„Goldene Olga“ Westoverledinger Hof gehört zu den besten Milchbetrieben Niedersachsens
Die Niedersächsische Milchwirtschaft hat ihren Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften vergeben und zeichnet die elf besten Milcherzeuger aus. Mit dabei: Familie Cordes aus Westoverledingen.
Westoverledingen - Die Milchwirtschaft im Landkreis Leer hat Grund zur Freude: Heiner Cordes und Marike Loesing aus Bullerbarg haben sich mit ihrem Betrieb beim „Milchlandpreis“ unter den elf Besten platziert und dürfen sich nun zu den „Besten Milcherzeugern Niedersachsens 2023“ zählen. Für diesen Erfolg wurden sie Anfang Dezember in Bad Zwischenahn von Jan Heusmann und Weert Baack von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) und dem Landvolkpräsidenten Dr. Holger Hennies geehrt. Wir haben diese Auszeichnung zum Anlass genommen, uns auf dem Hof der Familie Cordes umzusehen.
Worum geht es beim Milchlandpreis?
Seit 2002 zeichnet die LVN jährlich elf der rund 7800 Milcherzeuger in Niedersachsen mit ihrem Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften aus. Die ersten drei Platzierten dürfen sich nicht nur über vierstellige Geldpreise freuen, sondern die goldene, silberne und bronzene „Olga“ in Form einer lebensgroßen Kuhstatue auf ihren Höfen zur Schau stellen. Den ersten Platz machte in diesem Jahr der Hof Horsink aus Esche in der Grafschaft Bentheim.
Cordes und Loesing erzählen, dass zum Bewerbungsstart jeder Milchviehbetrieb in Niedersachsen einen Fragebogen erhalte. In diesem müssen unter anderem präzise Angaben zu Herdenmanagement und Betriebsergebnissen gemacht werden. Nach Aussage der LVN suche man einen Betrieb, „der sich durch einen besonders verantwortungsbewussten Umgang mit seinen Tieren, der Umwelt und den auf dem Hof arbeitenden Menschen heraushebt“. Sämtliche Angaben werden vor Ort von einem Gutachterteam kontrolliert. Das kann mitunter einen ganzen Tag dauern, erklärt Loesing: „Wir waren aufgeregt, haben uns aber gut vorbereitet.“
Landwirte aus Leidenschaft
Der Hof ist seit 1816 im Familienbesitz, Heiner Cordes hat den Betrieb 2016 von den Eltern übernommen. Der heute 28-Jährige führt den Hof somit in sechster Generation. Dabei wird er von seiner Partnerin Marike Loesing unterstützt. Zusammen bewirtschaften sie einen 90 Hektar großen Betrieb mit 120 Milchkühen und haben in den letzten sieben Jahren die Milchleistung des Hofes verdoppelt. Wie das gelungen ist? „Wir achten sehr auf das Tierwohl, haben die Fütterung angepasst und im letzten Jahr zwei Melkroboter angeschafft“, berichtet Loesing.
Die 27-Jährige, die regelmäßig bei Züchterwettbewerben unterwegs ist, liebt an ihrem Beruf vor allem die Abwechslung. Kein Tag sei wie der andere. Diese Begeisterung transportiert Familie Cordes auch nach außen. Regelmäßig werden sie von Kindergärten und Schulklassen besucht. Die Kinder können den Tieren dabei ganz nah kommen und lernen spielerisch, wie Landwirtschaft funktioniert.
Kuhfreunde gesucht
Auf dem Weg zum Stall merkt man Angela Cordes, Heiners Mutter, an, wie stolz sie auf ihren Sohn ist. Seine Ausbildung zum Landwirt habe er mit Bestnote abgeschlossen, erzählt sie. „Mit Marike hat er die passende Freundin gefunden. Die beiden sind ein tolles Team“, sagt sie. Seit fünf Jahren ist der Hof selbst Ausbildungsbetrieb. Auf die Frage, was potenzielle Bewerber mitbringen müssten, antworten Cordes und Loesing: „Wir wollen Kuhfreunde. Viele denken, man könnte als Landwirt den ganzen Tag auf dem Trecker sitzen. Uns ist es aber wichtiger, dass alle auf dem Hof nah am Tier arbeiten.“
Im Stall selbst stößt ein ehemaliger Auszubildender hinzu: Mittlerweile ist René Dornbusch fest auf dem Betrieb angestellt. Gemeinsam mit Marike Loesing holt er Marike aus dem Stall. Als Loesing für ein Hofpraktikum in Sachsen-Anhalt war, wurde ein Kalb nach ihr benannt. Ein paar Jahre später wurde dieses Kalb von der Familie Cordes gekauft und mit ihrer Namensgeberin wiedervereint. Die tierische Marike protestiert zunächst, posiert dann aber doch für ein gemeinsames Foto.
Zukunftsorientiertes Arbeiten
Danach geht es zu den Melkrobotern, Hightech-Geräte, die während des Melkens alle damit zusammenhängenden Daten genauestens analysieren und auswerten. Der Einsatz von Technik sei auf landwirtschaftlichen Betrieben mittlerweile nicht mehr wegzudenken, erklärt Heiner Cordes. Man müsse auch bei der Milchproduktion zukunftsfähig arbeiten. Doch was, wenn die Roboter kaputt sind? „Tatsächlich ist genau das während der Preisverleihung passiert“, lacht Cordes. Genau für solche Fälle seien aber rund um die Uhr Techniker erreichbar.
Vor Jahren hat Familie Cordes sich schon einmal bei der „Goldenen Olga“ beworben, damals aber nur einen Trostpreis erhalten. Nun wurde erneut angetreten. „Wir wollten herausfinden, wo wir mit unserem Betrieb stehen, wie Berufskollegen arbeiten und uns mit ihnen messen“, berichtet Marike Loesing. Auf der Preisverleihung und beim anschließenden Festball habe es Gelegenheit für einen Austausch gegeben: „Bauern unter sich. Da gibt es nur ein Thema“, grinst Heiner Cordes. Das Rezept für den persönlichen Erfolg sehen Loesing und er vor allem in ihren Investitionen ins Tierwohl. Beim Milchlandpreis haben die Kuhliebhaber damit ins Schwarze getroffen: Die LVN bezeichnet sämtliche Preisträger als „Botschafter einer modernen Milcherzeugung“, die Verantwortung für Tier, Mensch und Umwelt übernehmen.