Berlin/Frankfurt (dpa)
Sparkassen: Inflation bleibt hoch - EZB muss handeln
Die Teuerung in Deutschland hat zu Jahresbeginn weniger stark nachgelassen als erhofft. Verbraucher sehen die Entwicklung mit Sorge. Der Druck auf Europas Währungshüter nimmt zu.
Deutschlands Verbraucher müssen nach Einschätzung der Sparkassen noch länger mit höheren Teuerungsraten leben.
Es bestehe „ein nicht zu vernachlässigendes Risiko“, dass „uns der höhere Preisdruck länger erhalten bleibt“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, am Mittwoch laut Redetext.
Ein fortgesetzter höherer Preisauftrieb in Verbindung mit den niedrigen und sogar negativen Zinsen führe dazu, dass Ersparnisse immer weiter an Wert verlören. „Diese Gefahr wird umso größer, je länger die Geldpolitik auf Kosten der Verbraucher den deutlich steigenden Preisen tatenlos zusieht“, sagte Schleweis.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält bislang an ihrer ultralockeren Geldpolitik mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihenkäufen fest. Die Währungshüter argumentieren, ein baldiges Anheben der Zinsen würde die Erholung der Wirtschaft vom Corona-Schock bremsen. Die EZB geht zudem davon aus, dass die Inflationsraten im Laufe des Jahres 2022 sinken werden.
Kritik an Politik der EZB
Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer lockeren Geldpolitik inklusive milliardenschwerer Anleihenkäufe die Inflation anzuheizen, die sie eigentlich im Zaum halten will. Die Notenbank strebt für den Euroraum ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird.
In Deutschland lagen die Verbraucherpreise im Januar 2022 einer ersten amtlichen Schätzung zufolge um 4,9 Prozent über dem Vorjahresmonat. Der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI lag in Europas größter Volkswirtschaft um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland eine Inflationsrate auf HVPI-Basis von 3,2 Prozent. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor.
„Es wird erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen haben, wenn die EZB nicht oder zu spät reagiert“, warnte Schleweis. „Wenn die Inflation mehr als 18 Monate über dem kommunizierten Zielniveau liegt, drohen wir in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale hineinzuschlittern.“ Schleweis betonte: „Bis Jahresende 2022 muss die EZB deshalb spätestens geldpolitisch tätig werden.“ Der EZB-Rat kommt an diesem Donnerstag (3.2.) zu seiner nächsten Sitzung zusammen.
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