Best of 2022 Von Logabirum zum Rathaus – ein Rennen mit überraschendem Ausgang

Michael Kierstein
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Von Michael Kierstein
| 16.06.2022 17:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Teilweise sind die Straßen so schmal, dass der Fahrradschutzstreifen nicht eingehalten werden kann. Foto: Ortgies
Teilweise sind die Straßen so schmal, dass der Fahrradschutzstreifen nicht eingehalten werden kann. Foto: Ortgies
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Der Leeraner Stadtverkehr ist von Sperrungen und Umleitungen geprägt. Überall kann man viel Zeit verlieren. Eine Probe.

Der Verkehr in der Ledastadt war für mich in diesem Jahr das beherrschende Thema. Sei es der Bummert, der Stadtring oder andere Baustellen. Unzählige Artikel habe ich zu den Baustellen in der Stadt geschrieben und stand selbst regelmäßig im Stau. Dieser Artikel war für mich dennoch der eindrücklichste. Das liegt vor allem am Ergebnis, das im Vorfeld von uns allen als unmöglich eingestuft wurde.

Leer - Stau, Sperrung, Umleitung: Kaum etwas charakterisiert den Leeraner Stadtverkehr momentan so gut wie diese drei Worte. Auch in sozialen Netzwerken berichten die Nutzer von deutlichen Verzögerungen auf Routen, die sie täglich fahren. Vor allem die Bremer Straße, die Hauptstraße und der Bummert sind Engstellen im Verkehr.

Alle drei siegessicher am Start in Logabirum: Nikola Nording (von links) Michael Kierstein und Katja Mielcarek. Foto: Ortgies
Alle drei siegessicher am Start in Logabirum: Nikola Nording (von links) Michael Kierstein und Katja Mielcarek. Foto: Ortgies

Auch die Mitglieder der Redaktion sind täglich im Stadtverkehr unterwegs. Eine Strecke, die dabei regelmäßig auftaucht ist diese: Vom Verlagsgebäude in Logabirum zum Rathaus in der Innenstadt. Seien es Ausschusssitzung oder Gespräche mit der Verwaltung, kaum ein Ziel wird so regelmäßig angefahren. So kam die Idee auf, auf drei Routen dieses Ziel zu erreichen. Dabei war der Weg über die Autobahn ausdrücklich verboten.

Die Ausgangslage

Start war um 13.40 Uhr am Verlagsgebäude. Im Vorfeld wurden die klassischen Routen abgesprochen. Katja Mielcarek übernahm den „direkten“ Weg. Hauptstraße, Bremer Straße und über die Nessehalbinsel zum Rathaus. Nikola Nording fuhr ebenfalls über die Hauptstraße. An der Spier-Kreuzung bog sie jedoch ab und fuhr über den Südring. Michael Kierstein hielt sich von all dem komplett fern. Über den Logaer Weg schlich er sich zur Heisfelder Straße. Von dort ging es über den Bummert zur BBS und zum Rathaus.

Keiner von uns dreien hatte damit gerechnet, in unter 20 Minuten am Rathaus zu sein. Wir dachten, der Weg über den Südring wird der schnellste sein. Der über die Bremer Straße am längsten dauern. Doch es sollte ganz anders kommen. Im folgenden haben die drei Beteiligten ihre Erfahrungen aufgeschrieben.

Katja Mielcareks Route

Na super, natürlich habe ich die Route mit dem Bahnübergang Bremer Straße bekommen. Zweimal habe ich da in der vergangenen Woche fluchend gestanden, einmal zehn Minuten und einmal sagenhafte 25 Minuten. Da war der Fahrdienstleiter echt in Hochform und hat blind für den wachsenden Stau gleich drei Züge auf einmal durchgelassen. Meine Siegesgewissheit hält sich also in engen Grenzen, auch noch, als ich auf der Hauptstraße grüne Welle habe, in einem Rutsch bis zur Spier-Kreuzung komme und da Kollegin – und für diese Tour Konkurrentin – Nikola Nording freundlich winkend links stehenlasse.

Und dann passiert es: Die Schranken sind oben, die Schranken bleiben oben und ich rolle fassungslos und gänzlich ungestört ohne jede Verzögerung über den Bahnübergang. Ein Traum, auch wenn das unseren Ansatz, das Verkehrschaos in Leer zu dokumentieren, ziemlich ad absurdum führt. Jetzt hat mich aber der Ehrgeiz gepackt: Sollte ich, von der alle angenommen haben, dass ich mit Abstand die Letzte sein werde, allen ein Schnippchen schlagen können? Ich kann: Die grüne Welle begleitet mich in den Bahnhofsring, durch die Georgstraße, die Sägemühlenstraße und die Nessestraße bis vor die Dr.-vom-Bruch-Brücke. Da muss ich tatsächlich eine halbe Minute warten, bis ich und das eine Auto vor mir Grün bekommen. Der Beginn einer Pechsträhne? Mitnichten. Ich ergattere einen von drei Parkplätzen direkt neben dem Rathaus – und bin nach 13 Minuten und 36 Sekunden die Erste an der Rathaustreppe.

Nikola Nordings Route

Auf los geht’s los: Ich wähne mich eigentlich schon als Siegerin unseres kleinen Rennens. Ich fahre zunächst über die Bundesstraße 436 nach Leer rein. Durch die Hauptstraße komme ich zunächst ganz gut. Nach drei Minuten Fahrt muss ich an der Tankstelle an der roten Ampel halten. Das geht aber fix und ich komme gut bis zur Spier-Kreuzung voran. Dort muss ich allerdings warten. Eigentlich stehe ich nur gut 90 Sekunden dort, aber als Katja Mielcarek an mir vorbei düst, werden aus Sekunden plötzlich Jahre.

Ich biege links ab, fahre über die B 70 und fahre von dort auf den Südring. Die Ampeln sind gnädig zu mir. Ich überquere die Südring-Brücke und muss an der Polizei warten. Dabei beobachte ich doch glatt einen grauen VW, wie er mit voller Fahrt über die rote Ampel fährt. Ein unmögliches Verhalten, denke ich mir. Fahre – bei Grün – auf die Nessestraße und von dort über die Rathausbrücke. Ein Parkplatz am Restaurant „Zur Waage“ ist noch frei. Nach genau 14,49 Minuten bin ich angekommen.

Michael Kiersteins Route

Nicht immer ist der direkte Weg auch der schnellste. Deshalb fahre ich über den Logaer Weg zur Heisfelder Straße. Die Idee: Wenn es am Bummert gut läuft und die Bahnschranke am Logaer Weg offenbleibt, kann mich eigentlich keiner schlagen. Ich gebe zu: Das sind zwei sehr große Wenns. Dennoch war die Hoffnung groß. Zwei Probleme trafen mich aber schon im Logaer Weg. Dieser ist, gerade wenn sich zwei Autos entgegenkommen, recht schmal im Bereich zwischen Bahndamm und Heisfelder Straße. Ein Ausweichen auf den Fahrradstreifen ist teilweise unumgänglich. Als dann ein Fahrradfahrer vor mir herfuhr, war an überholen gar nicht zu denken.

Das zweite Problem: der Bahnübergang Höhe Parkstraße. Als ich ankam, schlossen sich die Schranken. Mit einem Seufzer stellte ich den Motor ab. Doch nur zehn Sekunden später, ratterte auch schon der Zug durch und die Fahrt ging weiter. Nun näherte ich mich meiner größten Sorge: dem Bummert. Gedanklich bereite ich mich auf einen kilometerlangen Stau vor. Doch auch hier: Glück gehabt. Kaum etwas los. Gut kam ich durch und bog in die Ubbo-Emmius-Sraße ein. Von dort fuhr ich flüssig zum Parkplatz an der Großen Bleiche. Zu Fuß ging es von hier zum Rathaus. Da standen meine Kolleginnen allerdings schon und grinsten. Beide waren noch schneller. Das kann doch gar nicht sein. Langsamer als Nikola hatte ich gedacht. Aber Katja hätte frühestens in 30 Minuten auftauchen sollen.

Das Ergebnis

Damit hatte von uns keiner gerechnet. Wir alle waren in unter 20 Minuten am Rathaus angekommen. Doch die Route, von der wir sicher waren, dass sie am längsten dauern wird, wurde zur schnellsten. Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Als wir fuhren, war die Schule länger vorbei und der Feierabendverkehr hatte nicht eingesetzt. Am frühen Nachmittag kamen wir alle drei recht gut durch die Stadt. Allerdings stand auch niemand von uns lange vor einer geschlossenen Schranke.

Katja Mielcarek (von rechts) siegte vor Nikola Nording und Michael Kierstein. Foto: Ortgies
Katja Mielcarek (von rechts) siegte vor Nikola Nording und Michael Kierstein. Foto: Ortgies

Am frühen Morgen, zur Mittagszeit oder im Feierabendverkehr sieht die Welt dann ganz anders aus. Unser Fazit: Den einen richtigen Weg durch die Innenstadt gibt es nicht. Man muss Glück haben und auf die Uhrzeit achten, zu der man unterwegs ist. Zum Schulbeginn und -schluss sollte der Bummert umfahren werden. Die Bremer Straße bietet eigentlich immer eine Tücke, denn der Bahnübergang ist bis zu 20 Minuten pro Stunde geschlossen. Der Südring hingegen ist die sicherste Variante. Zumindest dann, wenn das Fahrzeug unter 30 Tonnen Zuladung hat. Klar ist auch: Man kann zu jeder Zeit auf jeder Straße im Stadtgebiet eine Menge Zeit verlieren.

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