Führungen durch Denkmal Alte Waage Oldersum wartet am Sonntag auf Besucher
Vom verfallenen Haus zum Schmuckstück im Dorf: die Alte Waage in Oldersum. Dort feiert der Förderverein am 9. Juli einen Jahrestag und lädt Interessierte dazu ein.
Oldersum - Die Alte Waage ist eines der ältesten Gebäude im Landkreis Leer. Vor 15 Jahren allerdings bot das Haus aus dem 15. Jahrhundert einen traurigen Anblick. Dass es heute ein Schmuckstück im Ort ist, liegt nicht zuletzt am Einsatz des Fördervereins. Er möchte sein 15-jähriges Bestehen am Sonntag, 9. Juli, mit einem Tag der offenen Tür in der Alten Waage feiern. Das ist gleichzeitig ein Beitrag zum Festjahr „50 Jahre Moormerland“.
„Das Haus war dem Verfall preisgegeben“, erinnert sich Christel Wilden. Als Nachbarin habe sie deshalb keine Sekunde gezögert, als der Heimatverein die Alte Waage übernahm, aber 2008 für die Sanierung Geld brauchte. Mit anderen Oldersumern gründete Christel Wilden den Förderverein und ist jetzt dessen Vorsitzende. „Wir haben uns mit viel Herzblut für den Erhalt engagiert, und das war richtig so“, sagt sie.
Gut angelegtes Geld
Der Heimatverein hatte seinerzeit im Park das Freilichttheater „Dusend Daalers“ aufgeführt und daraus Einnahmen von 20.000 Euro. „Dieses Geld mussten für laut unserer Satzung gut anlegen“, sagt Jakob Janshen, Vorsitzender des Heimatvereins und Geschäftsführer des Fördervereins. Das Geld wurde in den Kauf der Alten Waage investiert, aber das reichte natürlich nicht. Der Förderverein legte sich ins Zeug und organisierte Veranstaltungen, bei denen für das Haus gesammelt wurde.
Dazu gehörten zum Beispiel Flohmärkte oder Stände auf dem Appeldag bei der Alten Seilerei. Für die Flohmärkte wurden die Oldersumer gebeten, Dinge zu spenden, die sie nicht mehr brauchten. „Mit Corona wurde das zum Selbstläufer“, sagt Christel Wilden. Zwar brachten die Oldersumer viele Artikel, die sich in der Seilerei anhäuften. Aber gleichzeitig fielen alle Veranstaltungen aus. „Deshalb haben wir voriges Jahr eine Woche lang Flohmarkt gemacht“, sagt die Vorsitzende. Das Ergebnis: weitere 2000 Euro für die Waage.
Bei Sanierung halfen viele mit
Für den Heimatverein sei der Förderverein ein Glücksfall gewesen, sagt Janshen: „Dank der Unterstützung sind wir bald schuldenfrei.“ Das Geld sei in die Tilgung von Krediten geflossen. Dass der Heimatverein die Sanierung schultern konnte, sei nur möglich gewesen, weil eine Gruppe von acht handwerklich geschickten Mitgliedern viele Arbeiten selbst machen konnte, angefangen bei der Entrümpelung des Gebäudes: „Acht Schuttcontainer wurden voll“, sagt Janshen.
Heute betreibt der Heimatverein in dem historischen Gebäude ein 4-Sterne-Gästehaus mit einem Appartement mit Pantry-Küche, einem Doppelzimmer sowie einem Einzelzimmer. Alle verfügen über ein eigenes Bad mit Dusche und WC sowie einem Fernseher. Außerdem befindet sich im Erdgeschoss ein Leseraum und ein Frühstücksraum mit voll ausgestatteter Küche. In diesem Jahr gab es bereits 38 Buchungen, sagt Henny Hausmann, Schriftführerin des Fördervereins, die sich um die Vermietung kümmert.
Man kann dort sogar heiraten
Was nicht einmal alle Oldersumer wissen: In der Alten Waage können Ehen geschlossen werden. Es ist eine Außenstelle des Standesamtes der Gemeinde Moormerland. Zur Trauung können etwa 20 Gäste kommen, für einen Sektempfang steht ein Raum oder die Terrasse am Sieltief zur Verfügung. Kürzlich habe ein Ehepaar eine Übernachtung gebucht, das in der Waage geheiratet hatte. „Die Frau war damals schwanger“, sagt Janshen. Nun wollten die beiden ihren ersten Hochzeitstag in Oldersum verbringen. „Eigentlich vermieten wir nicht für eine Nacht“, sagt Hausmann, aber in diesem Fall machte der Heimatverein eine Ausnahme. „Nun kam das Paar mit dem Baby, das damals unterwegs war“, erzählt Janshen.
Wer sich die Alte Waage anschauen möchte, hat dazu am Sonntag, 9. Juli, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr beim Tag der offenen Tür Gelegenheit. Es werden Führungen durch das Haus angeboten, außerdem gibt es Tee, Kaffee und Kuchen.
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