Stuttgart (dpa)
Menschenrechtsorganisation Memorial erhält Heuss-Preis
Das Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung will die verbotene russische Menschenrechtsorganisation Memorial mit einem Preis auszeichnen und damit die Frauen und Männer in ihrer Arbeit unterstützen.
Nach der gerichtlich erzwungenen Auflösung der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial wird die international bekannte Initiative mit dem Theodor-Heuss-Preis als „Quelle der Demokratie“ geehrt.
„Die Auszeichnung von Memorial rückt die Menschenrechtssituation weltweit in den Mittelpunkt“, teilte der frühere FDP-Bundesinnenminister Gerhart Baum für das Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung in Stuttgart mit. Die Aktivisten hätten sich international hohes Ansehen erworben. „Diese mutigen Frauen und Männer müssen wissen, dass wir an ihrer Seite stehen.“ Ihre Aufgaben müssten fortgesetzt und unterstützt werden.
Die Verleihung des 57. Theodor-Heuss-Preises ist für Mai geplant. „Die Auszeichnung soll zur Demokratie ermutigen und das Selbstbewusstsein und den Mut von Menschenrechtsverteidigern stärken“, hieß es vonseiten der überparteilichen Stiftung.
Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Russlands oberstes Gericht die Schließung der Ende der 1980er Jahre unter anderem von Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow gegründeten Menschenrechtsorganisation wegen Verstößen gegen das sogenannte Gesetz über ausländische Agenten verfügt. Memorial weist die Vorwürfe zurück und beklagt politische Verfolgung.
Der undotierte Preis geht auf den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884-1963) zurück. Die Theodor-Heuss-Stiftung verleiht ihn seit 1965 jährlich. Zu den Preisträgern zählen Philosoph Jürgen Habermas, Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der Umweltwissenschaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker, der frühere tschechische Präsident und Schriftsteller Vaclav Havel sowie der bulgarisch-amerikanische Objektkünstler Christo.
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