Bundestrainer gönnt seinem Nachfolger dessen vielversprechenden Start in München. Von elf Pflichtspielen gewann Nagelsmann neun. Die einzige Bayern-Niederlage gab es just zum Ende der 100-Tage-Schonfrist beim 1:2 gegen Eintracht Frankfurt.

Lob von Bundestrainer Flick

„Ich finde, Julian ist ein toller Trainer, ein Top-Trainer. Gerade in seinen jungen Jahren ist das schon sehr erstaunlich. Er macht eine herausragende Arbeit“, sagte Flick der Deutschen Presse-Agentur.

Aus Flicks Sicht war es „konsequent, dass er Trainer von Bayern München wird.“ Die Saisonvorbereitung verlief holprig. Aber aktuell steht Nagelsmann mit den Bayern in Bundesliga und Champions League jeweils auf Platz eins. Im Supercup gegen Borussia Dortmund gewann er beim 3:1 seinen ersten Titel überhaupt als Profi-Coach. Dieser Prestigeerfolg gegen den nationalen Rivalen war eine Starthilfe.

„Ich freue mich wirklich zu sehen, wie die Mannschaft Fußball spielt“, sagt Flick, der häufig Tribünengast bei Bayern-Spielen ist. Als Nationalcoach profitiert er direkt von Nagelsmanns Arbeit. Im aktuellen Länderspielaufgebot stehen gleich acht Münchner Profis.

Berührungsängste gäbe es zwischen ihnen nicht, sagt Flick. Warum auch? „Ich habe mit Julian nullkommanull Probleme. Wir tauschen uns öfter aus. Das gehört einfach dazu. Wir kennen uns schon länger. Es ist im Fußball normal, dass ein Nachfolger kommt, wenn man geht.“

In einer Art Trainer-Doppelpass haben sie etwa Leroy Sané zu Saisonbeginn im Verein und Nationalteam Vertrauen geschenkt und in die richtige Spur gelenkt. „Wir sprechen über Spieler, wir sprechen über Positionen. Es ist besser, wenn man dieselbe Sprache spricht“, sagt Flick zum Austausch und zum Zusammenspiel mit Nagelsmann.

Auch nach 100 Tagen noch am Anfang

Kahn erkennt schon „eine Handschrift“ des neuen Trainers im Münchner Spiel: „Julian versteht es, den Spielern Veränderungen schnell beizubringen.“ Besonders glücklich ist Salihamidzic, der nach dem Spannungsverhältnis zu Flick nun mit einem Trainer zusammenarbeitet, mit dem er einen engen Austausch pflegt, dessen „Input“ er schätzt.

Nagelsmann steht in München auch nach 100 Tagen noch am Anfang. „Wir haben eine Entwicklung, die andauert. Wir werden noch besser“, glaubt Salihamidzic. Nach der Länderspielpause müssen sich die Bayern im Liga-Topspiel beim punktgleichen Tabellenzweiten Bayer Leverkusen beweisen. Der zehnte Meistertitel nacheinander ist das, was von Nagelsmann im Premierenjahr mindestens als Ausbeute erwartet wird.

Nagelsmann war anfangs gespannt, wie sich die Arbeit mit Topstars anfühlt. Er hat als Trainer Neuland betreten. Er ist jetzt der Chef von Weltklassekönnern wie Torjäger Robert Lewandowski oder Torwart Neuer: „Dass wir diese Spieler haben, die immer Spiele entscheiden können, ist wertvoll. Das brauchst du auf diesem Top-Top-Niveau. Wenn du erfolgreich sein willst, brauchst du diese Einzelspielerqualität.“

Die erste 100-Tage-Etappe in München bewertet Nagelsmann lieber vorsichtig: „Ich weiß, wie die Medienwelt und auch die Fußballwelt funktionieren. Generell werden Menschen sehr schnell in den Himmel gelobt, aber auch schnell fallen gelassen - wenn es andersrum geht.“

Neun von elf Pflichtspielen gewonnen

Nach einer schwierigen Vorbereitung ohne einen einzigen Testspielsieg hat der neue Trainer Julian Nagelsmann mit dem FC Bayern München einen verheißungsvollen Saisonstart hingelegt. Von elf Pflichtspielen in Supercup, Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League gewann der deutsche Rekordmeister neun - und verlor nur eins.

© dpa-infocom, dpa:211005-99-492744/4

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