Berlin (dpa)

Bundesregierung: Omikron in wenigen Tagen dominierend

| 05.01.2022 10:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Warteschlange für Covid19-PCR-Tests vor einer Klinik in Sydney. Foto: Mick Tsikas/AAP/dpa
Warteschlange für Covid19-PCR-Tests vor einer Klinik in Sydney. Foto: Mick Tsikas/AAP/dpa
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In immer mehr Ländern ist die Omikron-Variante des Coronavirus inzwischen dominant. Nicht nur in Deutschland wird befürchtet, dass Grundbereiche des öffentlichen Lebens zum Erliegen kommen.

Die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus belastet in vielen Ländern nicht nur die Gesundheitssysteme. Sie verursacht auch Personalausfälle im öffentlichen Verkehr, in Schulen und anderen Bereichen des täglichen Lebens.

Um die kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten, greifen immer mehr Regierungen zu neuen Maßnahmen. Angesichts drohender Personalengpässe werden derzeit vor allem die Quarantäne-Regeln für Infizierte und Kontaktpersonen angepasst. Ein Überblick über das Geschehen.

DEUTSCHLAND

Die Variante dürfte nach Einschätzung der Bundesregierung in wenigen Tagen zur dominierenden Variante in Deutschland werden. „Zurzeit gehen wir von einem Omikron-Anteil von 25 Prozent deutschlandweit aus“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch in Berlin. In einigen Bundesländern insbesondere im Norden Deutschlands sei Omikron bereits dominierend. „Insofern müssen wir eigentlich davon ausgehen, dass in kurzer Zeit, in wenigen Tagen Omikron eigentlich auch bundesweit die dominierende Variante sein wird.“ Über mögliche weitere Maßnahmen wollen Bund und Länder am Freitag beraten.

GROSSBRITANNIEN

Omikron hat die Infektionszahlen in neue Höhen schnellen lassen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 1597 (Stand: 30. Dezember). In Schottland und England war Omikron schon vor Weihnachten dominant - in England sind es inzwischen mehr als 90 Prozent der Fälle. Um massive Personalausfälle in systemrelevanten Branchen abzufedern, wurde die Pflichtquarantäne für Infizierte auf sieben Tage verkürzt. Trotzdem haben mehrere Kliniken bereits wegen infizierter Beschäftigter den Katastrophenfall ausgerufen. Auch der öffentliche Verkehr ist betroffen. Zum Wiederbeginn der Schule rechnen auch Schulleiter mit vielen Ausfällen.

FRANKREICH

Hier ist Omikron seit vergangener Woche dominant. Zu Beginn der letzten Dezemberwoche verzeichnete die Gesundheitsbehörde einen Anteil von 62,4 Prozent in den Suchtests. Anfang dieser Woche wurde die Quarantänezeit für Geimpfte verkürzt. Gesundheitsminister Olivier Véran erklärte, medizinisches Personal solle unter gewissen Bedingungen auch bei einer Ansteckung weiterarbeiten können, wenn die Betroffenen keine oder kaum Symptome haben. Die Regierung berät, wie gesichert werden kann, dass Schulen, Polizei, Energiegewinnung und öffentlicher Verkehr weiterarbeiten.

DÄNEMARK

Beim nördlichsten Nachbarn wurde Omikron bereits einige Tage vor Weihnachten dominant. Mittlerweile macht die Variante mehr als 90 Prozent aller untersuchten Neuinfektionen aus. Aber es gibt Hoffnung: Der fachlichen Direktorin des Gesundheitsinstituts SSI, Tyra Grove Krause, zufolge deutet alles darauf hin, dass Omikron-Infektionen milder verlaufen als solche mit Delta. Das Risiko einer Krankenhauseinweisung scheine deutlich niedriger zu sein. Derzeit liegen knapp 800 Menschen mit Corona-Infektionen im Krankenhaus, etwa ein Zehntel davon auf der Intensivstation. Es wird mit einer weiteren Belastung des Gesundheitswesens gerechnet.

ÖSTERREICH

Auch hier herrscht Omikron nun vor. In der letzten Kalenderwoche 2021 wurden 4712 Omikron-Fälle nachgewiesen und 2965 Delta-Fälle. Und die Omikron-Zahlen gehen stark in die Höhe: Am Dienstag wurden mehr als 5000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert. Die Lage in den Kliniken ist aber noch verhältnismäßig entspannt. Um einem Zusammenbruch der Infrastruktur vorzubeugen, wurden etwa die Mitarbeiter des Energieversorgers von Wien isoliert. Bund und Länder wollen am Donnerstag über neue Quarantäneregeln beraten.

Australien

Die Corona-Lage in Australien spitzt sich dramatisch zu: Die Behörden in dem Land mit 25 Millionen Einwohnern meldeten am Mittwoch mehr als 64.700 Neuinfektionen, fast 17.000 mehr als am Dienstag. Seit Tagen verzeichnen die Behörden vor allem wegen der Ausbreitung der ansteckenden Omikron-Variante immer neue Rekordwerte. Zum Vergleich: Ende November lagen die Zahlen noch bei 1000 bis 1500 Neuinfektionen täglich.

Besonders betroffen sind die bevölkerungsreichsten Bundesstaaten New South Wales mit der Großstadt Sydney und Victoria mit der Metropole Melbourne. Allein in New South Wales wurden am Mittwoch rund 35.000 neue Fälle gemeldet, nach 23.000 am Dienstag. Fast 1500 Menschen liegen in der Region an der Ostküste mittlerweile in Verbindung mit Covid-19 im Krankenhaus - sehr zur Sorge der Gesundheitsbehörden.

Argentinien

Das südamerikanische Land hat mehr als 80.000 Corona-Infektionen innerhalb eines Tages registriert - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums des südamerikanischen Landes vom Dienstagabend (Ortszeit) wurden 81.210 neue Fälle in 24 Stunden gemeldet. Am Montag waren rund 44.400 Fälle registriert worden. Die bisherige Rekordmarke hatte am 30. Dezember bei 50.506 gelegen.

USA

Omikron ist seit kurz vor Weihnachten die dominante Variante. Die Gesundheitsbehörde CDC verkürzte vergangene Woche die empfohlene Isolationsdauer nach einer Corona-Infektion von zehn auf fünf Tage. Grund waren Erkenntnisse, dass die meisten Ansteckungen früh im Krankheitsverlauf stattfinden. Nach Ablauf der fünf Tage ist zum Beenden der Isolation kein Negativtest nötig. Unternehmen und Vertreter des Gesundheitswesens hatten gefordert, die Isolationszeit zu verkürzen, um Personalengpässe zu vermeiden. Die Zahl der Neuinfektionen in dem 330-Millionen-Einwohner-Land stieg zuletzt rasant auf mehrere Hunderttausend pro Tag.

Indien

In Indien hat sich die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen innerhalb weniger Tage mehr als verdoppelt. In dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land gab es am Dienstag 58.000 gemeldete Neuinfektionen, wie Zahlen des Gesundheitsministeriums in Neu Delhi am Mittwoch zeigten. Die Zahl für Samstag hatte bei rund 27.600 gelegen. Indische Medien berichteten, dass sich Krankenhauspersonal in etlichen Bundesstaaten infiziert habe, Mitarbeitende seien aus dem Urlaub zurück in den Dienst gerufen worden. Aus der besonders betroffenen Stadt Kolkata hieß es, viele Einwohnerinnen und Einwohner hätten zwei Tage lang warten müssen, um einen PCR-Test machen zu können.

© dpa-infocom, dpa:220105-99-594097/10

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