Berlin (dpa)

Winter im April: Schnee auf Blüten und Eis auf Straßen

| 03.04.2022 11:32 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
In Baden-Württemberg - wie hier in Stuttgart - fiel am meisten Schnee. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
In Baden-Württemberg - wie hier in Stuttgart - fiel am meisten Schnee. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
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Stellenweise kamen bis zu 27 Zentimeter Schnee zusammen. Der April hat mit winterlichem Wetter angefangen. Jetzt schon Sommerreifen am Auto - das kann tückisch sein.

Schnee auf den Kirschblüten und Tulpen, Unfälle auf glatten Straßen: Der April hat in vielen Teilen Deutschlands winterlich angefangen. In einem Ort kamen sogar 27 Zentimeter Schnee zusammen - und einmal zeigten die Thermometer des Deutschen Wetterdiensts bitterkalte minus 10,5 Grad. Auch im Urlaubsland Italien waren ungewöhnliche Bilder zu sehen.

Die dickste Schneedecke

Durch den Schnee stapfen konnten die Menschen vor allem im Süden Deutschlands. In Niederstetten im Nord-Osten Baden-Württembergs lag am Sonntagmorgen eine 27 Zentimeter dicke Schneedecke - mehr als überall sonst in den tieferen Lagen in Deutschland, wie ein DWD-Sprecher sagte. Auf der Schwäbischen Alb seien an mehreren Stationen 20 Zentimeter gemessen worden. Und selbst in München lagen 10 Zentimeter Schnee. Ungewöhnlich sei vor allem die örtlich große Schneemenge, sagte der DWD-Experte. Weniger Schnee habe es öfters auch schon Ende April oder sogar Anfang Mai gegeben.

Richtig kalt war es in der Nacht weiter nördlich, besonders in den Mittelgebirgslagen. Die niedrigste Temperatur wurde in Wernigerode gemessen mit minus 10,5 Grad. In Eslohe im Sauerland und rund um den Harz waren die Minusgrade ebenfalls zweistellig - bei minus 10 Grad.

Ein wärmender Mantel aus Eis

Die Natur hatte sich in den vergangenen Tagen und Wochen eigentlich schon ordentlich frühlingswarm gelaufen, der Kälteeinbruch sorgte nun für glitzernden Schnee und Eis auf Knospen, Blüten und Blättern. Um die zarten Pflanzen vor Schäden zu bewahren, setzen viele Obstbauern dann auf die sogenannten Eiswärme. Bei der „Frostschutzberegnung“ werden Obstplantagen künstlich beregnet, wodurch auf den Bäumen eine Art Eispanzer entsteht. Solange die Schicht nach außen wächst, greift der Frost die Knospen innen nicht an. Es entsteht eine „Erstarrungswärme“, die die Temperatur bei null Grad hält.

Die einen rutschen in Straßengräben, andere überschlagen sich oder schlingern über die Autobahn: Die plötzliche Eiseskälte hat auch viele Autofahrer überrascht. Zahlreiche Menschen wurden bei Glatteis-Unfällen verletzt, in Bayern starb ein Mann. Die Polizei kritisierte, dass vielerorts die Autofahrer schon mit Sommerreifen unterwegs gewesen seien. Die Polizei in Rosenheim verwies angesichts zahlreicher Karambolagen darauf, dass das Fahren mit Sommerreifen bei Schnee und Glätte ein Bußgeld nach sich zieht. Bei Bonn wurde am Samstag eine Autobahnbrücke gesperrt - wegen herabstürzender Eisbrocken.

Auf Eiseskälte folgt Schmuddelwetter

Von Montag an wird es laut DWD-Prognosen nun wieder deutlich milder - allerdings bleibt es ziemlich ungemütlich. Wolken, Wind und Regen breiten sich von der Nordsee her kommend über ganz Deutschland aus. An der Küste und in den Bergen ist dem DWD zufolge bis zur Wochenmitte mit teilweise schweren Sturmböen mit bis zu 100 Kilometer pro Stunde zu rechnen. In den Mittelgebirgen seien Orkanböen möglich.

Der Regen soll verbreitet als Landregen fallen. Das dürfte Hobbygärtner und Landwirte freuen, deren Pflanzen das Wasser dringend brauchen. Allerdings steigt mit dem Niederschlag vor allem im Westen und Südwesten das Hochwasserrisiko. Weil im Laufe der Woche neue Tiefs für nassen Nachschub sorgen, „könnte sich die Lage an kleineren Flüssen rasch verschärfen“, sagte DWD-Meteorologe Robert Hausen.

© dpa-infocom, dpa:220403-99-777760/6

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