Serie „Beziehungskiste“ Zukunftsangst im Ammerland – welche Schule ist die richtige?

Ute Nobel
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Von Ute Nobel
| 21.02.2024 10:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Hausaufgaben gehören im Schulalltag dazu. Aber wenn das Kind damit überfordert ist, machen sich Eltern schnell Sorgen, ob sie sich doch für die falsche Schule entschieden haben. Symbolfoto: Pixabay
Hausaufgaben gehören im Schulalltag dazu. Aber wenn das Kind damit überfordert ist, machen sich Eltern schnell Sorgen, ob sie sich doch für die falsche Schule entschieden haben. Symbolfoto: Pixabay
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Realschule oder Gymnasium? Wenn sich die Frage stellt, auf welche Schule das eigene Kind gehen soll, sind manche Eltern ratlos. So auch Elke aus dem Ammerland, die sich an unser Expertenteam wendet.

Ammerland/Krummhörn - In unserer Serie Beziehungskiste geben Experten Lesern und Leserinnen Rat. Heute hat Elke (Name von der Redaktion geändert), 40 Jahre alt, aus dem Ammerland, eine Frage an unser Expertenteam: Unser Sohn kommt im Sommer auf die weiterführende Schule. Er hat eine Empfehlung für die Realschule – wir sind aber nicht sicher, ob er vielleicht doch besser aufs Gymnasium gehen soll, damit ihm alle Wege offen stehen. Welche Schule ist die richtige?

Antwort von Diplom-Sozialarbeiterin Sonja Saathoff

Liebe Elke,

Ihre Frage lese ich mit besonderer Freude – nicht nur aus fachlicher Sicht, weil das Thema oft in Elternberatungen behandelt wurde und wird, sondern auch aus meiner Sicht als Mutter von fünf Kindern, die ihren Weg alle schon gemacht haben. Und natürlich standen auch wir vor der Frage, welche Entscheidung die beste für das Kind ist. Was Sie sicherlich wissen und auch machen – sprechen Sie mit allen Beteiligten: Wie kommen die LehrerInnen zu ihrer Einschätzung? Sind da alle der gleichen Meinung? Was denken andere Menschen, die Ihren Sohn kennen? Was spricht für die Realschule, was für das Gymnasium? Bleibt jeweils ausreichend Zeit für Hobbys? Gibt es noch mehr Möglichkeiten, zum Beispiel eine Gesamtschule? Und vor allem – was denkt Ihr Sohn selber? Worauf hat er Lust? Wohin gehen seine Freunde und Freundinnen?

Diese „Komplexitätserweiterung“ hat den Sinn, dass Sie immer werden sagen können, dass Sie die Fragestellung von allen Seiten beleuchtet haben. Denn üblicherweise können Sie und Ihr Mann keine „falsche“ Entscheidung treffen. Aber eben auch nicht DIE richtige. Sie können eine bestmögliche Entscheidung treffen auf der Grundlage all der Überlegungen, die Sie und die weiteren Beteiligten aktuell anstellen.

Welche der Schulen wirklich passt, weiß man erst, wenn man diese erlebt, wenn Ihr Sohn dort angekommen ist, seinen Platz findet – oder eben nicht. Und dann gibt es immer die Möglichkeit eines Wechsels, da unser Schulsystem zum Glück durchlässig ist und Ihre Entscheidung nicht in Stein gemeißelt sein wird. Hierbei ist sicherlich zu bedenken, dass ein Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule oft mit einem Verlust von Selbstvertrauen verbunden ist, einer guten und konstruktiven Begleitung bedarf und vielleicht schon jetzt als ein möglicher Weg mit in Erwägung gezogen werden muss – auch im Gespräch mit Ihrem Sohn.

Meiner Erfahrung nach bekommen die meisten Jugendlichen frühestens ab Klasse neun oder zehn eine Vorstellung davon, wohin ihre Reise gehen soll. Und auch dann gibt es noch viele Möglichkeiten, den Weg zu gestalten. Sei es, dass nach der gymnasialen Klasse zehn eine Ausbildung begonnen wird oder nach dem erfolgreichen Realschulabschluss ein Wechsel auf die Berufsbildenden Schulen erfolgt, um doch noch das Abitur abzulegen. Auf dem Arbeitsmarkt werden auch dann, wenn Ihr Sohn erwachsen ist, noch alle Kräfte gebraucht, so dass er viele Wahlmöglichkeiten haben wird. Aus vielfältiger Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass Ihrem Sohn viele Wege offen stehen, unabhängig davon, welche seine nächste Schule ist. Hilfreich für ihn wird sein, wenn Sie ihm viel Vertrauen entgegenbringen – Vertrauen darin, dass er seinen Weg schon machen wird. Das ist für Kinder oft wesentlich bedeutsamer, als auf der „richtigen“ Schule zu sein.

Ein letzter Gedanke noch: Sie können und sollten, nachdem Sie Ihre Entscheidung getroffen haben, mit sich selbst und miteinander vereinbaren, dass Sie sich keine Vorwürfe machen, wenn Ihr Sohn mit der gewählten Schule nicht zufrieden sein sollte. Natürlich weiß man später immer mehr, aber mit dem Wissen von heute haben Sie die bestmögliche Entscheidung getroffen und das ist es, was wichtig ist und wozu Sie jederzeit stehen dürfen. Und wie heißt es doch – jede Entscheidung ist solange gut, bis es eine bessere gibt. Ich glaube, Ihr Sohn kann sich freuen, dass Sie sich all diese Gedanken machen und ihm einen guten Schulweg ermöglichen wollen.

Herzliche Grüße, Sonja Saathoff

Sonja Saathoff Foto: privat
Sonja Saathoff Foto: privat

Sonja Saathoff lebt in der Krummhörn und ist seit mehr als 25 Jahren als Diplom-Sozialarbeiterin tätig, viele Jahre davon in der Kinder- und Jugendhilfe. Seit einigen Jahren ist sie selbstständig als systemische Therapeutin, Coach und Supervisorin und arbeitet zudem im Psychologischen Beratungsservice des Studierendenwerks Oldenburg an der Hochschule Emden-Leer. Sie freut sich, Teil dieser Serie zu sein: „Ich freue mich darüber, wenn durch diese Serie Blickwinkel erweitert und neue Ideen für besondere (zwischen-) menschliche Situationen gewonnen werden können.“

Beziehungskiste

So sehr wir uns auch wünschen, dass es in Beziehungen immer harmonisch läuft: In der Realität kriselt es eben doch immer mal wieder im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Hier wollen unsere Experten in der Serie Beziehungskiste helfen. Habt Ihr Fragen oder Konflikte, für die Ihr einen Rat sucht? Oder benötigt ihr einen Rat für einen Freund oder eine Verwandte? Die gestellte Frage besprechen wir dann mit einem der Experten und veröffentlichen Frage und Antwort (wenn gewünscht auch anonymisiert) jeden Mittwoch in unserer Zeitung und auf unseren Webseiten. Alle Zuschriften werden selbstverständlich sensibel behandelt. Schreibt uns gerne an beziehungskiste@zgo.de oder stellt Eure Frage ganz einfach hier:

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