Köln (dpa)
Anwalt von saudischer Prinzessin: Hinweise auf Misshandlung
Knapp drei Jahre war Basma bint Saud, eine Nichte des saudischen Königs Salman, ohne Anklage inhaftiert. Nach ihrer Freilassung zeichnet sich ab, dass sie im Gefängnis misshandelt worden sein könnte.
Der Anwalt der fast drei Jahre inhaftierten saudischen Prinzessin Basma bint Saud sieht Hinweise auf eine Misshandlung der 58-Jährigen während ihrer Zeit im Gefängnis.
In einem Video-Gespräch mit ihr habe er sich bei diesem Thema jedoch zurückgehalten, weil sie noch überwacht werde, erklärte Henri Estramant in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit RTL/ntv. Der Gesundheitszustand der Prinzessin habe sich schon in der Haft „dramatisch verschlechtert“, sagte er weiter. Sie habe zehn Kilogramm an Gewicht verloren und sei in dem Video-Gespräch „fast nicht wiederzuerkennen“ gewesen.
Nach drei Jahren Haft freigelassen
Basma bint Saud, eine Nichte des saudischen Königs Salman, war vor rund einem Monat nach fast drei Jahren in Haft ohne Anklage zusammen mit ihrer Tochter freigelassen worden. Sicherheitskräfte hatten die beiden im März 2019 festgenommen. Der Vorwurf lautete Estramant zufolge, sie hätten „illegal das Land verlassen“ wollen.
Die Prinzessin dürfe sich frei im Land bewegen, aber nicht ausreisen, erklärte Estramant. Sie wolle zur Behandlung in die Schweiz. „Sie hat sich nun an den König gewandt und nach einer besonderen Genehmigung gefragt“, sagte er. „Sie wäre sogar bereit dazu, zu akzeptieren, dass sie begleitet würde von Sicherheitsleuten aus Saudi-Arabien, sollte der Verdacht einer Flucht bestehen.“ Die Prinzessin leidet nach Angaben des Anwalts an einer chronischen Darmerkrankung.
Wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik
Basma bint Saud hatte sich in der Vergangenheit für Reformen in Saudi-Arabien eingesetzt. Sie prangerte Machtstrukturen und mangelnde Frauenrechte an, erklärte aber auch, hinter dem Königshaus zu stehen. Saudi-Arabien hat in den vergangenen Jahren unter Leitung des mächtigen Kronprinzen Muhammad bin Salman unter anderem die Rechte der Frauen ausgedehnt. Gleichzeitig steht das Herrscherhaus wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. So sitzen weiter zahlreiche Aktivisten, Menschenrechtler und Intellektuelle im Gefängnis.
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