Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa)
Autozulieferer ZF will aus Ahr-Flutgebiet wegziehen
Im Juli stand das Wasser im Werk in Bad Neuenahr-Ahrweiler rund drei Meter hoch, Maschinen wurden zerstört. Nun sucht der größte Autozulieferer der Republik einen neuen Standort - und erntet Kritik.
Der Autozulieferer ZF will aus Angst vor künftigem Hochwasser aus dem Ahr-Flutgebiet wegziehen - doch das Vorgehen stößt auf Kritik.
Für die rund 280 Beschäftigten im hochwassergeschädigten Werk im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler werde mit Hochdruck ein neuer Standort im Umkreis von 50 Kilometern gesucht, um die Arbeitsplätze in der Region zu halten, teilte ZF-Sprecher Florian Tausch am Mittwoch mit. Wann es einen Umzug gebe und ob womöglich auch eine Erweiterung des bestehenden ZF-Standortes Koblenz infrage käme, sei noch unklar. Zuvor hatten andere Medien darüber berichtet.
„In unserem Werk in Ahrweiler dicht an der Ahr stand das Wasser im Juli zwei bis drei Meter hoch. Ein paar Wohnwagen wurden reingespült und Maschinen zerstört“, sagte Tausch. Die Überschwemmungslinie einer neuen Risikokarte des Landes Rheinland-Pfalz laufe mitten durch das Werk. Das zeige, dass hier erneut Hochwasser eindringen könnte.
Die teils auch mit ihren eigenen Häusern von der extremen Sturzflut am 14. und 15. Juli betroffenen Mitarbeiter in Bad Neuenahr-Ahrweiler engagierten sich laut dem ZF-Sprecher hervorragend beim Ankurbeln einer „Ersatzfertigung“. Kurzarbeit habe es nicht gegeben.
Die IG Metall kritisierte: „Ein Ersatzstandort im Umkreis von 50 Kilometern wie zum Beispiel am firmeneigenen Standort in Koblenz ist keine Lösung. Sondern vielmehr eine weitere Belastung in der Kette der Schicksalsschläge für die meisten Beschäftigten am Standort.“ Ein neues Werk müsse in unmittelbarer Nähe des jetzigen Standorts entstehen. Die kommunale Politik biete dafür Flächen an - diese Vorschläge müssten mit höchster Priorität und gemeinsam mit Betriebsrat und Beschäftigten weiterverfolgt werden.
ZF ist einer der größten Autozulieferer der Republik und nach eigenen Angaben mit mehr als 150 000 Beschäftigten an rund 270 Standorten in 42 Ländern vertreten, mit einem Umsatz 2020 von 32,6 Milliarden Euro.
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