Berlin (dpa)
Handy-Standortdienst leitet Rettungskräfte zum Unglücksort
Wer einen Notruf absetzt, befindet sich oft in einem Ausnahmezustand und kann den genauen Standort nicht nennen. Bei Anrufen an die 112 mit dem Smartphone hilft inzwischen ein technisches System, Zeit zu gewinnen.
Nutzer von Smartphones in Deutschland, die den Notruf 112 anwählen, übertragen inzwischen fast flächendeckend automatisch akkurate Standortinformationen an die Leitzentralen der Feuerwehr.
Das Notrufsystem „Advanced Mobile Location“ (AML) komme zwei Jahre nach seiner Einführung in 223 von 234 Leitstellen der Feuerwehren in Deutschland zum Einsatz, teilte Vodafone zum „Tag des Notrufs“ mit. Auf diesem Weg könnten bei Notrufen an die Nummer 112 die Standortdaten von 95 Prozent der deutschen Bevölkerung empfangen werden.
Das AML-System wird von Google und Apple sowie allen Telekommunikationsprovidern in Deutschland unterstützt. Mindestvoraussetzung bei den Smartphones sind die Android-Version 4 oder das iPhone-Betriebssystem iOS ab Version 13.3. Bei einem Notruf aus dem Mobilfunknetz wird der genaue Unglücksort automatisch an die Rettungsleitstelle übermittelt. Insbesondere in Situationen, in denen Hilfesuchende den Notfallort nicht genau beschreiben könnten, spare die neue Technik wertvolle Zeit, erklärten zum Start vor zwei Jahren die Provider Telekom, Vodafone und Telefónica in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Auch Adresse von Festnetz-Nummern ermittelbar
Bei Notrufen aus dem Festnetz an die Nummer 112 können die Leitstellen ebenfalls die Standortdaten ermitteln. Sie haben in diesen Situationen einen Zugriff auf die Kundenadressen der Provider. In Deutschland wird die Notrufnummer 112 im Jahr schätzungsweise über eine Million Mal angerufen.
Damit die präzisen Standortdaten auf dem Smartphone übertragen werden, müssen die Anwender keine zusätzliche App installieren oder eine Funktion auf dem Smartphone aktivieren. Der AML wird im Smartphone erst dann aktiviert, wenn ein Notruf abgesetzt wurde. Damit müssen Nutzerinnen und Nutzer von Smartphones nicht befürchten, via AML ständig überwacht zu werden. Das Smartphone ermittelt die Geo-Position mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Das ist vor allem das GPS-Signal. AML wertet aber auch empfangene Signale von WLAN-Hotspots in der Umgebung und den Funkmasten aus. Nach Angaben des IT-Portals heise.de gelingt somit in 80 Prozent der Fälle eine Standortermittlung auf mindestens 30 Meter genau.
Daten nur für 60 Minuten abrufbar
Der Dienst wird für die Leitstellen in Deutschland von der Integrierten Leitstelle Freiburg - Breisgau Hochschwarzwald in Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr betrieben. Bei der Einführung von AML vor zwei Jahren wurde ein strenges Datenschutzkonzept umgesetzt: Die eingehenden Daten werden den zuständigen Leitstellen nur für 60 Minuten zum Abruf zur Verfügung gestellt. Anschließend werden die Daten in der Datenbank gelöscht. Zur Bewertung der Informationen werden nach Angaben der Leitstelle in Freiburg lediglich noch technische Daten wie Zeitstempel, Netzbetreiber und Genauigkeiten der Positionsdaten gespeichert. „Ein Rückschluss auf einen Notrufenden ist dann nicht mehr möglich.“
AML wird von den Rettungskräften vor Ort auch selbst verwendet, wenn sie die Notruf-Software „EmergencyEye“ verwenden. Dabei können Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter in Deutschland und der Schweiz vom Einsatzort ein Live-Video streamen, damit die Rettungsleitstellen die Lage besser einschätzen können.
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