Berlin (dpa)
Frust und Ärger: Gladbach sieht Bayern als Aufbaugegner
So schlecht lief das erste Saisonviertel für Borussia Mönchengladbach zuletzt vor elf Jahren. Ein Pokal-Kracher soll für den schnellen Stimmungswandel nach der Niederlage gegen Hertha sorgen.
Gegen den FC Bayern wird alles leichter!
Adi Hütter hatte gerade mehrfach versucht, seinen Ärger über die Niederlage bei Hertha BSC herunterzuschlucken. Der Frust von Jonas Hofmann war auch noch nicht verflogen. Da überraschten Trainer und Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach trotz der 0:1-Enttäuschung in Berlin mit einem mutigen Blick nach vorne.
„Wir freuen uns riesig darauf. Mittwochabend bei Flutlicht. Ich glaube, es dürfen 48.000 Zuschauer kommen. Wir werden alles raushauen und wollen sie schlagen“, kündigte Hofmann einen großen Pokal-Fight gegen München an.
Auch für Hütter ist der historisch spannende Zweikampf mit den Bayern die perfekte Chance, dem unliebsamen Zick-Zack-Kurs in dieser Saison eine entscheidende Wende in die richtige Richtung zu geben. „Ohne Hertha BSC zu beleidigen, das ist ein anderes Kaliber, sie sind auch unheimlich gut in Form. Ich weiß aber, dass meine Mannschaft eine Reaktion zeigen kann, dass sie zu Hause ungeschlagen ist, und mit den Zuschauern im Rücken ist es ein anderes Spiel, ein anderer Wettbewerb“, sagte der Gladbach-Coach. Die Erinnerung an das 1:1 gegen den Rekordchampion zum Saisonauftakt ist noch intakt.
Gladbach auf der Suche nach Konstanz
So paradox kann Fußball eben sein. Den mutigen Ansagen vor dem Cup-Duell am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen die Münchner Übermacht im Borussia-Park war eine recht hilflose Vorstellung in einem ziemlich dürftigen Bundesliga-Spiel gegen die nach Stabilität und Konstanz suchende Hertha vorausgegangen. Gladbach unter Hütter, das ist die Hertha-Parallele, sucht auch noch die große Verlässlichkeit. „Wir müssen uns auf alle Fälle steigern. Unsere Auswärtsstatistik ist nicht das, was mir vorschwebt“, sagte Hütter. „Im Moment können wir nicht zufrieden sein“, fügte der Österreicher an.
Hütters Kritik traf - neben dem unsicheren Schiedsrichter Benjamin Cortus - seine eigene Mannschaft. „Wenn Du auswärts glaubst, du kannst nur Positionsspiel spielen, auf Ballbesitz spielen...“, ließ der 51-Jährige einen Satz unvollendet. Die Fortsetzung hätte lauten können: Ohne Konsequenz, ohne Effektivität im letzten Spieldrittel, ist auch einem Durchschnittsteam wie der Hertha nicht beizukommen.
„Wir haben es nicht geschafft, aus der Überlegenheit, bessere Torchancen herauszuspielen, deswegen bin ich teilweise über die Leistung und definitiv über das Ergebnis sehr, sehr enttäuscht“, sagte Hütter und versuchte Contenance zu wahren.
Nur elf Punnkte nach neun Spielen
Die hatte Hofmann im Sky-Interview schon verloren. „Es ist einfach ärgerlich und teilweise wirklich schlecht. Bis zum Tor waren wir sehr dominant und haben ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht. Wenn man unter die ersten Sechs möchte, dann geht es nicht, dass du dir so ein Tor fängst. Das geht mir auf gut deutsch gesagt ehrlich auf den Sack“, polterte der 29-Jährige.
Ein zweistelliger Tabellenplatz, nur elf Punkte nach neun Spielen. Das ist die Hütter-Bilanz nach dem ersten Saison-Viertel. Schlechter war die Borussia vor elf Jahren, als man erst in der Relegation gegen den VfL Bochum den Abstieg verhinderte. In diesen Kategorien denkt Hütter nicht. Er hofft auch auf die Rückkehr der verletzten Marcus Thuram und Stefan Lainer. „Wenn ich die komplette Mannschaft bei Schuss habe, ist einiges möglich“, sagte Hütter.
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