Hunderte Einsätze Sturmtief hält Einsatzkräfte in Ostfriesland auf Trab
Am Mittwoch zog das Sturmtief „Poly“ über Ostfriesland und hielt die Einsatzkräfte auf Trab. Zwei Menschen kamen durch das Unwetter ums Leben.
Ostfriesland - Das Sturmtief „Poly“ ist am Mittwoch mit voller Kraft auf Ostfriesland zugerollt. Mit bis zu 130 Stundenkilometern sind Orkanböen über die Niederlande und Niedersachsen gezogen – und haben zwei Menschen das Leben gekostet. Ein entwurzelter Baum begrub eine Fußgängerin in Rhede im Emsland unter sich, wie die Polizei mitteilte. Die Frau wurde eingeklemmt und starb noch an der Unfallstelle. Die 64-Jährige war mit ihrem Hund spazieren gewesen, der unverletzt an die Angehörigen übergeben werden konnte. Auch in Haarlem nahe der Niederländischen Hauptstadt Amsterdam kam eine 51 Jahre alte Frau durch die Auswirkungen des Sturms ums Leben. Ein Baum war durch den Wind umgeknickt und auf ihr Auto gestürzt.
In Ostfriesland waren die Feuerwehren in ständiger Alarmbereitschaft und hatten alle Hände voll zu tun. Bis 16 Uhr meldete die Ostfriesische Regionalleitstelle in Wittmund 294 unwetterbedingte Einsätze. Davon 131 im Landkreis Aurich, 138 im Landkreis Leer und 25 im Landkreis Wittmund. In Emden gab es bis 15 Uhr 21 sturmbedingte Einsätze, berichtete Wachabteilungsführer Tammo Bleeker von der hauptamtlichen Wachbereitschaft der Emder Feuerwehr. Bei den Einsätzen habe es sich in den meisten Fällen um heruntergekrachte Äste und umgekippte Bäume gehandelt, die teilweise Wege versperrten und durch die Einsatzkräfte zersägt und abtransportiert werden mussten.
Lage entspannte sich gegen Abend
Erst gegen Abend beruhigte sich die Lage in der Region wieder. „Gegen 18 Uhr hat sich die Lage entspannt – und die Unwetterwarnung wurde durch den Deutschen Wetterdienst für den Landkreis Wittmund aufgehoben“, teilte der Wittmunder Kreisfeuerwehrsprecher Oliver Hemken mit. Bis dahin sorgte das Unwetter in Ostfriesland für einige Straßensperrungen. Die Polizei Leer meldete, dass die Landesstraße 15 zwischen Jemgum und Midlum aufgrund eines Sturmschadens in beide Richtungen voll gesperrt worden war. Eine Baumkrone drohte dort auf die Fahrbahn zu stürzen, die Sicherungsarbeiten sollten voraussichtlich bis Donnerstagmorgen dauern.
Nicht nur auf den Straßen, sondern auch auf den Gleisen gab es in der Region zahlreiche Sperrungen. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, waren der Nah- und Fernverkehr vom Sturm betroffen. Mehrere Bäume seien am Mittwochnachmittag etwa auf die Gleise zwischen Emden und Leer gefallen, sagte eine Bahn-Sprecherin. Ein IC, der auf dieser Strecke fuhr, sei daher auf Höhe Westerstede-Ochholt mit einem umgestürzten Baum kollidiert. Die 164 Insassen blieben zum Glück unverletzt und mussten ihren Weg mit Bussen fortsetzen. Die Störung auf der Strecke zwischen Bremen und Norddeich Mole dauerte bis in die frühen Abendstunden. Im Regionalverkehr kam es deshalb im weiteren Tagesverlauf zu Verspätungen und Zugausfällen.
Einschränkungen im Fährverkehr
Viele Fähren – unter anderem von und nach Baltrum, Langeoog, Wangerooge und zwischen Cuxhaven und Helgoland – fuhren nach Angaben der Betreiber ab Mittwochmittag nur noch eingeschränkt oder blieben gleich im Hafen. So fielen zum Beispiel die Katamaran-Verbindungen der AG-Ems zwischen Emden und Borkum ab 13 Uhr aus. Auch zwischen Norddeich und Norderney konnten zwischenzeitlich keine Schiffe der Reederei Norden-Frisia ablegen.
Einige Veranstaltungen mussten aufgrund der Wetterlage ebenfalls ausfallen. So hatte die Leeraner Polizei die traditionelle Schools-Out-Party am Hafen aufgelöst, außerdem wurden in Leer der Wochenmarkt abgesagt, sowie einige andere kleinere Veranstaltungen in der Region.
Heftige Böen in den Niederlanden
Das Unwetter störte in Folge der heftigen Sturmböen auch in den Niederlanden den Verkehr. In der Nordhälfte des Landes wurde der Bahnverkehr sogar komplett eingestellt, einige Autobahnen waren zudem gesperrt, Schulen und Parks teils geschlossen und in einigen Städten blieben auch die Busse in den Depots.
So schnell wie das Sturmtief „Poly“ gekommen war, zog das Unwetter dann am Abend auch wieder ab. „Am Donnerstag werden wir von dem Sturm nichts mehr spüren“, kündigte ein Sprecher vom Deutschen Wetterdiens an. Dann wechselt sich laut Vorhersage starke Bewölkung mit einzelnen Schauern oder kurzen Gewittern ab, dazwischen gibt es sonnige Abschnitte. Die Temperaturen klettern auf bis zu 24 Grad.
Mit Material von dpa