Berlin (dpa)
Weiter Flaute für deutsche Luftfahrt
Nach einem kurzen Sommeraufschwung spielt in der deutschen Luftfahrt wieder der Corona-Blues. Der Inlandsverkehr bleibt lange am Boden. Anderswo blickt man hingegen optimistisch auf die Sommermonate.
In der deutschen Luftfahrt herrscht wegen der Pandemie weiter Flaute. In den ersten Monaten dieses Jahres führte die neue Corona-Variante Omikron zu weiteren Flugstreichungen geführt, wie der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) berichtet.
Bereits im vergangenen Jahr blieb die globale Nachfrage demnach um 58 Prozent hinter dem Vorkrisenjahr 2019 zurück. Nun wurde kurzfristig für Januar und Februar 2022 im Verkehr von und nach Deutschland die eigentlich geplante Sitzkapazität noch einmal um mehr als ein Drittel reduziert.
2021 transportierten die deutschen Fluggesellschaften laut BDL 52,5 Millionen Passagiere und damit 68 Prozent weniger als 2019. An den deutschen Flughäfen wurden 78,6 Millionen Passagiere gezählt und damit 69 Prozent weniger als vor der Pandemie. Dass sich der deutsche Luftverkehr insgesamt langsamer erholte als in anderen europäischen Staaten, liegt dem Verband zufolge am schwachen innerdeutschen Verkehr mit nur noch rund einem Viertel der vor der Krise angebotenen Flüge. Die Reisenden hätten in Deutschland eher das Auto genommen, während in den meisten anderen Staaten wie Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei die Inlandsflüge bereits zwischen 68 und 77 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichten.
Deutschland wird weniger wichtig
Im Interkontinental-Geschäft habe Deutschland als Transferland seit 2010 an Bedeutung verloren, weil insbesondere nach Afrika und Asien die Passagierströme über die stark ausgebauten Drehkreuze in Arabien und der Türkei zugenommen hätten. Neben der gezielten Industriepolitik der Staaten sorgten auch geringere soziale, ökologische und verbraucherpolitische Standards für eine regelrechte Sogwirkung, meinte BDL-Präsident Peter Gerber. Die Wertschöpfung werde ohne positiven Effekt für die Umwelt verlagert.
Gerber verlangte Öffnungsperspektiven, die jetzt entwickelt werden müssten. Auflagen sollten schrittweise zurückgenommen werden, weil Impfungen und Tests eine sichere Mobilität ermöglichten. „Wir brauchen praktikable und europaweit einheitliche Reiseregeln, das heißt konkret weniger Bürokratie in den Abläufen“, sagte der Lufthansa-Manager laut einer Mitteilung.
Easyjet erwartet guten Sommer
Der britische Billigflieger Easyjet hingegen stellt sich trotz der derzeitigen Omikron-Welle auf ein glänzendes Sommergeschäft ein. Die neue Variante des Coronavirus habe die Ticketbuchungen im Dezember gebremst und werde dies wohl auch noch im laufenden Quartal tun, teilte der Ryanair-Rivale mit. „Wir sehen einen starken Sommer vor uns, mit einer aufgestauten Nachfrage“, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren. Für die Hauptreisezeit von Juli bis September will er daher fast so viele Flüge anbieten wie im Vorkrisen-Sommer 2019.
Zuversicht schöpft der Manager aus der jüngsten Entwicklung in Großbritannien. Nachdem die britische Regierung in den vergangenen Tagen und Wochen Lockerungen der coronabedingten Reisebeschränkungen angekündigt habe, seien die Buchungszahlen dort stark gestiegen, sagte Lundgren. Im Januar liege die angebotene Flugkapazität nur bei rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus, solle aber im Laufe des Quartals steigen.
Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember flog Easyjet allerdings erneut rote Zahlen ein. Zwar zählte die Fluggesellschaft rund 11,9 Millionen Fluggäste und damit gut viermal so viele wie in dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz verfünffachte sich sogar nahezu auf 805 Millionen britische Pfund (964 Mio Euro). Dennoch stand vor Steuern und Sondereffekten ein Verlust von 213 Millionen Pfund zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte das Minus allerdings rund doppelt so hoch gelegen.
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