Brüssel/Den Haag (dpa)
Europol: Schlag gegen Kokain-Bande - 45 Festnahmen
Großrazzia in Belgien und Spanien: Im Fadenkreuz der Ermittler steht ein berüchtigtes Drogen-Netzwerk. Die Bande schleuste im Kokain nach Europa - wie ein Großunternehmen.
Ermittler haben in einer großen internationalen Aktion einem der berüchtigtsten Kokain-Netzwerke Europas einen empfindlichen Schlag versetzt.
Insgesamt seien 80 Gebäude durchsucht und 45 Verdächtige festgenommen worden, wie Europol am Dienstag in Den Haag mitteilte. Im Zentrum der Aktion standen Spanien und Belgien. Allein in Belgien gab es 30 Festnahmen, wie die dortige Bundesstaatsanwaltschaft mitteilte. Die meisten Festgenommenen kämen aus Osteuropa und wohnten in Brüssel. Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca waren es acht Verhaftungen.
Aber auch in Kroatien, Deutschland, Italien und den Niederlanden schlugen Ermittler zu. Zu den Festgenommenen gehören nach Angaben von Europol auch solche Verdächtige, nach denen bereits in mehreren Ländern gefahndet wurde.
Die Verdächtigen arbeiteten nach Angaben von Europol für ein albanisch sprechendes Netzwerk, das Kokain aus Lateinamerika nach Europa schleuste und dann wie ein Großhandel weiter verbreitete. Transportmittel waren Flugzeuge, Schiffe, Autos und Lastwagen. „Große Mengen Kokain, die in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Durchsuchungen europaweit beschlagnahmt wurden, können mit diesen Verdächtigen verknüpft werden“, teilte Europol mit.
An dem Aktionstag waren mehr als 600 Beamte beteiligt. Koordiniert wurde die Aktion von Europol und der europäischen Justizbehörde Eurojust in Den Haag.
Ermittlungen liefen jahrelang
Angefangen hatten die Ermittlungen bereits 2018 in Spanien - nachdem ein führendes Bandenmitglied festgenommen worden war. Daraufhin war auch eine Spezialeinheit bei der Europol-Zentrale in Den Haag gebildet worden. Knapp zwei Jahre später gelang der Polizei in Belgien ein großer Drogenfund.
Der Durchbruch kam aber erst mit der Entschlüsselung des Kommunikations-Dienstes Sky ECC. Anfang 2021 war es Ermittlern in Belgien und den Niederlanden gelungen, den Dienst zu hacken, der Millionen Chat-Berichte weltweit verschlüsselt hatte. Monatelang lasen die Beamten unentdeckt die Berichte von Kriminellen. Das führte bereits zu mehreren spektakulären Erfolgen der Polizei.
Das Kokain-Netzwerk hatte nach Erkenntnissen von Europol in mehreren EU-Ländern mit Hilfe von Strohmännern Unternehmen gegründet, um die Profite zu waschen. Die Bandenmitglieder reisten auch regelmäßig nach Dubai, Mexiko und Kolumbien, um ihre Geschäfte zu arrangieren.
Für die belgische Staatsanwaltschaft zeigt der Fall „neue Formen krimineller Organisationen“. Die Basis sind danach nicht länger nur Familien oder Clans. Sondern es seien Gemeinschaftsunternehmen, die nach dem Vorbild klassischer Handelsgesellschaften gebildet werden.
Schwerpunkt der Großrazzien in Spanien waren nach Medienberichten vor allem die Party- und Ferieninsel Mallorca. Dutzende Beamte durchsuchten demnach zahlreiche Lokale und Büros der Inselhauptstadt Palma - unter anderem an dem bei Urlaubern sehr beliebten Paseo Marítimo, der schicken Promenade am Jachthafen. Unter den Festgenommenen sei auch ein auf der Insel bekannter Hotel- und Restaurantbesitzer.
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