Dallas (dpa)

„Für immer 41“ in Dallas: Nowitzkis Feier mit viel Liebe

Patrick Reichardt, dpa
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Von Patrick Reichardt, dpa
| 06.01.2022 03:46 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Fans stehen Schlange, um Erinnerungsstücke an den ehemaligen Dallas-Star Dirk Nowitzki zu erwerben. Foto: Lm Otero/AP/dpa
Fans stehen Schlange, um Erinnerungsstücke an den ehemaligen Dallas-Star Dirk Nowitzki zu erwerben. Foto: Lm Otero/AP/dpa
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Der längst abgetretene Dirk Nowitzki darf noch einmal auf die große Bühne. Seine Nummer 41 wird in Dallas nicht mehr vergeben. NBA-Boss Silver nennt ihn „eine Ikone“ und „einen Pionier“. Über ein Angebot von Ex-Mitspieler Jason Kidd kann der Deutsche nur schmunzeln.

Der schwer gerührte Dirk Nowitzki machte seiner Frau Jessica eine emotionale Liebeserklärung, seine Kinder spielten freudig im blauen Konfettiregen.

Mit einer gefühligen Feier und ganz vielen Huldigungen haben die Dallas Mavericks die beispiellose Basketball-Karriere ihrer Vereinslegende gewürdigt. Die Nummer 41 wird bei dem NBA-Club nicht mehr vergeben, das symbolhafte Trikot wurde per gemeinsamem Knopfdruck von Nowitzki und seinen drei Kids Malaika, Max und Morris unter das Hallendach gezogen. Es war der Schlusspunkt einer Ära, die sportlich im April 2019 nach 21 Jahren endete und 2011 in der gemeinsamen Meisterschaft gipfelte.

Ergriffener Nowitzki

„Es war eine atemberaubende Reise. Was für eine spezielle Zeremonie“, sagte der 43 Jahre alte Würzburger, der sich von den Feierlichkeiten überraschen lassen wollte und überwältigt war. Unter dem Motto „Für immer 41“ hatten zahlreiche Weggefährten gesprochen oder Botschaften ausgerichtet. NBA-Boss Adam Silver nannte Nowitzki „eine Ikone“ und „einen Pionier“ - und fügte an: „Dirk, sie lieben Dich nicht nur hier in Dallas, sondern auf der ganzen Welt.“ Nowitzki, der die Show mit seiner Familie genoss, wirkte gerührt. Mal wischte er sich Tränen aus den Augen, dann grinste er wieder breit.

Als der 2,13 Meter große Mann selbst an der Reihe war, zog er einen Spickzettel aus der Tasche und hielt eine launige Rede über rund 20 Minuten. Ein ganz besonderer Dank galt seiner Familie. „Jess, Du bist das Rückgrat unserer Familie und hältst den Laden am Laufen. Du bist die beste Frau und die beste Mutter. Ich liebe Dich“, sagte Nowitzki, der von 1998 bis 2019 ausschließlich für die Mavericks spielte und seit knapp drei Jahren sein Leben als Privatier genießt. Dem eigenen Nachwuchs richtete er aus: „Findet Eure Leidenschaft und arbeitet hart. Ich liebe euch und bin stolz auf Euch.“ Die Familie lebt gemeinsam in Texas.

Der 99:82-Sieg der Mavericks gegen die Golden State Warriors wurde zur Randnotiz, die Würdigung des besten deutschen Basketballers und sechsterfolgreichsten Werfers der NBA-Geschichte stand stattdessen im Fokus. Legende Magic Johnson stellte fest, Nowitzki habe das Spiel mit seinen einbeinigen Würfen revolutioniert. Die Silhouette der Bewegung ist in Dallas auf dem Parkett verewigt. „Und sie wird für immer dort bleiben. Jeder soll sehen, wie großartig Du warst“, sagte Vereinsboss Mark Cuban, der für Nowitzki zu einem Freund geworden ist.

Kidd offeriert Nowitzki Zehntagesvertrag - mit Augenzwinkern

Der heutige Mavericks-Trainer Jason Kidd - früher Nowitzkis Kollege - sprach stellvertretend für jenes Team, das vor zehneinhalb Jahren den ersten und bis heute einzigen Titel der Vereinshistorie holte. „Was eine Reise. Eine unglaubliche Reise. Du hast Standards gesetzt, was es bedeutet zu siegen und zu arbeiten. Im Namen der Meistermannschaft möchte ich "Danke" sagen: einfach dafür, dass Du Du warst. Du warst immer ein Champion“, sagte Kidd, der sich nach erledigter Arbeit als Coach ein grünes Nowitzki-Trikot überzog.

Zuvor hatte Kidd seinen Vortrag mit einer scherzhaften Frage eingeleitet: „Wir geben Dir einen Zehntagesvertrag, willst du zurückkommen?“ Nowitzki schmunzelte. Er war schon 2019 bei seinem Rücktritt körperlich am Ende und freute sich fortan auf Pizza zum Frühstück und Eis, wann immer er will. Bei der Ehrung machte der Franke aber einen drahtigen und schlanken Eindruck. Mit schickem Anzug und Kurzhaarfrisur hatte er sich wie seine Familie für den besonderen Anlass schick gemacht.

Nowitzki erzählte noch einmal, wie er 1998 am Flughafen in Dallas von hunderten Menschen euphorisch empfangen wurde. „Ein paar Jahre später habe ich erfahren, dass das keine Fans waren, sondern Angestellte des Vereins, die hinausgeschickt wurden“, sagte Nowitzki, der neben einer nach ihm benannten Straße und der Trikotehre bald auch eine Statue erhalten wird. Vereinsboss Cuban enthüllte sie bereits in Miniatur-Form - und kündigte an: „Die wird vor der Arena stehen - und der nächsten Arena und der Arena danach. Und sie wird groß sein.“

Alle loben Nowitzki

Alles stand im Zeichen von Nowitzki. Die Profis um Quasi-Nachfolger Luka Doncic trugen vor der Partie sein Trikot, das Dallas Symphony Orchestra stellte exakt 41 Mitglieder für die Zeremonie ab. „Er bedeutet alles für mich und für diesen Verein. Er hat das verdient“, sagte Doncic, der noch ein Jahr gemeinsam mit der Vereinslegende spielte. Nowitzki ist nach Derek Harper (Nummer 12), Brad Davis (15) und Rolando Blackman (22) der vierte Spieler, dessen Trikot unter dem Hallendach hängt. „Es ist eine Ehre, dies mit Euch zu teilen“, richtete Nowitzki an das Trio aus.

Der Geehrte machte seine Späßchen über die Statue („dachte, sie wird ein bisschen größer“) oder seinen Schwiegervater, dem er ausrichtete: „Was ich am meisten an Dir schätze, ist: Deine Tochter.“ In den Videobeiträgen wurde dies gut eingeordnet. Michael Finley, der von 1998 bis 2005 mit Nowitzki zusammenspielte, erinnerte sich: „Neben dem Spielfeld ist er ein Comedian. Jedenfalls denkt er das.“

© dpa-infocom, dpa:220106-99-606887/12

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