Traunstein (dpa)
Kein Urteil: Prozess gegen falschen Impfarzt geht weiter
Er habe gedacht, er tue damit auch „etwas Gutes“ - so argumentierten seine Verteidiger. Ein falscher Impfarzt soll Hunderte Patienten ohne ärztliche Zulassung gegen Corona geimpft haben.
Der Prozess gegen einen falschen Impfarzt vor dem Landgericht Traunstein zieht sich weiter hin. Am Donnerstag wurden die Schlussplädoyers - anders als geplant - noch nicht gehalten und damit auch das Urteil nicht gefällt.
Stattdessen legte die Vorsitzende Richterin weitere Prozesstermine bis in den Juli hinein fest. Grund sind verschiedene Beweisanträge der Verteidigung. Sie will unter anderem erörtern, wie lange der Chef des Angeklagten in einem der Impfzentren schon den Verdacht gehabt haben könnte, sein Mitarbeiter sei womöglich kein echter Arzt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Theologen vor, mit gefälschter Approbation und ohne ärztliche Zulassung mehr als 300 Menschen in Oberbayern gegen Corona geimpft und bei Hunderten anderen die Impfung überwacht zu haben.
Angeklagter räumt Vorwürfe weitgehend ein
Zum Prozessauftakt im Februar hatte der 50-Jährige die Vorwürfe der Anklage weitestgehend eingeräumt. Es sei richtig, dass er falsche Doktortitel benutze, eine Approbationsurkunde gefälscht und somit zu Unrecht Impfstoff verabreicht habe, ließ er über seine Anwälte mitteilen. Es sei ihm nicht zuletzt darum gegangen, eine Beschäftigung zu haben, sich gebraucht zu fühlen - und auch darum, etwas zum Lebensunterhalt beizutragen.
Die Anklage lautet unter anderem auf gefährliche Körperverletzung, Urkundenfälschung und Titelmissbrauch. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Mann bei mindestens 306 Menschen ohne ärztliche Zulassung selbst die Spritze gesetzt und in 1144 Fällen Injektionen von medizinischem Fachpersonal überwacht. Der Mann war demnach im Impfzentrum Rosenheim und im Impfzentrum Karlsfeld im Landkreis Dachau tätig sowie mit mobilen Impfteams - etwa in Pflegeeinrichtungen - im Einsatz. Gesundheitliche Schäden erlitt den Ermittlern zufolge niemand.
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