Vulkanausbruch: Tonga macht Angaben zu Toten und Schäden

Rebekah Lyell, Carola Frentzen und Natalie Skrzypczak, dpa
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Von Rebekah Lyell, Carola Frentzen und Natalie Skrzypczak, dpa
| 18.01.2022 04:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Mitarbeiter des Geologischen Dienstes von Tonga beobachten und überwachen den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai aus sicherer Entfernung. Foto: Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire/dpa
Mitarbeiter des Geologischen Dienstes von Tonga beobachten und überwachen den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai aus sicherer Entfernung. Foto: Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire/dpa
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Nach dem Vulkanausbruch samt Tsunami spricht Tongas Regierung von einer „beispiellosen Katastrophe“. Mehrere abgelegene Inseln seien schwer getroffen worden. Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig.

Nuku'alofa (dpa) - Tage nach dem gewaltigen Ausbruch eines Untersee-Vulkans sickern Informationen zum Ausmaß der Schäden aus dem Südsee-Archipel Tonga: Die Regierung des Inselreichs hat in einer ersten offiziellen Mitteilung seit der Eruption von Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Pazifik mindestens drei Tote bestätigt.

Es handele sich um zwei Tongaer und einen britischen Staatsbürger, teilte das Büro von Premierminister Siaosi Sovaleni am Dienstag mit. Die Kommunikationsverbindungen waren seit dem Ausbruch am Samstag beeinträchtigt, weil ein wichtiges Unterseekabel durch das Seebeben gekappt wurde. Man arbeite an der Wiederherstellung der Dienste - einschließlich des Internets, hieß es weiter.

Überall Asche

Die Regierung Tongas sprach von einer „beispiellosen Katastrophe“. Demnach wurden auch Verletzte gemeldet. Durch die Eruption sei eine vulkanische Aschewolke entstanden, die alle Inseln Tongas bedeckte. Außerdem habe der Ausbruch bis zu 15 Meter hohe Tsunamiwellen verursacht. „Obwohl die Tsunami-Warnung aufgehoben wurde und die vulkanische Aktivität deutlich zurückgegangen ist, wird die Überwachung fortgesetzt“, hieß es weiter.

Der Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai hatte am Wochenende eine gigantische Wolke aus Asche und Gas kilometerweit in die Höhe geschleudert und Tsunami-Wellen ausgelöst, die selbst in Japan, Alaska und Südamerika noch an die Küsten schwappten. Auf Satellitenbildern waren spektakuläre Aufnahmen der Eruption zu sehen, die Experten zufolge wahrscheinlich die stärkste weltweit seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 war. Die Druckwelle des Vulkanausbruches wurde sogar von Messgeräten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über Deutschland erfasst.

Der Untersee-Koloss, der sich 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit unter der Wasseroberfläche erhebt, liegt nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku'alofa. Das Königreich Tonga hat rund 107.000 Einwohner.

Marine verteilt lebenswichtige Vorräte

Regierungsangaben zufolge brachte Tongas Marine lebenswichtige Vorräte auf einige Inseln. Auf der tiefliegenden Insel Mango mit rund 36 Bewohnern, von der ein Notsignal empfangen wurde, seien alle Häuser zerstört. Auf Fonoifua seien zwei Häuser übrig geblieben. Die Bewohner der beiden Inseln sowie von 'Atata, würden von der Marine in Sicherheit gebracht. Die Asche und Schäden an den Anlegestellen erschwerten den See- und Lufttransport. Mit der nördlichsten Inselkette Niuas konnte demnach bisher kein Kontakt hergestellt werden. Sie galt aufgrund der Entfernung zum Vulkan jedoch als weniger gefährdet.

„Die Kommunikation ist weiter das größte Problem, da Internet und internationale Telefonleitungen immer noch außer Betrieb sind“, teilte das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. „Insgesamt scheint es auch rund um die Hauptinsel Tongatapu erhebliche Schäden an der Infrastruktur zu geben“, berichtete OCHA weiter. Strände, Häuser und Hotels - vor allem im Westen der Insel - sollen ebenfalls betroffen sein.

Die neuseeländische Regierung hatte zunächst unter Berufung auf die Polizei in Tonga zwei Todesfälle bestätigt. Eines der Opfer ist demnach eine 50-jährige Britin, die von einer Flutwelle erfasst wurde, als sie ihre Hunde retten wollte, wie ihr Bruder gegenüber dem britischen Sender BBC bestätigte. Die Frau leitete in Tonga ein Tierheim. Tongas Regierung gab an, eine 65 Jahre alte Bewohnerin der Insel Mango und ein 49-jähriger Einwohner der Insel Nomuka seien gestorben.

Neuseeland schickt Hilfsgüter

Neuseeland wollte noch am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern in das 2300 Kilometer entfernte Tonga schicken. Ein formelles Hilfeersuchen stehe zwar noch aus, aber die neuseeländische Regierung wolle die Schiffe „HMNZS Wellington“ und „HMNZS Aotearoa“ dennoch bereits entsenden, da diese drei Tage brauchten, um die betroffene Region zu erreichen, hieß es.

Eines der Schiffe soll dringend benötigtes Trinkwasser transportieren, denn auf Tonga ist das Wasser durch Asche verschmutzt. „Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und die „HMNZS Aotearoa“ kann 250.000 Liter transportieren und 70.000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren“, sagte Verteidigungsminister Peeni Henare. Auch im australischen Brisbane sollte am Mittwoch ein Schiff ablegen. Laut der Nachrichtenagentur AAP wird die „HMAS Adelaide“ sowohl humanitäre Hilfen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord haben.

Farblose Landschaften

Am Montag hatten beide Nachbarstaaten Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen. Maschinen können derzeit nicht in der Hauptstadt landen, weil auch der Flughafen zunächst von der Asche befreit werden muss.

Ob der seit Dezember wieder aktive Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai nun Ruhe gibt, ist laut Experten schwer einzuschätzen. Jedoch müssten sich die Tongaer wahrscheinlich auf weitere Eruptionen einstellen, zitierte der australische Sender ABC am Dienstag den Geochemiker Oliver Nebel von der renommierten Monash University in Melbourne. „Ich glaube, dass er in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten erneut ausbrechen wird.“ Ob dies mit der gleichen Intensität geschehe, sei aber nicht vorherzusagen - denn niemand wisse, wie viel Magma sich noch in der Magmakammer in der Erdkruste befindet.

© dpa-infocom, dpa:220118-99-747855/12

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