Krieg in der Ukraine

Cloppenburg schafft Platz für Flüchtlinge

| | 19.03.2022 09:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Johannes Wilhelm (DRK), der Cloppenburger Landrat Johann Wimberg, Josef Pahls (Gemeinde Lastrup), Dr. Lydia Kocar und Jan Hoffmann besichtigen die entstehende Notunterkunft in Lastrup. Foto: Kreisverwaltung
Johannes Wilhelm (DRK), der Cloppenburger Landrat Johann Wimberg, Josef Pahls (Gemeinde Lastrup), Dr. Lydia Kocar und Jan Hoffmann besichtigen die entstehende Notunterkunft in Lastrup. Foto: Kreisverwaltung
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In Lastrup lässt der Landkreis Cloppenburg eine ehemalige Produktionshalle für Camping-Sanitäranlagen ausbauen. Dort sollen 420 Flüchtlinge aus der Ukraine unterkommen. Kommende Woche sollen die ersten einziehen.

Landkreis Cloppenburg - Der Landkreis Cloppenburg bereitet sich weiter verstärkt auf die vermehrte Aufnahme von weiteren Vertriebenen und Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine vor. Dafür entsteht derzeit in einer Gewerbehalle in Lastrup an der Bundesstraße 213 eine Großunterkunft für bis zu 420 Geflüchtete. Das Gebäude ist 2500 Quadratmeter groß und ist zunächst für ein Jahr angemietet. Aktuell laufen die Vorbereitungen, um kurzfristig auf die steigende Zahl der Schutzsuchenden zu reagieren. Es sind schon mehr als 1000 Menschen im Landkreis Cloppenburg aufgenommen worden, bislang größtenteils bei Familien und Freunden.

Angesichts der schwierige Lage freut sich Landrat Johann Wimberg über eine zusätzliche, zentrale Unterbringungsmöglichkeit: „Nach Prüfung verschiedener Angebote bot der Standort Lastrup dafür die besten Voraussetzungen. Hier können wir die Menschen mit gutem Gewissen unterbringen.“ Insgesamt sollen fünf umzäunte Zeltdörfer aufgebaut werden, die aus jeweils sieben Zelten mit sechs Schlafplätzen bestehen. Dadurch soll die Unterbringung komfortabler werden, die Schlafplätze gleichzeitig strukturierter. „Außerdem erhalten die dort untergebrachten Menschen ein Stück mehr Privatsphäre“, erklärt Dr. Lydia Kocar, persönliche Referentin des Landrats und zuständig für die amtsübergreifende Koordination der aktuellen Flüchtlingshilfe.

Produktion mobiler Sanitäranlagen

In der Halle wurden noch vor einiger Zeit mobile Sanitäranlagen für Campingplätze hergestellt. Acht Container, ausgestattet mit 25 Toiletten und 15 Duschen, werden nun aufgestellt und an das Kanalnetz angeschlossen. Im vorderen Bereich der Halle wird ein Catering-Bereich errichtet. Ein Caterer soll hier morgens, mittags und abends Essen zubereiten. Die Heizung wird zunächst als Provisorium eingebaut und die gesamte Hallenfläche mit Teppich ausgelegt, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Schall zu reduzieren. WLAN wird für die Geflüchteten ebenfalls zur Verfügung stehen. „Diese Voraussetzungen sind notwendig, um die Unterbringung in einer größeren Einrichtung wie dieser erträglich zu machen“, betont der Landrat.

Ein Gebäude neben der Halle, in dem auch die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes untergebracht sind, dient der medizinischen Versorgung. Dort soll außerdem das mobile Impfteam des Landkreises Platz finden sowie eine Sozialberatung, eine Beratung der Agentur für Arbeit, Sprachkurse und Beratungsangebote der Ausländerbehörde. „Wir hoffen, dass die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können, wenn die Ukraine wieder sicher ist. Doch wir wollen auch die Voraussetzungen für eine möglichst optimale Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt schaffen, wenn der Aufenthalt länger dauern muss“, erklärt Wimberg.

Viele Helfer unterstützen Aufbau

Beim Aufbau unterstützen viele ehrenamtliche Helfer wie das Technische Hilfswerk, die Feuerwehren aus Lastrup und Molbergen sowie das Deutsche Rote Kreuz die Kreisverwaltung. Der Einzug in die Halle soll ab Anfang kommender Woche möglich sein. „Diese Unterkunft wird aber kein Anlaufpunkt für Menschen sein, die auf eigene Faust von der Grenze hierher gebracht worden sind“, betont der Landrat. „Wer nicht privat untergebracht wird, muss vorher in einer Aufnahmeeinrichtung des Landes leben. Später werden die Flüchtlinge dann gerecht auf die Kommunen verteilt“, erklärt Wimberg mit Blick auf eine Videokonferenz der Landkreise mit Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius.

Wie der Landrat erklärte, wolle der Landkreis Cloppenburg nach Möglichkeit keine Sporthallen und Dorfgemeinschaftshäuser für die Unterbringung von Geflüchteten in Anspruch nehmen, damit diese Räumlichkeiten weiter für den Schul- und Vereinssport genutzt werden könnten. Dies sei dem Landkreis Cloppenburg in der vorigen Flüchtlingskrise gelungen. Erst wenn keine anderen geeigneten Möglichkeiten mehr bestehen, werde der Landkreis notgedrungen auch die Nutzung von Sporthallen und anderen öffentlichen Einrichtungen in Erwägung ziehen. Da man die Entwicklung nicht absehen könne, sei das letztlich nicht grundsätzlich auszuschließen.

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