Leipzig (dpa/sn)
Ermittlungen nach Beschädigung von Moschee in Leipzig
Mehrere Fenster einer Leipziger Moschee sind am Montagabend zu Bruch gegangen, nachdem bis zu 80 Randalierer durch die Straßen gezogen waren. Die Polizei hält sich zu Hintergründen bedeckt.
Nach Beschädigungen an einer Leipziger Moschee ermittelt die Polizei wegen besonders schweren Landfriedensbruchs. Mehrere Scheiben des Gotteshauses waren am Montagabend zu Bruch gegangen, sagte eine Polizeisprecherin.
Zuvor waren etwa 60 bis 80 Menschen durch die Eisenbahnstraße im Leipziger Osten gezogen, hatten Pyrotechnik gezündet, Mülltonnen in Brand gesetzt und fünf Autos durch Flaschenwürfe beschädigt. Auch ein Streifenwagen sei mit Farbbeuteln und Steinen beworfen worden, wodurch die Frontscheibe beschädigt worden sei.
Die Polizei kontrollierte zwölf Personen im Alter von 14 bis 31 Jahren und nahm diese für die erkennungsdienstliche Behandlung mit auf das Revier. Sie durften anschließend wieder gehen und wurden nach Angaben der Sprecherin nicht in Gewahrsam genommen. Der Sachschaden rund um die Moschee und die Eisenbahnstraße wird auf rund 30.000 Euro geschätzt. Nach bisherigen Angaben war die Moschee das einzige Gebäude, das beschädigt wurde.
Ein mögliches politisches Motiv könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in einer Polizeimeldung vom Mittag. In der Nacht hatte ein Polizeisprecher gesagt, die Moschee sei im Zusammenhang mit einem Aufzug von etwa 100 vermummten Menschen beschädigt worden, die die Polizei als linksmotivierte Gruppe einordne. Diese Angaben wollte eine Sprecherin am Dienstag nicht bestätigen.
Die Moschee gehört zum Moscheenverband Ditib, die der deutsche Ableger der türkischen Religionsbehörde Diyanet ist. Ob das islamische Gotteshaus gezielt beschädigt wurde, sagten die Beamten zunächst nicht. Ditib war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Politikerinnen und Politiker verurteilten die Gewalt gegen das Gotteshaus. Die Leipziger SPD-Vorsitzende Irena Rudolph-Kokot sagte, dass Kritik am türkischen Staat oder an Ditib legitim sei. Auch sie sehe das Regime Erdogan kritisch. Was aber gar nicht gehe, sei, eine Moschee anzugreifen. Es sei „extrem unreflektiert“, gerade in Sachsen in einem migrantisch geprägten Viertel eine von Musliminen und Muslimen mangels Auswahl besuchte Religionsstätte anzugreifen. „Diese Eskalation ist inakzeptabel.“
Auch die Leipziger Landtagsabgeordnete Juliane Nagel kritisierte die Ausschreitungen. „Anschläge auf Moscheen in Deutschland, gar in Sachsen? Geht gar nicht“, schrieb sie bei Twitter. Es brauche den Gesprächsfaden auch zur vom türkischen Staat finanzierten Ditib, Unterstützung von Reformbestreibungen und den Zugang zu Moscheegängerinnen und -gängern.
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