Osnabrück (dpa)

DIW-Präsident: Inflation bis zu zehn Prozent denkbar

| 10.03.2022 08:19 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
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DIW-Präsident Marcel Fratzscher erwartet als Folgen des Krieges eine Rezession und höhere Inflation. Zugleich fordert er, die Schuldenbremse vorerst aufzugeben.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet als Folge des Krieges in der Ukraine mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung in Deutschland und noch stärker steigenden Preisen.

Er erwarte, „dass die deutsche Wirtschaft jetzt wieder in eine Rezession abgleitet“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). Wie im letzten Quartal 2021 dürfte die deutsche Wirtschaft auch im ersten und im zweiten Quartal schrumpfen.

Zugleich geht Fratzscher von einer beschleunigten Inflation aus. „Wahrscheinlich wird es im laufenden Jahr Inflationsraten von deutlich über fünf Prozent geben. Im Fall einer Eskalation des Kriegs und immer neuer Sanktionen kann es sogar Richtung zehn Prozent gehen“, sagte er. Die Teuerung dürfte sich nach den Worten von Fratzscher in den kommenden Wochen und Monaten noch einmal verstärken, „da noch nicht alle Preissteigerungen und höheren Kosten an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben worden sind“.

Dabei dürfe man nicht nur auf die Energiepreise schauen, sondern auch auf Lieferketten bei Rohstoffen wie seltenen Erden und Nahrungsmitteln. Russland sei einer der großen Exporteure von Weizen und von Düngemitteln. „Wir müssen uns deshalb darauf einstellen, dass die Nahrungsmittelpreise noch einmal deutlich steigen könnten.“ Es könne „sehr, sehr hart werden für die Verbraucherinnen und Verbraucher in den kommenden Monaten“.

Aufgabe der Schuldenbremse gefordert

Zudem fordert Fratzscher die Bundesregierung auf, die Schuldenbremse für die kommenden Jahre aufzugeben. „Der Ukraine-Krieg ist für die deutsche Finanzpolitik ein Dammbruch, denn dadurch wird eine Einhaltung der Schuldenbremse für die kommenden Jahre unmöglich sein“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Er wies auf die parallel bestehenden Anforderungen durch die Corona-Pandemie und den ökologischen und digitalen Umbau der Wirtschaft.

Die Regierung könne zwar weiter versuchen, über Rücklagen und Schattenhaushalte die Schuldenbremse zu umgehen. Aber: „Sie sollte sich nun ehrlich machen“, riet Fratzscher. „Die Bundesregierung darf nicht den Fehler der Vergangenheit wiederholen und das Land kaputt sparen, indem essenzielle öffentliche Investitionen in Sicherheit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit und Digitalisierung auf die lange Bank geschoben werden.“

© dpa-infocom, dpa:220310-99-458678/4

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