Hannover (dpa)

Prozess um Tötung an Ampelkreuzung beginnt

Dierk Bullerdieck, dpa
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Von Dierk Bullerdieck, dpa
| 30.11.2021 13:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Angeklagte (M.) mit seinen Verteidigern im Landgericht Hannover. Foto: Ole Spata/dpa
Der Angeklagte (M.) mit seinen Verteidigern im Landgericht Hannover. Foto: Ole Spata/dpa
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Die Insassen von zwei Autos geraten in Hannover an einer Kreuzung aneinander. Plötzlich wird geschossen und ein Mann stirbt. Ein 33-Jähriger steht jetzt wegen Totschlags vor Gericht.

Das Verbrechen Anfang Juni hatte viele Menschen geschockt: Mittags geraten an einer vielbefahrenen Kreuzung in Hannover die Insassen von zwei Autos in Streit.

Plötzlich fallen vor den Augen zahlreicher Zeugen Schüsse. Ein 30 Jahre alter Autofahrer stirbt. Seit Dienstag muss sich der mutmaßliche Schütze wegen Totschlags und versuchten Totschlags vor dem Landgericht der Landeshauptstadt verantworten. Dem 33-Jährigen wird vorgeworfen, aus seinem eigenen Wagen heraus den drei Jahre jüngeren Mann erschossen zu haben. Der Schuss habe das Opfer an Schlagader und Lunge tödlich verletzt, sagte die Staatsanwältin. Der Angeklagte habe auch versucht, einen zweiten Mann zu töten, der aus dem anderen Auto ausgestiegen war.

Der Prozess startete unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, weil die Familien der Beteiligten nach Gerichtsangaben schon in der Vergangenheit Streitigkeiten hatten. Mehrere Mannschaftswagen der Polizei parkten vor dem Gebäude. Im Gerichtssaal selbst blieben die meisten Besucherplätze jedoch leer.

Der Angeklagte kam mit einem schwarzen Kapuzenpullover bekleidet in den Gerichtssaal, seine kurzen lockigen Haare wirkten ungepflegt. Fragen des Vorsitzenden Richters zu seinen Personalien beantworte er in gebrochenem Deutsch. Laut eigener Aussage besitzt er nur die deutsche Staatsangehörigkeit. Zuvor hatte eine Gerichtssprecherin mitgeteilt, dass der Mann Serbe sei. Auf der Anklagebank wirkte er gefasst und verfolgte den Prozess aufmerksam.

Zu dem Vorwurf wollte sich der 33-Jährige zunächst nicht äußern, kündigte aber über seinen Verteidiger an, dass er am zweiten Verhandlungstag reden wolle. In der polizeilichen Vernehmung hatte sich der mutmaßliche Todesschütze auf Notwehr berufen. Laut Anklage war an der Ampelkreuzung zunächst der Beifahrer des späteren Opfers ausgestiegen und hatte mit einer Holzlatte auf den Wagen des Angeklagten eingeschlagen, um diesen zum Aussteigen zu zwingen.

Der 33-Jährige soll anschließend zweimal mit einer Pistole auf den Angreifer geschossen haben. Der Mann konnte hinter einem Lieferwagen in Deckung gehen, blieb unverletzt und flüchtete. Anschließend soll der Angeklagte durch das geöffnete Fahrerfenster des neben ihm haltenden anderen Wagens auf dessen Fahrer geschossen und ihn tödlich verletzt haben. Nach der Tat flüchtete der mutmaßliche Schütze zunächst vom Tatort, stellte sich jedoch einige Tage später der Polizei. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Der Beifahrer tritt im Prozess als Nebenkläger auf, war aber am ersten Verhandlungstag persönlich nicht anwesend. Wie der Vorsitzende Richter ausführte, hatte es zwischen dem Angeklagten und dem Nebenkläger bereits im Jahr 2020 eine Auseinandersetzung auf einem Parkplatz in Langenhagen bei Hannover gegeben. Und auch zwischen anderen Mitgliedern der Familien des Angeklagten und des Opfers habe es Streitigkeiten gegeben. Worum es dabei ging, wurde zunächst nicht thematisiert. Der Prozess wird am 17. Dezember fortgesetzt. Es sind 14 Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte demnach am 22. März verkündet werden.

© dpa-infocom, dpa:211130-99-200476/2

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