Best of 2022 Fleischer Brandt aus Flachsmeer macht endgültig dicht

Geertje Wehry
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Von Geertje Wehry
| 28.10.2022 17:43 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Noch im Juli waren Jann-Fokko Brandt (links) und sein Sohn Eike optimistisch, was die Neuaufstellung ihres Geschäftsmodells anging. Dann kam die Erhöhung der Energiepreise. Foto: Wehry
Noch im Juli waren Jann-Fokko Brandt (links) und sein Sohn Eike optimistisch, was die Neuaufstellung ihres Geschäftsmodells anging. Dann kam die Erhöhung der Energiepreise. Foto: Wehry
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Noch im Sommer hatte der Traditionsbetrieb aus der Gemeinde Westoverledingen sein Konzept komplett geändert. Nun ist jedoch für immer Schluss.

Wenige Wochen vor dem Ende der Traditionsfleischerei in Flachsmeer hatten Jann-Fokko Brandt und sein Sohn Eike mir noch begeistert von ihrem neuen Konzept – Bestellfleischerei statt Ladengeschäft – berichtet. Bereits in diesem Gespräch wurde deutlich: Im Fleischerhandwerk sieht es nicht rosig aus: viel Bürokratie, fehlendes Personal. Mit den steigenden Energiepreisen folgte im Laufe dieses Jahres ein weiteres Problem. Brandts beschlossen lieber gleich zu schließen, bevor die höheren Preise auch sie erreichten.

Oberledingerland - Am Samstag ist nach 43 Jahren Fleischerei Brandt in Flachsmeer Schluss. Jann-Fokko Brandt dreht den Schlüssel um. Erst im Juli hatte er gemeinsam mit seiner Ehefrau, seinem Sohn Eike Brandt und einem Gesellen den Neustart gewagt und das Ladengeschäft an der Papenburger Straße in Flachsmeer für Laufkundschaft geschlossen. Stattdessen wurden die Fleisch- und Wurstwaren nur noch auf Bestellung vorbereitet. Doch damit ist es nun auch vorbei.

„Am neuen Konzept hat es nicht gelegen“, macht Jann-Fokko Brandt gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich. Das sei zwar schleppend angelaufen, hätte sich jedoch letztendlich gut entwickelt. „Das Problem sind die Erhöhungen der Energiepreise“, so der Fleischermeister. Für 2023 hätte die Preissteigerung für seinen Betrieb zusätzliche Kosten von 30.000 bis 40.000 Euro bedeutet.

Kleine Fleischereien sterben

Eine Perspektive, die denkbar schlecht sei. „So möchte ich meinem Sohn den Betrieb nicht an die Hand geben“, sagt der Seniorchef. Die Fleischerei sei durch die Kühlungen und das benötigte heiße Wasser sehr energielastig, Einsparungen seien kaum möglich. Unter den jetzigen Vorzeichen sehe er keine andere Lösung, als den Betrieb einzustellen.

Es ist die nächste Schließung eines Traditionsfleischers im Oberledingerland. Immer mehr Betriebe in der Region machen dicht. Bereits im April sagte Innungsmeister Markus Leggedör: „Die kleinen Fleischereien sterben.“ Bereits vor der Energiekrise standen die Betriebe vor zwei großen Herausforderungen: dem Fachkräftemangel und der aus Sicht der Fleischer immer weiter zunehmenden Bürokratie.

Interesse an Produkten ist noch da

Vorsichtig optimistisch ist Fleischer Daniel Hanneken aus Ostrhauderfehn. „Noch sehe ich uns nicht in Gefahr“, sagt er auf Anfrage. Allerdings sei auch noch unklar, wie sich die Lage weiterentwickelt. „Unsere Energieverträge laufen noch bis Mitte nächsten Jahres, dann wird man schauen“, so der Fleischer. Die Preise für Wurst und Fleisch habe er jedoch bereits anpassen müssen. Gleichzeitig beobachte Hanneken, dass viele ehemalige Stammkunden von Konkurrenten, die ihre Geschäfte geschlossen haben, zu ihm kommen. Das Interesse für Produkte vom Fleischer sei also nach wie vor da.

Jann-Fokko Brandt selbst kennt viele seiner Kunden von Kindesbeinen an. Seine Eltern haben den Betrieb an der Papenburger Straße aufgebaut, als er zehn Jahre alt war. „Das Herz blutet mir“, sagt er. Auch bei den Stammkunden sei der Entschluss nicht leicht aufgenommen worden. „Teilweise haben sie geweint“, hat der Fleischer beobachtet. „Wir haben unsere Arbeit hier immer gern gemacht, es war für uns eine Leidenschaft“, betont er.

Sowohl Sohn Eike Brandt als auch der Geselle haben bereits wieder neue Arbeitsstellen. Brandt Senior und seine Frau werden sich zunächst um die Abwicklung des Betriebes kümmern. „Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Brandt. Wie es für sie danach weitergehe, werde sich zeigen.

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