Kiew/Blagoweschtschensk (dpa)

Putin vor Großoffensive in der Ostukraine siegesgewiss

| 12.04.2022 15:14 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Kremlchef Wladimir Putin (r)trifft Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus. Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Kremlchef Wladimir Putin (r)trifft Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus. Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
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Kurz vor der erwarteten Großoffensive in der Ostukraine hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin siegessicher gezeigt und den Westen mit Vorwürfen überzogen.

Kurz vor der erwarteten Großoffensive in der Ostukraine hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin trotz zahlreicher Rückschläge in dem fast siebenwöchigen Krieg siegesgewiss gezeigt.

Die Ziele der „Spezialoperation“ würden erreicht, sagte Putin am Dienstag in der ostrussischen Stadt Blagoweschtschensk. „Daran gibt es keinen Zweifel.“

Der russische Präsident verteidigte zudem erneut seine Entscheidung über den Einmarsch in die Ukraine vor knapp sieben Wochen als alternativlos. Die Operation diene der Gewährleistung der russischen Sicherheit: „Wir hatten keine andere Wahl“, sagte Putin. Der Konflikt mit den „antirussischen Kräften in der Ukraine“ sei nur eine Frage der Zeit gewesen. Der Westen sieht darin nur einen Vorwand für den Angriffskrieg.

Putin: Sanktionen können Russland nicht isolieren

Putin erklärte einen vermeintlichen westlichen „Wirtschaftskrieg“ gegen sein Land für gescheitert. „Dieser Blitzkrieg, auf den unsere Missgönner gesetzt haben, ist natürlich fehlgeschlagen, das ist offensichtlich“, sagte Putin am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko im Osten Russlands. Russlands Wirtschaft und Finanzsystem stünden „fest auf beiden Beinen“.

Zugleich räumte der Kremlchef auch Probleme durch die wegen Russlands Krieg in der Ukraine verhängten westlichen Sanktionen ein - etwa in der Logistik und bei Abrechnungen. „Natürlich gibt es Probleme“, sagte Putin. Die Waren, darunter etwa Dünger, würden ihren Weg aber trotzdem zum Kunden finden. „Die Wirtschaft arbeitet ziemlich stabil“, sagte Putin.

Russland sei auch auf möglicherweise weiter steigende Risiken gefasst. Die Schwierigkeiten würden aber gemeistert und machten Russland am Ende stärker. „Wir werden weiter jedem beliebigen Versuch entgegentreten, die Entwicklung unserer Länder zu bremsen und künstlich von der Weltwirtschaft zu isolieren.“ Moskau werde sein technisches und technologisches Potenzial - speziell im Weltall - weiter ausbauen, sagte er.

Russland droht Einbruch der Wirtschaftsleistung

Der Chef des russischen Rechnungshofes, Alexej Kudrin, verkündete am Dienstag jedoch andere Nachrichten: Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) werde in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr bei mehr als zehn Prozent liegen, sagte er im Haushaltsausschuss des Föderationsrates in Moskau. Wie die russische Zeitung „Wedomosti“ berichtete, wäre das der stärkste Konjunktureinbruch seit 1994. Die Inflation könnte in diesem Jahr in Russland auf bis zu 20 Prozent steigen, hieß es.

Russland sieht sich nach seinem Angriff auf die Ukraine den weitreichendsten Sanktionen seiner Geschichte ausgesetzt. Kudrin sagte, dass sich der Rückgang beim BIP auf den Staatshaushalt auswirken werde. Das Finanzministerium werde dann Mittel umverteilen müssen.

Zuvor hatte die Weltbank ein Minus von 11,2 Prozent beim BIP wegen des russischen Krieges in der Ukraine prognostiziert. Russlands Zentralbank hatte am 10. März mitgeteilt, dass sie einen Rückgang von lediglich acht Prozent erwarte.

© dpa-infocom, dpa:220412-99-893565/7

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