Frankfurt/Main (dpa)

Chemieindustrie erwartet weiteres Rekordjahr

| 16.12.2021 12:08 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Produkttanklager auf dem Gelände des Chemieparks Genthin. Der Rekordlauf der deutschen Chemie- und Pharmabranche dürfte sich im neuen Jahr fortsetzen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa
Produkttanklager auf dem Gelände des Chemieparks Genthin. Der Rekordlauf der deutschen Chemie- und Pharmabranche dürfte sich im neuen Jahr fortsetzen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa
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Lieferengpässe, teure Energie, hohe Rohstoffkosten: Trotz Hindernissen erlebt die Chemie- und Pharmaindustrie 2021 ein Rekordjahr. Für das neue Jahr erwartet die Branche sogar noch bessere Zeiten.

Die globale Konjunkturerholung und die starke Nachfrage nach Corona-Impfstoffen beflügeln die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie.

Im neuen Jahr soll sich der Rekordlauf der Branche mit gut 466.000 Beschäftigten hierzulande fortsetzen, prognostizierte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag in Frankfurt. Die Produktion werde 2022 voraussichtlich um zwei Prozent und der Umsatz um fünf Prozent auf 231 Milliarden Euro steigen. Vor allem in Übersee seien gute Geschäfte zu erwarten, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann.

Die nach dem Auto- und Maschinenbau drittgrößte Industriebranche in Deutschland erlebt schon 2021 ein Rekordjahr. So schnellte der Umsatz bei stark steigenden Preisen geschätzt um 15,5 Prozent hoch auf rund 220 Milliarden Euro - deutlich mehr als der bisherige Bestwert von 203 Milliarden Euro von 2018. Die Produktion legte bei hoher Auslastung kräftig um 4,5 Prozent zu. Industriekunden auf allen Kontinenten hätten ihren Erholungskurs fortgesetzt, sagte Kullmann.

Energieintensive Branche

Zugleich belasteten höhere Kosten für Strom und Gas sowie Rohstoffe die energieintensive Chemie. So hat sich etwa Rohöl laut VCI um 70 Prozent verteuert, auch Metalle und Mineralien wurden kostspieliger. Die Branche konnte aber höhere Preise oft an Kunden weitergeben. In einer VCI-Mitgliederumfrage gaben nur 16 Prozent der Unternehmen an, steigende Kosten nicht weiterreichen zu können, 67 Prozent können das zumindest teilweise.

Auch Lieferengpässe sorgten für Gegenwind. Laut der Umfrage mussten 35 Prozent wegen knapper Vorprodukte und Logistik ihre Produktion drosseln, 10 Prozent gar Anlagen zeitweise still legen. Daher kam es zu Verzögerungen bei Aufträgen. Mit einer Entspannung rechnet die Branche erst im Sommer. „Unsere Branche hat vielfachem Gegenwind standgehalten und ein beachtliches Ergebnis erzielt“, sagte Kullmann.

Biontech sorgt für Rückenwind

In der Pharmaindustrie sorgten die hohen Umsätze mit dem Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech für Rückenwind, die Produktion stieg kräftig. Zur Debatte um Engpässe bei Impfstoffen im ersten Quartal sagte Kullmann, der Mangel sei akut. Er sehe aber sehr gute Chance, mit den Produktionskapazitäten in Deutschland gegensteuern zu können.

Von der neuen Bundesregierung forderte der VCI, den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik mit neuen modernen Gaswerken zu begleiten. Angesichts des Ausstiegs aus der Kohleverstromung dürfte die Versorgungssicherheit nicht aufs Spiel gesetzt werden, sagte Kullmann. Erneuerbare Energien seien unverzichtbar für den Klimaschutz, es gebe aber zu viel Bürokratie. In Deutschland brauche es „sieben verdammte Jahre“ für die Genehmigung eines Windrads.

Kullmann begrüßte, dass die Ampelparteien die Finanzierung die EEG- Umlage über den Strompreis ab 2023 beenden und stattdessen aus dem Haushalt stemmen wollen. „Es ist allerhöchste Zeit, dieses Bürokratiemonster an die Kette zu legen.“

© dpa-infocom, dpa:211216-99-406464/2

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