New York (dpa)
Omikron macht Erholung der US-Börsen zunichte
Der erste Omikron-Fall in den USA schickt die US-Börsen kurz vor Handelsschluss auf eine Talfahrt. Der Dow schließt auf dem tiefsten Stand seit Anfang Oktober.
Der erste Fall einer Omikron-Infektion in den USA hat am Mittwoch einen Erholungsversuch der angeschlagenen US-Börsen rasch beendet.
Nach zunächst deutlichen Erholungsgewinnen drehten die wichtigsten Indizes im späteren Verlauf in die Verlustzone. Besonders steil abwärts ging es in den letzten Handelsminuten. Erste Fälle der neuen Corona-Variante gibt es inzwischen auch in Großbritannien, der Schweiz, Norwegen und Brasilien.
In Südafrika haben sich außerdem die Covid-19-Fälle binnen eines Tages verdoppelt. Ob der sprunghafte Anstieg jedoch mit der neuen Variante Omikron zusammenhängt, ist noch nicht klar. Wie krank das Virus tatsächlich macht, lässt sich mangels ausreichender Daten noch nicht abschätzen, doch es gilt vorläufig als gefährlicher als bisherige Varianten.
Der Dow Jones Industrial büßte in dieser Lage der Unsicherheit letztlich 1,34 Prozent auf 34.022,04 Punkte ein. Er schloss damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang Oktober und sackte auch unter die vielbeachtete 200-Tage-Linie, die den längerfristigen Trend signalisiert. Die Schwankungsbreite des US-Börsenbarometers an diesem Handelstag betrug knapp 1000 Punkte.
Der marktbreite S&P 500 gab zur Wochenmitte um 1,18 Prozent auf 4513,04 Zähler nach. An der Nasdaq sackte der Auswahlindex 100 um 1,60 Prozent auf 15.877,72 Punkte ab.
Datenseitig lag das Hauptaugenmerk vor allem auf der Stimmung in der US-Industrie, die sich im November nicht ganz so deutlich wie erwartet aufgehellt hatte.
Insgesamt gab es nur wenige Gewinner an den US-Börsen wie etwa Aktien von Energieversorgern. Dagegen häuften sich die Verlierer, die erneut von zahlreichen Papieren aus dem Reise- und Freizeitsektor und damit zusammenhängenden Branchen dominiert wurden. Die Anteile des Flugzeugbauers Boeing etwa gaben im Dow um knapp 5 Prozent nach.
Die Papiere von Delta Air Lines, United und American Airlines fielen um sieben bis rund acht Prozent.
Auch Papiere von Impfstoffherstellern wie Biontech, Moderna oder auch Novavax gerieten unter Druck und büßten 5 bis 12 Prozent ein. Sie allerdings hatten sich in jüngster Zeit auch wieder kräftig von ihren Rückschlägen im Spätsommer und Herbst erholt gehabt.
Die Aktien von Merck & Co konnten im schwachen Gesamtmarkt ihrer Gewinne nicht halten und gaben letztlich um 0,6 Prozent nach. Ein Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Notfallzulassung für ein Corona-Medikament des Pharmaherstellers empfohlen. Die Empfehlung ist für die FDA zwar nicht bindend, meist folgt die Behörde aber der Einschätzung der Berater.
Schlusslicht im Dow war allerdings Salesforce mit einem Abschlag von fast 12 Prozent. Die Geschäfte des Softwareherstellers im abgelaufenen Quartal waren zwar besser als erwartet gelaufen, Anleger monierten allerdings den Ausblick auf das angelaufene vierte Quartal und auch die Umsatzaussagen zum ersten Quartal 2023.
Für die Anteile von Hewlett Packard Enterprise ging es an der Nyse nach einem Auf und Ab schließlich um 1,0 Prozent runter. Das Informationstechnikunternehmen hatte ebenfalls mit seinem Ausblick enttäuscht. Positiv wurde am Markt jedoch der starke Auftragseingang und der solide Barmittelzufluss gesehen.
General Motors (GM) stemmten sich im S&P 100 gegen den Abwärtstrend und legten um 0,3 Prozent zu. Der größte Autobauer der USA wurde trotz des anhaltenden Chipmangels in der Branche optimistischer für das laufende Geschäftsjahr.
Der Euro gab im US-Handel nach anfänglichen Gewinnen letztlich nach und kostete zum Börsenschluss an der Wall Street 1,1315 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1314 (Dienstag 1,1363) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8838 (0,8800) Euro.
Am US-Rentenmarkt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) nach frühen Verlusten um 0,14 Prozent auf 131,73 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 1,42 Prozent.
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