Oslo/Stockholm (dpa)
Friedensnobelpreisträger werden in Oslo ausgezeichnet
Zwei werden vor Ort geehrt, der Rest aus der Ferne: Wieder läuft bei den Nobelpreisverleihungen einiges anders ab als normal. Dennoch dürfte es starke Worte für die Meinungsfreiheit geben.
Die Journalisten Maria Ressa und Dmitri Muratow nehmen den Friedensnobelpreis an diesem Freitag in Oslo persönlich entgegen.
Die Philippinerin und der Russe erhalten den diesjährigen Preis für ihren Einsatz für die Wahrung der Meinungsfreiheit. Auf einer Preiszeremonie im Rathaus von Oslo werden die beiden in den Mittagsstunden mit den renommierten Nobelmedaillen und -diplomen ausgezeichnet. Auch Vertreter des Friedensnobelpreisträgers des Vorjahres, das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), werden bei der Zeremonie dabei sein.
Der Friedensnobelpreis wird als einziger der Nobelpreise in Oslo vergeben, alle anderen werden traditionell in Stockholm überreicht. Normalerweise werden alle Preisträger am 10. Dezember ausgezeichnet, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. Diesmal sind Ressa und Muratow aber die einzigen, die ihre Auszeichnungen persönlich am Nobeltag in Empfang nehmen werden - und das coronabedingt auch nur vor kleinerem Publikum als normal: Wegen der Corona-Lage und damit verbundenen Beschränkungen werden nur 200 Gäste bei der Osloer Zeremonie dabei sein können. Ein festliches Nobelbankett am Abend muss ausfallen.
Preiszeremonie aus der Ferne
Die Geehrten in den weiteren Kategorien Medizin/Physiologie, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaftswissenschaften waren in dieser Woche bereits vorab ausgezeichnet worden, darunter am Dienstag die beiden Deutschen Klaus Hasselmann in Physik und Benjamin List in Chemie. All diesen Nobelpreisträgern wird am Freitagnachmittag aus der Ferne auf einer weiteren Preiszeremonie in Stockholm in Anwesenheit der schwedischen Königsfamilie Tribut gezollt. Bekanntgegeben worden waren die diesjährigen Nobelpreisträger wie üblich im Oktober.
Die mehrfach ausgezeichnete Maria Ressa ist Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler, sie gilt als scharfe Kritikerin von Präsident Rodrigo Duterte. Dmitri Muratow ist Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“. In ihren Reden auf der Zeremonie dürften die beiden auf die schwerer werdende Lage für Journalistinnen und Journalisten in aller Welt eingehen. Bereits bei ihrer Ankunft in Oslo am Mittwoch hatte Ressa eine eindringliche Botschaft auf ihrem Mund-Nasen-Schutz stehen: „Journalism is not a crime“, stand auf ihrer schwarzen Maske - Journalismus ist kein Verbrechen. Am selben Tag wurde ein früherer Kollege von ihr in ihrer philippinischen Heimat per Kopfschuss getötet.
Muratow: „Gehen durch schwere Zeiten“
„Mir ist vollkommen bewusst, dass dieser Preis für die gesamte journalistische Gemeinschaft ist. Wir gehen durch schwere Zeiten“, hatte Muratow am Donnerstag auf einer Nobel-Pressekonferenz gesagt. Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, hatte zuvor gesagt, dass Ressa und Muratow alle Journalisten repräsentierten, die täglich dafür kämpften, die Öffentlichkeit mit vertrauenswürdigen Informationen zu versorgen. Darauf seien eine gesunde Gesellschaft und Demokratie angewiesen.
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