Berlin (dpa)

Autobranche hofft auf leichten Aufschwung

Matthias Arnold, dpa
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Von Matthias Arnold, dpa
| 09.02.2022 11:41 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Prognose: 2022 kommen rund sieben Prozent mehr Neuwagen auf die Straßen als 2021. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Prognose: 2022 kommen rund sieben Prozent mehr Neuwagen auf die Straßen als 2021. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
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Zwar wird der Chipmangel die Autoindustrie auch in diesem Jahr belasten - die Branche rechnet dennoch mit einem Aufschwung. Beim Elektro-Anteil an den Neuzulassungen geht es hingegen kaum voran.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für 2022 mit mehr als 2,8 Millionen Pkw-Neuzulassungen in Deutschland. Damit kämen rund sieben Prozent mehr Neuwagen auf die Straßen als 2021, wie Verbandspräsidentin Hildegard Müller am Mittwoch mitteilte.

Im vergangenen Jahr waren 2,62 Millionen Pkw neu zugelassen worden. Vor allem Lieferengpässe bei Halbleitern hatten den Absatz deutlich gedrückt.

Der Verband betonte am Mittwoch erneut, dass die Probleme auch im laufenden Jahr anhalten werden. „Unserer Einschätzung nach lag der Tiefpunkt bei der Halbleiterversorgung im dritten Quartal 2021“, sagte VDA-Chefökonom Manuel Kallweit. „Aber ganz grundsätzlich wird uns das Halbleiterproblem auch im ganzen Jahr 2022 begleiten.“

Mehr Tempo

Auch deshalb liegt die Absatzprognose für dieses Jahr weit unter dem Niveau von vor der Pandemie: Im Jahr 2019 waren mehr als 3,6 Millionen Fahrzeuge in Deutschland neu zugelassen worden.

VDA-Chefin Müller forderte deshalb mehr Tempo beim Aufbau einer europäischen Halbleiter- und Batterieproduktion. „Wenn Deutschland auch Weltmarktführer der Zukunft sein will, dann braucht es jetzt den Aufbau von Halbleiter-Fabriken“, teilte sie am Donnerstag mit. „Erste Planungen zum Ausbau der Batterieproduktion in Deutschland und Europa existieren bereits. Wichtig ist die zeitnahe Umsetzung der Planungen, damit die Wertschöpfung für die Automobilindustrie in Europa gehalten werden kann.“

Der VDA geht davon aus, dass unter den Neuzulassungen in diesem Jahr insgesamt rund 750.000 Autos mit alternativen Antrieben sein werden. Bei rund der Hälfte davon handele es sich demnach um vollelektrische Autos mit Batterieantrieb. Sie stünden damit für einen Anteil von rund 13,3 Prozent an den Neuzulassungen, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entspräche.

Mit Blick auf die Ziele der Ampel-Koalition muss sich dieser Anteil schnell und deutlich erhöhen: Der Bund will den Bestand von Fahrzeugen mit Batterieantrieb bis 2030 auf 15 Millionen Pkw erhöhen. Um das zu schaffen, müsse „ab diesem Jahr jedes zweite verkaufte Auto ein Elektroauto sein“, betonte VDA-Chefin Müller.

Klimabilanz

„Angesichts der noch nicht flächendeckend ausgebauten Ladeinfrastruktur sind Plug-in-Hybride für den erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität aus unserer Sicht weiter essenziell.“ Rechnet man die Plug-in-Hybride mit ein, denen Experten eine deutlich schlechtere Klimabilanz zuweisen als batterielektrischen Fahrzeugen, läge der Anteil alternativer Antriebe an den Neuzulassungen in diesem Jahr bei mehr als 26 Prozent und wäre auch damit deutlich zu niedrig.

Der Umweltschutzverband BUND kritisierte die Autoindustrie am Mittwoch zudem dafür, nach wie vor an überdimensionierten SUV und ähnlichen Modellen festzuhalten. „Mit immer mehr, immer größeren und oft übermotorisierten Fahrzeugen fährt der Klimaschutz an die Wand“, teilte der BUND-Leiter für Verkehrspolitik, Jens Hilgenberg, am Mittwoch mit. „Neben einem Bekenntnis zur Mobilitätswende mit weniger Auto braucht es ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum Klimaschutz durch Antriebswechsel.“

BUND fordert früheren Abschied vom Verbrenner

Zentrales Instrument für diesen Antriebswechsel seien CO2-Flottengrenzwerte. „Es ist vor allem diese Regulierung, die dafür sorgt, dass der Marktanteil von e-Autos stetig steigt.“ Die Bundesregierung müsse sich in Brüssel dafür einsetzen, dass die EU-Kommission die CO2-Grenzwerte für Pkw nachschärfe. Zudem forderte der BUND ein Vorziehen des Ausstiegs aus dem Verbrennungsmotor von 2035 auf 2030.

Ähnlich äußerte sich am Mittwoch auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Klimaschädliche Subventionen müssen im Verkehrssektor endlich abgebaut werden“, teilte VCD-Experte Michael Müller-Görnert mit. „Das Dienstwagenprivileg ist zu beenden, die Kfz-Steuer gehört um eine Bonus-Malus-Komponente ergänzt.“

VDA-Präsidentin Müller betonte, dass auch große Premium-Fahrzeuge „enorme Sprünge“ bei der Energieeffizienz und der CO2-Reduzierung gemacht hätten. „Ich glaube nur nicht, dass wir dem Verbraucher am Ende des Tages vorschreiben können, welches Auto er wählt.“ Eine Beschränkung der Industrie in dieser Frage werde dazu führen, als Branche weltweit den Anschluss zu verlieren.

© dpa-infocom, dpa:220209-99-44169/5

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