Berlin (dpa)
Düster: „The Batman“ mit Robert Pattinson
Dunkel, dunkler, Batman: Auch die Kinoneuauflage des geflügelten Superhelden nimmt einen ganz schön mit. Starke Mimen wie Zoë Kravitz aber sorgen für Lichtblicke.
Die letzte Nachricht aus dem Batman-Universum, sie erreichte uns 2019: Das war der große, der oscarprämierte „Joker“ mit einem famosen Joaquin Phoenix. Ein dunkles, ein erschütterndes Meisterwerk, welches seinen Platz längst sicher hat im Superheldenkino-Pantheon.
Batman aber, der große Gegenspieler vom Joker, spielte nur eine sehr untergeordnete Rolle im Erfolg von 2019. Dafür erlebt der Fledermausmann mit der charakteristischen Maske nun ein wuchtiges Comeback: „The Batman“, das sind drei Stunden Blockbuster-Material, düstere 175 Minuten, die unter die Haut gehen.
Erstmals wird Batman verkörpert vom Briten Robert Pattinson (die „Twilight“-Reihe). An Pattinsons Seite spielen: Zoë Kravitz, Andy Serkis, Paul Dano, Colin Farrell und andere. „The Batman“ soll der erste Film sein in einer neuen „Batman“-Trilogie. Die Regie kommt von Matt Reeves („Planet der Affen: Survival“).
Ein nachdenklicher dunkler Held
Seit zwei Jahren wacht Bruce Wayne alias Batman über die Straßen von Gotham City. Legt sich mit den Gaunern der an New York erinnernden Fantasie-Metropole an. Meist an Batmans Seite: Butler Alfred und Lieutenant James Gordon. Dann erschüttert ein Killer die Elite Gothams: Ein Bürgermeisterkandidat stirbt, andere folgen, darunter der amtierende Staatsanwalt. Batman aber erfährt auch Unterstützung durch eine junge Dame namens Selina Kyle alias Catwoman: Eine in Batmans Welt wohlbekannte Figur, die unter anderem schon von Halle Berry und Eartha Kitt verkörpert wurde. Diesmal ist es Zoë Kravitz. Bei seiner Suche aber nach einem Bösewicht namens The Riddler muss Batman nicht nur neue Beziehungen knüpfen, er wird auch mit wenig schönen Tatsachen aus der Vergangenheit seiner Familie konfrontiert.
Im Prinzip führt auch der neue Batman das weiter, was Christopher Nolan einst mit seiner legendären „The Dark Night-Trilogie“ (2005 – 2012) etablierte: Nie zuvor war Batman so düster und nachdenklich wie bei Nolan. Nie zuvor waren die Bösewichte so unheimlich und schräg wie in „The Dark Knight“ (man denke an Heath Ledgers Joker). Gebrochene, ja nachdenkliche Superhelden gab es im US-Kino vor Nolan so nicht.
Pattinson erinnert an James Dean
Auch Reeves‘ Batman nun trägt schwer an seiner Last (zwanzig Jahre ist es her, dass der noch blutjunge Batman beide Eltern bei einem Gewaltverbrechen verloren hat). Kaum, dass Pattinson einmal die Mundwinkel auch nur leicht heben darf in diesem Dreistünder. Selbst der muskulöse Oberkörper des 35-jährigen Briten, den er häufig zur Schau stellt, wirkt erstaunlich schrundig und betagt. Pattinson macht seine Sache gut - erinnert mal an James Dean, mal aber auch ein wenig an einen seiner großen Vorgänger im Fledermaus-Kostüm: den US-Briten Christian Bale.
In Paul Dano als The Riddler hat Pattinson zudem einen tollen Gegenspieler. Man kennt den US-Mimen mit dem zugleich so durchschnittlichen wie unvergesslichen Gesicht aus ähnlich enigmatischen, ja unheimlichen Rollen: Man denke an seine furchteinflößende Performance in Denis Villeneuves „Prisoners“.
Wenn Dano einen kleinen Part aus „Ave Maria“ (das Stück zieht sich wie ein Leitmotiv durch den Film) intoniert, dann ist Gänsehaut garantiert. Überzeugend auch das Spiel von Zoë Kravitz (grad auch zu sehen im neuen Werk von Steven Soderbergh): Vor allem ist es hübsch mitanzusehen, wie sich zwischen Batman und Kravitz‘ Catwoman so etwas wie eine Romanze entspinnt. In seiner Düsternis und Hoffnungslosigkeit jedenfalls wäre dieser Film kaum zu ertragen, wenn Regisseur Reeves uns nicht auch zwei, drei besinnlichere Momente kredenzen würde: Kravitz und Pattinson vor Gothams Skyline, und: endlich, endlich auch mal ein klein wenig Sonne.
Settings wie aus einem Film noir
Ja, dieser neue Batman ist fürwahr keine leichte Kost: Die wunderbar dräuende, teils markerschütternde Musik von Michael Giacchino („Ratatouille“, „Spider-Man: No Way Home“) tut ein Übriges. Abgeschnittene Daumen, verregnete Settings wie aus einem Film noir, hoffnungslose, verzweifelte und korrupte Charaktere wie aus einem Frank-Miller-Comic, eine nicht nur durch Gewalttaten und Verbrechen, sondern schließlich auch durch Wasserfluten überwältigte Stadt (und eine so feine wie unheimlich Edward Hopper-Hommage): Das alles ist schwer zu verdauen; die FSK-Freigabe ab 12 zumindest fraglich. Zum Ende hin aber geben sich Drehbuch und Regie dann doch reichlich Mühe, die Kino-Besucher mit einer etwas positiveren Message wieder hinauszulassen in die echte, derzeit auch nicht eben anheimelnde Welt: „The people need hope“, heißt es im Finale dieser bisher längsten „Batman“-Verfilmung, „die Leute brauchen Hoffnung“. Was könnte wahrer sein, in diesen Zeiten?
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