Los Angeles/Hamburg (dpa)

Spurensuche: Wer ist schuld an der Ölpest?

Barbara Munker
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Von Barbara Munker
| 07.10.2021 15:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Arbeiter im Schutzanzug im Einsatz. Foto: Ringo H.W. Chiu/AP/dpa
Arbeiter im Schutzanzug im Einsatz. Foto: Ringo H.W. Chiu/AP/dpa
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Helfer in Schutzanzügen säubern ölverschmierte Strände, Ermittler gehen auf Spurensuche - die Ölpest in Südkalifornien gibt Rätsel auf. Wie entstand der Riss in einer Pipeline?

Entlang der malerischen Strände in Südkalifornien haben sich Surfer und Spaziergänger an diesen Anblick gewöhnen müssen: Mehrere Kilometer vor der Küste ragen Dutzende Bohrinseln aus dem blauen Pazifik heraus.

Viele dieser unansehnlichen Öl-Plattformen sind über 40 Jahre alt. Immer wieder wird der Ruf nach einem Stopp der Ölgewinnung in dem Westküstenstaat laut. Die jüngste Umweltkatastrophe vor den Surf-Paradiesen von Laguna Beach und Huntington Beach hat Anwohner, Umweltschützer und Politiker aufgeschreckt. Sie wirft außerdem viele Fragen auf.

Aus einer leckgeschlagenen Pipeline auf dem Meeresgrund sind seit Samstag nach Schätzungen der Behörden bis zu 550.000 Liter Öl ausgelaufen. Die Folgen sind überall sichtbar: schwarze Schlieren durchziehen das blaue Meer, an den Stränden werden klebrig-glänzende Klumpen angespült. Einsatzteams in weißer Schutzkleidung schaufeln den von Öl getränkten Sand in Plastiksäcke.

Bis zum Wochenende soll die Zahl der Helfer auf 1500 aufgestockt werden, wie die Küstenwache bekanntgab. Über eine Strecke von vier Kilometern wurden schwimmende Barrieren ausgelegt, um den Ölfilm von der Küste fernzuhalten.

Der Fischfang ist verboten, Surfer und Schwimmer dürfen nicht ins Wasser. Wie lange die Sperrung andauern wird, ist derzeit nicht bekannt. Vier Tage, nachdem die ersten Spuren des Ölfilms entdeckt wurden, sind viele Fragen offen.

Taucher hatten in einer Pipeline, die mit einer Förderplattform verbunden ist, einen gut 30 Zentimeter langen Riss entdeckt. Zudem sei ein rund 1,2 Kilometer langes Teilstück der insgesamt etwa 28 Kilometer langen, betonummantelten Rohrleitung verbogen, teilte die US-Küstenwache mit. Sie könnte vom Anker eines Schiffs getroffen worden sein, schrieb eine zuständige Abteilung des US-Verkehrsministeriums auf Basis vorläufiger Berichte.

Doch die Küstenwache legt sich noch nicht fest. Sie untersuche eine „Vielzahl von Faktoren“, darunter „Korrosion, zu hoher Druck in der Pipeline oder eine Beschädigung durch einen Anker“, teilte Coast Guard Offizier Steve Strohmaier der Deutschen Presse-Agentur mit. Man prüfe, welche Schiffe sich in dem Zeitraum in dem Gebiet aufgehalten hätten. Namen wollte die Küstenwache zu diesem Zeitpunkt nicht nennen.

Die „Los Angeles Times“ hatte unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, dass sich der deutsche Frachter „Rotterdam Express“ in der Unglücksregion befunden habe, kurz bevor die Ölverschmutzung bekannt wurde. Das Containerschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd liegt derzeit im Hafen von Oakland in Nordkalifornien.

Ein Sprecher von Hapag-Lloyd sagte der Deutschen Presse-Agentur, die „Rotterdam Express“ habe zur Zeit des Unglücks an einem festen Platz gelegen, den die Behörden vorgegeben hätten. „Das Schiff war fest verankert“, sagte Sprecher Nils Haupt. Nach den Unterlagen der Reederei habe der Frachter nichts mit dem Pipeline-Unglück zu tun. Beamte der US-Küstenwache seien am Mittwoch an Bord des Schiffes gewesen und hätten den Kapitän befragt. „Wir kooperieren voll mit den Behörden“, betonte Haupt.

Es wurden Vorwürfe laut, Behörden und Pipeline-Betreiber hätten zu spät auf den Notfall reagiert. Auch die politische Debatte um ein Ende der Ölförderung in Kalifornien schlägt wieder hohe Wellen. Diese müsse der Vergangenheit angehören, sagte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom bei einer Ortsbesichtigung in Huntington Beach. Im vorigen April hatte Newsom das Ziel vorgegeben, bis spätestens 2045 die gesamte Erdölförderung in Kalifornien schrittweise einzustellen.

Kalifornien ist für sich gesehen die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und gilt in den USA als Vorreiter beim Umwelt- und Klimaschutz. Gleichzeitig profitiert der Staat aber auch massiv von der Ölgewinnung - auch wenn die Auflagen in den letzten Jahrzehnten strikter geworden sind. Auslöser dafür war eine verheerende Ölpest im Jahr 1969 in der Küstenstadt Santa Barbara. Damals waren aus einer Bohrquelle im Meer 12 Millionen Liter Öl ausgelaufen.

Seither hat der Staat keine neuen Offshore-Pachtverträge vergeben und es wurden seit 1994 keine neuen Ölbohrtürme gebaut. Allerdings gehen die Förderungen in den alten Pachtgebieten weiter.

Verglichen mit der Ölpest von 1969, bei der über 3000 Seevögel und andere Tiere starben, hoffen Umweltschützer, dass die Schäden diesmal weniger schlimm ausfallen. An den betroffenen Stränden um Huntington Beach wurden bis Mittwochabend 24 verölte Vögel aufgegriffen, teilte die Organisation Oiled Wildlife Care Network mit. Die meisten seien erfolgreich behandelt worden - nur fünf Tiere seien verendet.

© dpa-infocom, dpa:211007-99-512062/4

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