Den Haag/Oldenburg (dpa)
150 Festnahmen bei Schlag gegen Darknet-Kriminalität
Einer der größten illegalen Marktplätze im Darknet wurde im Januar zerschlagen, aber die Ermittler blieben hartnäckig: Bei einer Aktion in neun Ländern gehen den Beamten 150 Verdächtige ins Netz.
Einen Schlag gegen die Kriminalität im sogenannten Darknet haben internationale Ermittler gelandet. Sie nahmen rund 150 Verdächtige fest - allein 47 in Deutschland.
Mehr als 26 Millionen Euro seien beschlagnahmt worden, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am Dienstag in Den Haag mit. Außerdem seien 234 Kilogramm Drogen und 45 Schusswaffen sichergestellt worden. Einige der Verdächtigen werden von Europol als „hochrangige Ziele“ eingestuft. Es war nicht die erste Aktion gegen das Darknet - im Januar 2021 hoben Ermittler einen der weltweit größten illegalen Marktplätze im Darknet aus, die Plattform „DarkMarket“.
Die von Europol aktuell koordinierte Aktion „Dark HunTOR“ erstreckte sich über neun Länder - in Europa und den USA. Sie richtete sich gezielt gegen Anbieter und Käufer auf Darknet-Plattformen, also Online-Marktplätzen für illegale Waren - vor allem gegen Verkäufer mit einem hohen Umsatz. Das Darknet ist ein versteckter Teil des Internets – dort kann man sich weitgehend abgeschottet und anonym bewegen.
Die meisten Verdächtigen, nämlich 65, wurden in den USA festgenommen, gefolgt von Deutschland (47) und Großbritannien (24). Ermittlungen und auch Festnahmen gab es in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein, wie die Polizei Oldenburg mitteilte. Zu den beschlagnahmten Drogen gehörten 152 Kilogramm Amphetamine, 27 Kilogramm Opiate und über 25.000 Ecstasy-Pillen. Im Zuge der Aktion hatte Italien zwei illegale Online-Marktplätze mit insgesamt mehr als 100.000 Angeboten illegaler Waren geschlossen.
Allein in Deutschland wurden etwa eine Million Euro als Bargeld oder Kryptowährung beschlagnahmt - außerdem rund 113 Kilogramm Amphetamine, 96 Kilogramm Marihuana, 4,5 Kilogramm Kokain, Schusswaffen und Elektroimpulsgeräte.
Die stellvertretende US-Justizministerin Lisa Monaco sagte in Washington, in die zehn Monate lange und massive Operation auf drei Kontinenten seien Dutzende amerikanischer und internationaler Behörden eingebunden gewesen. Der Schlag gegen den gefährlichen Handel mit illegalen und gefälschten Drogen habe unzählige Menschenleben gerettet. Denn schon eine Pille könne tödlich sein, mahnte Monaco.
„Dark HunTOR“ folgte nach Angaben von Europol auf die Schließung von „DarkMarket“ Anfang des Jahres in Deutschland. Deutsche Ermittler hatten damals die Betreiber festgenommen und die illegale Infrastruktur ausgehoben. Dadurch war nach Angaben von Europol eine Fülle an Beweisen gesammelt und weltweit Ermittlern zur Verfügung gestellt worden. In mehreren Ländern dauerten die Ermittlungen noch an, teilte Europol mit. Grundlage für „Dark HunTOR“ sei ein Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg, teilte die Polizei mit. Die Zentrale Kriminalinspektion koordinierte auch die Operation „Dark HunTOR“ in Deutschland.
Die Ermittlungsarbeit sei eine wesentliche Grundlage dafür, „dass nun weitere Kriminalitätsfelder im Darknet aufgehellt wurden“, sagte Johann Kühme, Polizeipräsident der Polizeidirektion Oldenburg. Derartige Ermittlungserfolge seien nur durch gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Behörden möglich: „Dies wird auch in Zukunft dazu beitragen, dass sich Cyberkriminelle nicht sicher fühlen können.“
Ein australisches Ehepaar soll „DarkMarket“ mit rund einer halben Million Nutzern und mehr als 2400 Verkäufern betrieben haben. Gehandelt wurde nach Angaben der rheinland-pfälzischen Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mit illegalen Drogen aller Art, Falschgeld, gestohlenen oder gefälschten Kreditkarten, Schadsoftware und weiteren illegalen Waren.
Der illegale Marktplatz soll im Juni 2019 im sogenannten Cyberbunker in Traben-Trarbach an der Mosel gestartet worden sein. In dem alten Bunker soll eine Bande schon vorher jahrelang ein illegales Rechenzentrum für kriminelle Geschäfte im Darknet betrieben haben.
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