Frankfurt/Berlin (dpa)
Banken erwarten Verteuerung von Immobilienkrediten
Viele Hausbauer haben mit staatlicher Förderung geplant und fragen sich nach dem abrupten Stopp nun, wie es weitergehen soll. Auch die Banken verlangen Antworten von der Politik.
Der Bankenverband BdB erwartet einen „deutlichen“ Anstieg der Finanzierungskosten für den privaten Wohnungsbau unter anderem wegen des Förderstopps für energieeffiziente Gebäude.
„Ich kann Ihnen keine genaue Prognose geben, wie sich die Immobilienfinanzierung für Privatkunden verteuern wird. Aber sie wird sich verteuern, und das wird spürbar sein“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig, am Mittwoch in einer Videoschalte.
„Wir haben verschiedene Maßnahmen jetzt gesehen, die die Finanzierung für privaten Wohnungsbau erschweren werden - und zwar deutlich“, sagte Ossig. Dazu gehörten die von der Finanzaufsicht Bafin geforderten zusätzlichen Kapitalpuffer. „Auch die Entscheidung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima, eben dieses Förderprogramm für energieeffizientes Bauen einzustellen - auch das hat letztendlich alles Auswirkungen auf Finanzierungskosten von Kunden“, sagte Ossig.
Stopp von Förderungen bei Neubauten
Das Wirtschaftsministerium hatte Anfang dieser Woche angesichts einer Antragsflut und drohender Mehrkosten in Milliardenhöhe einen Stopp der staatlichen Förderungen für Neubauten verkündet. Energiestaatssekretär Patrick Graichen hatte von einer veralteten Förderung gesprochen, die falsche Anreize setze.
Konkret können keine neuen Anträge für Fördermittel der staatlichen Förderbank KfW in der Bundesförderung für effiziente Gebäude gestellt werden. Dies gilt laut Ministerium für folgende Programme: Das Effizienzhaus 55 im Neubau, das Effizienzhaus (EH) 40 im Neubau sowie die energetische Sanierung. Über die Zukunft der Neubauförderung für EH40-Neubauten will das Ministerium zügig entscheiden. Die Förderung für Sanierungen solle wieder aufgenommen werden, sobald entsprechende Haushaltsmittel bereitgestellt sind.
Banken und Sparkassen fordern nach dem überraschenden Schritt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schnell Klarheit über das weitere Vorgehen. „Entscheidend ist nun, dass der Bund sehr zeitnah Klarheit für die Kunden - Bauträger und Investoren - schafft, wie mit gestellten Förderanträgen verfahren wird und wie die Förderung zukünftig ausgestaltet wird“, mahnte die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) als Dachverband der fünf großen Bankenverbände am Mittwoch. „Das Vertrauen der Kunden in verlässliche Förderangebote hat dabei für uns höchste Priorität.“
Zusätzliche Kapitalpuffer gefordert
Die von der Aufsicht geforderten zusätzlichen Kapitalpuffer für Wohnimmobilienkredite sieht der BdB kritisch. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) will nicht nur, dass die Geldhäuser einen sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent aufbauen. Neu eingeführt werden soll zudem ein Puffer, der spezifisch Wohnimmobilien-Kredite absichert.
Diese Maßnahmen beträfen „nicht nur das Neugeschäft, sondern auch sehr stark den Bestand an der Wohnimmobilienfinanzierung“, erklärte Ossig. „Wenn man Risiken im Wohnungsmarkt adressieren möchte, dann sollten wir nicht Altbestände mit zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen belegen.“
Habeck: „Ungedeckte Haushaltsversprechen“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat unterdessen den umstrittenen KfW-Förderstopp für energieeffiziente Gebäude verteidigt. Der Grünen-Politiker sprach am Mittwoch im Bundestag von „ungedeckten Haushaltsversprechen“. Deswegen habe die Förderung gestoppt werden müssen, es habe eine „Überförderung“ gegeben. Dass der Fehler „abrupt brutal“ korrigiert worden sei, sei ärgerlich und solle sich nicht wiederholen, sagte Habeck. Der Stopp aber sei in der Sache begründet. Habeck kündigte an, schnell für Planungssicherheit zu sorgen. Ein Teil der Anträge könne gefördert werden.
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