Würzburg/München (dpa)
Bischofskonferenz schweigt zu Benedikts Falschaussage
Einen Tag nach der Aufsehen erregenden Selbstkorrektur des früheren Papstes Benedikt zu einem Missbrauchsfall hat sich die Deutsche Bischofskonferenz geäußert. Allerdings nicht zu Benedikt.
Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg hat sich nicht zu einer Stellungnahme zu der Falschaussage des emeritierten Papstes Benedikt XVI. durchringen können.
In einer am Dienstag verbreiteten Presseerklärung heißt es lediglich, das am Donnerstag veröffentlichte Münchner Missbrauchsgutachten habe die Bischöfe tief erschüttert. „Dadurch, dass auch das Wirken des früheren Papstes Benedikt XVI. als Erzbischof von München und Freising Untersuchungsgegenstand war, und durch dessen Einlassungen hat das Gutachten eine besondere Aufmerksamkeit erfahren.“
Benedikt hatte am Montag eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten an einer wichtigen Stelle eine falsche Aussage gemacht zu haben. Diese gehe aber auf ein „Versehen bei der redaktionellen Bearbeitung“ seiner Stellungnahme zurück, hatte sein Privatsekretär Georg Gänswein mitgeteilt. Benedikts Verhalten löste international Kritik aus.
Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte der „Passauer Neuen Presse“, er wundere sich über Benedikts Erklärung. „Ich frage mich natürlich, wie diese 82-seitige Stellungnahme, die seine Unterschrift trägt, entstanden ist.“ Er habe Benedikt immer als grundehrlichen Menschen erlebt.
In dem Münchner Gutachten war neben Benedikt - früher Kardinal Joseph Ratzinger - auch dessen Nachfolger Friedrich Wetter, beschuldigt worden. Dieser entschuldigte sich am Dienstag für seine „falsche Entscheidung“ in einem prominenten Missbrauchsfall. Der betreffende Pfarrer hätte nicht mehr in der Seelsorge eingesetzt werden dürfen, hieß es in einer Erklärung, die das Erzbistum in Wetters Auftrag veröffentlichte. „Es tut mir von Herzen leid.“ In anderen Fällen bestreitet der 93 Jahre alte Kardinal ein Fehlverhalten allerdings vehement.
In Wetters Amtszeit fällt die Versetzung eines wegen sexuellen Missbrauchs rechtskräftig verurteilten Priesters in eine andere Gemeinde in Garching an der Alz - wo er erneut Jungen missbraucht haben soll. Für diesen Fall gilt die Entschuldigung, die Wetter nun formulierte.
Die deutschen Bischöfe teilten in ihrer Stellungnahme mit, sie spürten „den erheblichen Vertrauensverlust“ und verstünden das große Misstrauen, das ihnen aus der Gesellschaft und von den Gläubigen entgegengebracht werde. Eine Umfrage hatte kürzlich ergeben, dass die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger mittlerweile kaum einer Institution in Deutschland so wenig vertrauen wie der katholischen Kirche.
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