Best of 2022 Familie Fürup leidet unter dem Verlust ihres Hundes
Der Labrador Balu wurde in Rhauderfehn von einem anderen Hundebesitzer erstochen. Die Familie trauert um ihren Hund und berichtet, wie sie den Tag erlebte.
Der Vorfall, bei dem der Hund Balu von einem anderen Hundehalter Anfang August in Rhauderfehn erstochen wurde, hat nicht nur mich, sondern viele Tierfreunde aus ganz Ostfriesland tief bewegt und vor allem erschüttert. Das erste Gespräch mit der Familie Fürup, den Besitzern von Balu, bei dem Anja und Anton Fürup beschrieben, wie ihr Hund schwer blutend in ihren Armen gestorben ist, hat mich noch lange Zeit zum Nachdenken gebracht. Ich kann es nicht verstehen, wie jemand einem Tier so etwas Grausames antun kann und möchte, dass der Fall Balu weiterhin öffentliches Interesse erreicht, damit der Vorfall nicht in Vergessenheit gerät und er auch vor Gericht verhandelt wird.
Rhauderfehn - „Balu wird eine große Lücke in unserer Familie hinterlassen“, sagt Anja Fürup und hält ihre Tränen zurück. Sie und ihr Ehemann Anton Fürup sind die Besitzer des siebenjährigen Labradors Balu, der am vergangenen Freitag bei einem Spaziergang auf dem Verbindungsweg zwischen den Straßen Rosmarinheide und Bentgrasweg in Rhauderfehn von einem 69-jährigen Mann erstochen wurde. Der Hund verstarb noch vor Ort.
„Wie jeden Morgen bin ich auch am letzten Freitag mit Balu dort spazieren gegangen. Ich hatte ihn nicht an der Leine, weil Balu gut hört und auch mit den anderen Hunden aus der Siedlung spielt. Wenn andere Hunde uns entgegenkommen, rufe ich ihn immer zu mir und leine ihn normalerweise auch wieder an“, sagt Anton Fürup. Doch nicht am Morgen des 5. August. Der 69-Jährige mit seinen zwei Hunden sei Fürup erst entgegen gekommen, um eine Ecke auf den Fahrradweg gebogen und schon außer Sicht gewesen, als Fürup Balu wieder laufen ließ. Der Labrador rannte aber dem 69-Jährigen und seinen zwei kleinen Terriern hinterher – und danach passierte alles ganz schnell. „Ich rannte Balu sofort hinterher. Noch bevor ich um die Ecke biegen konnte, rannte er mir schon entgegen. Balu blutete stark aus seinem Maul, und sein Unterkiefer hing schief an der Seite. Es war eine Sache von Sekunden“, schildert Balus Herrchen. Der Labrador zog hinter sich eine lange Blutspur her und brach vor seinem Besitzer dann zusammen.
Tierarzt kam nicht schnell genug
„Mein 18-jähriger Sohn hat das mitbekommen und noch versucht, mit Handtüchern die Blutungen zu stoppen. Aber Balu starb noch in unseren Armen“, sagt Anton Fürup. Auch seine Frau Anja bekam die Szenen mit: „Es war wie im Fernsehen. Das Blut ist nur so gespritzt. Die Bilder, wie Balu gestorben ist, werden immer in meinem Kopf sein“, sagt die 46-Jährige. Die Fürups hatten noch versucht, einen Tierarzt zu alarmieren, der es aber nicht rechtzeitig zum Unglücksort schaffte. „Er sagte uns aber danach, dass Balus Wunden sehr tief seinen“, so Anja Fürup. Die Familie habe selbst noch mit einem Wischer Blut vom Gehweg geschrubbt. Noch am Freitag beseitigte der Bauhof die Blutlache, heißt es von der Gemeinde Rhauderfehn.
„Das Schlimme danach war, dass wir erst nicht wussten, wo wir mit Balu hin sollten. Unsere vierjährige Tochter sollte nicht sehen, was mit ihm passiert ist“, sagt Anja Fürup. Den verstorbenen Hund hat die Familie mit Hilfe von Nachbarn in eine Decke eingewickelt und nach Hause gebracht. „Wir haben Balu so eingewickelt, dass unsere Tochter den losen Unterkiefer und das Blut nicht sieht, sich aber nochmal von ihrem Hund verabschieden konnte“, beschreiben die Fürups. Doch das war nicht der einzige große Verlust der Fürups innerhalb von 24 Stunden. Der 14-jährige Kater der Familie ist am selben Tag an Altersschwäche verstorben. „Wir haben in so kurzer Zeit zwei Haustiere verloren“, sagt die 46-Jährige und versucht, ihre Tränen zurückzuhalten.
Veterinäramt untersucht Verletzungen des Hundes
Noch am Freitag haben die Fürups ihre beiden Tiere zusammen beerdigt. Doch wie ihr Hund ums Leben gekommen war, ließ ihnen keine Ruhe. „Wir entschieden uns, Balu am frühen Samstagmorgen wieder auszugraben“, sagt Anja Fürup. Danach brachten sie den Hund zu einem Tierarzt. Dort wurde er gekühlt, bis er am Dienstag an das Veterinäramt des Landkreises übergeben wurde. Eine Obduktion soll zeigen, wie genau der Hund ums Leben kam. „Wir wissen noch nichts Genaues und erfahren es auch nur, wenn wir einen Rechtsanwalt einschalten“, sagt Anton Fürup.
Nach den Untersuchungen bekommt die Familie ihren Hund nicht wieder und das will sie auch nicht. „Unsere vierjährige Tochter denkt, dass Balu immer noch vergraben ist und im Hundehimmel spielt“, erklärt Anja. Außerdem hätte niemand aus der Familie nochmal die Kraft, wieder ein Loch auszuheben und den Hund erneut zu begraben.
Familie Fürup glaubt nicht an Notwehr
Der 69-Jährige, der aus Notwehr den Hund erstochen haben will, soll den Hund der Familie gekannt haben. „Man kam sich fast jeden Tag beim Spazierengehen entgegen“, sagt Anton Fürup. Dass die Tat aus Notwehr passiert sei, glaube die Familie nicht. „Balu war so ein lieber und freundlicher Hund. Er hat sich mit allen verstanden – egal ob Mensch, Hund oder Katze.“ Außerdem hätten weder der 69-Jährige noch seine beiden Hunde irgendeine Art von Verletzungen gehabt, sagen die Fürups.
Angeblich soll der 69-Jährige auch schon mehrere Nachbarn bedroht haben, wenn sie ihre Hunde frei laufen ließen. Das behaupten zumindest die Fürups. Deshalb ist sich die Familie sicher: „Es war vorsätzlich. Er muss auf unseren Hund gewartet haben. Außerdem sagte er uns selbst, dass er Balu erst ins Gesicht getreten hat, bevor er zustach. Er hat Balu den Unterkiefer gebrochen. Das hätte doch völlig ausgereicht, um sich zu verteidigen“, sagt Anton Fürup verständnislos. Seine Vermutung sei, dass der Rhauderfehner Balu an seinem Hundegeschirr festhielt, zutrat und anschließend zustach, bevor er ihn wieder laufen ließ.
Verdächtiger äußert sich zu Vorwürfen nicht
Am Freitagnachmittag trafen der 69-Jährige und die Fürups nochmal vor dem Haus der Familie aufeinander. Zum ihrem 18-jährigen Sohn, der die Tür öffnete, habe der 69-Jährige gesagt, dass es ihn nicht „jucke“, dass der Hund jetzt tot sei. Er habe die Tat direkt zugegeben, aber keine Reue gezeigt. „Er war eiskalt. Er sagte, dass die Hunde nur Sachen sind und wenn jemand seine Sachen schädigt, dann verteidigt er sich. Für ihn war die Sache geklärt“, schildert Anja Fürup. Der 69-Jährige, der verdächtigt wird, den Hund erstochen zu haben, will sich auf Nachfrage unserer Zeitung nicht zu den Vorwürfen äußern. „Die Polizei ermittelt und wir werden sehen“, so der Rhauderfehner.
Die Familie Fürup ist sich einige, dass sie keinen neuen Hund bekommen werde. Balu könne nicht ersetzt werden und sei ein fester Teil der Familie gewesen. „Unsere kleine Tochter möchte jetzt unbedingt einen Tierarzt-Koffer haben, damit sowas nicht noch einmal passiert und man schneller helfen kann, sagt Anja Fürup mit trauriger Stimme.